Der Preis für Erdgas in Europa ist kurz vor dem Jahresende auf den tiefsten Stand seit drei Monaten gesunken. Am Freitag kostete der richtungweisende Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat an der Börse in Amsterdam 31,99 Euro je Megawattstunde (MWh). So günstig war europäisches Erdgas seit September nicht mehr.
Auch auf Jahressicht ging es mit dem Preis für Erdgas nach unten. Anfang 2023 wurde eine Megawattstunde noch bei 79 Euro gehandelt. Der Beginn des Kriegs im Nahen Osten hatte den Preis Anfang Oktober zwar zeitweise wieder über 50 Euro steigen lassen. Dann setzte aber eine Trendwende ein, und die Notierung ist seitdem tendenziell gesunken.
Preise bei mehr als 300 Euro
Das aktuelle Niveau liegt deutlich unter den Höchstständen, die im Zuge des russischen Krieges gegen die Ukraine erreicht worden waren. Im Verlauf des Jahres 2022 wurden zeitweise mehr als 300 Euro je Megawattstunde fällig, weil Russland seine Gaslieferungen nach Europa stark gedrosselt hatte. Ersatz musste erst gefunden werden, insbesondere in Lieferungen von Flüssiggas über den Seeweg.
Zudem sind die Erdgasspeicher gut gefüllt: In Österreich lag der Gesamtfüllstand zuletzt bei rund 92,5 Prozent, in Deutschland bei 90,8 Prozent, wie aus jüngsten Daten des europäischen Gasspeicherverbands GIE hervorging. Aber auch die Speicher von Portugal, Schweden und Polen sind praktisch voll. Weil die Energieversorger die Speicher noch zu hohen Preise gefüllt haben, schlagen sich die Preisreduktionen nicht so schnell auf die Kundenverträge nieder.
Milde Temperaturen, niedrige Verbräuche
„Die milden Temperaturen im November und im Dezember haben für verhältnismäßig niedrige Verbräuche gesorgt und so eine stärkere Entleerung der Gasspeicher vermieden“, sagte der Geschäftsführer des deutschen Branchenverbandes Initiative Energien Speichern (Ines), Sebastian Heinermann.
Zur Einordnung: Sind die deutschen Speicher voll, entspricht die gespeicherte Gasmenge etwa dem Verbrauch von zwei bis drei durchschnittlich kalten Wintermonaten. Ein Füllstand von 100 Prozent war zuletzt am 5. November verzeichnet worden.