Ihre erste Bewährungsprobe hat die neue Fertigungshalle bereits im Dezember erfolgreich absolviert – als Schauplatz der Weihnachtsfeier der Maschinenfabrik Liezen (MFL). Nun freilich wird es ernst. Der Bau mit den Maßen von 42 mal 23 Metern befindet sich in den finalen Ausbauschritten, Bagger und Baumaschinen sind abgezogen, es geht nur noch um den Feinschliff. Geschäftsführer Herbert Decker: „Trotz straffen Zeitplans konnten wir den Bau der Halle im Zeitplan realisieren.“
Die Zukunft wird spektakulär. Auf den 1000 Quadratmetern Nutzfläche wird in diesen Tagen „einer der größten Schweißroboter Europas installiert“, erklärt das Unternehmen. Mit einer Gesamtlänge von 46 Metern könnten auf dieser Anlage Werkstücke mit bis zu 28 Metern Länge und einem Gewicht von bis zu 20 Tonnen geschweißt werden. Die MFL macht damit einen großen Sprung nach vorn, wie Decker betont: „Wir schaffen so nicht nur mehr Kapazitäten für großangelegte Automatisierungsprojekte, sondern machen mit unserem neuen Kompetenzzentrum für automatisiertes Schweißen einen weiteren strategischen Schritt hin zur europäischen Technologiespitze.“
Ist die Industriekonjunktur derzeit auch abgekühlt, so profitiert der Ennstaler Leitbetrieb aber von den Investitionen in den Bahnsektor, auf den MFL fokussiert. Denn auf dem Schweißroboter soll vor allem die Serienfertigung von Schienenfahrzeugen erfolgen, wie zum Beispiel der Hightech-Güterwagen des deutschen Bahnlogistikers Helrom. Die MFL ist beauftragt, 40 Stück des Waggons zu fertigen, mit denen Lkw-Transporte einfach von der Straße auf die Schiene verlagert werden können. „Derzeit erfolgt die technische Abnahme der Prototypen. Für die kommenden Wochen erwarten wir die Erteilung der Option zur weiteren Fertigung“, erklärt Decker.
Personalkosten um 20 Prozent gestiegen
Die aktuelle Auftragslage bezeichnet der MFL-Chef als „erfolgversprechend“. Decker spricht zugleich aber von wirtschaftlichen Herausforderungen durch einen „hohen internationalen Kosten- bzw. Wettbewerbsdruck“. Konkret setzen die jüngsten KV-Abschlüsse dem Standort zu, wie Decker in einem Statement zur Kleinen Zeitung erklärt: „Wir sind mit der vollkommen neuen Situation konfrontiert, wonach innerhalb von zwei Kollektivvertrags-Abschlüssen im Abstand von zwölf Monaten die Personalkosten um fast 20 Prozent gestiegen sind.“ Trotz der im Vorjahr noch sehr guten Auftragslage auf den Kernmärkten und „neuen Aufträgen vor der Brust, die Vollauslastung bedeuten könnten, sind die Preise angesichts des Kostendrucks ohne Maßnahmen, die wir derzeit evaluieren, nicht zu stemmen“, so Decker weiter. Welche Maßnahmen das sein werden, stehe noch nicht fest, an einen Personalabbau denke man aber nicht.
Finanzierung an Umweltstandards gekoppelt
Drei Millionen Euro investierte die MFL in den jüngsten Ausbau. Davon finanzierte die Steiermärkische Sparkasse eine Million Euro und knüpfte die Bereitstellung des Kapitals an ökologische Kriterien, ein „Green Financing“ also. Dazu Oliver Kröpfl, Vorstandsmitglied der Steiermärkischen: „Derartige ‚Green Financings‘ fokussieren Investments, die etwa nachweislich zur Reduktion von Treibhausgasemissionen beitragen, erneuerbare Energien nutzen oder die ökologische Nachhaltigkeit fördern.“ Im Rahmen der Kreditvergabe werde besonders auf die Einhaltung von Umweltstandards geachtet. Die MFL trägt etwa durch energieeffiziente Heizungs- und Kühlsysteme in der Fertigungshalle bzw. smarte Steuerungssysteme zur Reduktion des Energieverbrauches dazu bei. Die MFL sei damit kein Einzelfall, „Green Financing“ erlebe einen Aufschwung, so Kröpfl. „Das liegt zum einen schlicht am gesteigerten Umweltbewusstsein der Unternehmen, zum anderen wird durch ‚Green Financing‘ aber auch das Unternehmensimage gesteigert.“