Wer später zu arbeiten beginnt, soll länger arbeiten. So werden Studenten und Lehrlinge gleich behandelt.

Wir werden Gott sei Dank immer älter. Die Lebenserwartung ist seit den 1970er-Jahren um rund elf Jahre gestiegen. Sie liegt mittlerweile für Männer bei 80, für Frauen bei 84 Jahren. Das heißt aber auch, dass die Jahre, in denen wir die verdiente Pension genießen, immer mehr werden. 

Damit das Pensionssystem dies schultern kann, ist das Ziel, das Faktische an das gesetzliche Pensionsalter immer näher heranzuführen. Denn: Im Jahr 2022 war das Pensionsantrittsalter bei Frauen im Durchschnitt bei 59,7 und bei Männern bei 61,6 Jahren – und somit weit vom gesetzlichen Pensionsalter von 65 Jahren bei Männern entfernt. Bedenken muss man dabei, dass das Frauenpensionsantrittsalter in den kommenden Jahren sukzessive ansteigen wird.

Menschen, die ein Leben lang gearbeitet haben, verdienen eine anständige Pension. Darum ist es auch eine logische Konsequenz, dass jene, die später zu arbeiten beginnen, das Arbeiten bis zum gesetzlichen Pensionsantrittsalter eher ausreizen sollten. Lehrlinge, die schon mit 14 Jahren ins Berufsleben einsteigen und ab dann Versicherungsbeiträge einzahlen, haben also ganz andere Voraussetzungen als Studenten, die vielleicht erst im Alter von 24 Jahren berufstätig werden. Lehrlingen und Studenten möchte ich hier gleichbedeutend meine Wertschätzung zukommen lassen. Doch zu bedenken gebe ich: Je mehr Beitragsjahre man hat, umso höher fällt schließlich auch die Pension aus. Auch darum ist ein längeres Arbeiten sinnvoll, wenn es die Gesundheit zulässt. 

Wir als ÖVP haben das Ziel, Anreize zu setzen, damit mehr und länger gearbeitet wird. Immer unter dem Motto: „Leistung muss sich lohnen – auch bei den Pensionen“.

Darum haben wir ein Leistungspaket präsentiert, bei dem jene entlastet werden, die später in Pension gehen oder sogar noch über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus arbeiten.

Hier die wichtigsten Eckpunkte: Für jene, die nach dem Erreichen des Regelpensionsalters weiterarbeiten, entfallen künftig die Pensionsversicherungsbeiträge des Dienstnehmers. Das sind 10,25 Prozent bis zu einem Verdienst der doppelten Geringfügigkeitsgrenze (für 2024 entspricht das 1.036,88 Euro monatlich) und damit jährlich rund 1200 Euro Ersparnis an Pensionsversicherungsbeiträgen. Und wer trotz des erreichten Antrittsalters nicht in Pension geht, erhält in Zukunft einen Bonus von 5,1 Prozent statt bisher 4,2 Prozent pro Jahr. Bei einer Pension von 2200 Euro brutto bedeutet das bei einer zusätzlichen Arbeitsdauer von drei Jahren immerhin rund 20.000 Euro mehr Lebenspensionseinkommen.

Das ist der richtige Weg, um unsere Pensionen abzusichern und damit die Menschen ihren wohlverdienten Ruhestand mit ausreichender Pension genießen zu können.

Wögingers Forderung klingt sehr populär, geht aber am eigentlichen Thema vorbei. 

ÖVP-Klubchef August Wöginger meinte kürzlich in einem Interview, wer studiert hat, soll künftig bis zum 65. Lebensjahr arbeiten. Ich halte das im Grunde für eine populistische Aussage, weil das de facto schon jetzt der Fall ist. Akademikerinnen und Akademiker arbeiten schon jetzt oft bis zum Regelpensionsalter.

Schon mit dem Umstieg des Systems der besten 15 Jahre auf die Lebensdurchrechnung wurde eine implizite Bevorzugung von typischen Akademiker:innenkarrieren im Pensionssystem abgeschafft. Wer eine Karriere macht und am Ende der Berufskarriere einen steilen Einkommensverlauf erreicht hat, kann nicht mehr hohe Pensionen erzielen, denen nicht die dementsprechende Beitragszahlung über das ganze Berufsleben gegenübersteht.

Zeiten der Ausbildung kann man zwar sehr teuer nachkaufen, das hat aber keine Auswirkung auf den Zugang zur Langzeitversichertenpension. Anders ist die Regelung bei der Korridorpension: Wenn man also mit 62 Jahren 40 Versicherungsjahre hat, kann man vorzeitig in Pension gehen, und es besteht überdies die Möglichkeit, Versicherungszeiten nachzukaufen. Dieser Nachkauf wurde inzwischen so teuer, dass die Inanspruchnahme sehr stark zurückgegangen ist. Außerdem sind die Verluste wirklich enorm.

Die Entscheidung, mit 62 Jahren statt mit 65 Jahren in Pension zu gehen, führt zu einer geringeren Pension von ungefähr 25 Prozent. Nicht unerwähnt bleiben soll, dass mittlerweile rund 60 Prozent der Studierenden neben dem Studium berufstätig sind und einer Arbeit nachgehen. Was natürlich stimmt, ist die Tatsache, dass Menschen mit einem hohen Ausbildungsniveau in der Regel eher gesund das Pensionsalter erreichen als Menschen, die schwere manuelle Tätigkeiten verrichten müssen. Daher entscheiden sich auch einige, nach dem gesetzlichen Pensionsalter weiterzuarbeiten.

Die Forderung von ÖVP-Klubchef August Wöginger klingt zwar populär, geht aber am eigentlichen Thema vorbei. Viele Akademiker:innen arbeiten bis 65. Wir müssen vor allem dafür Sorge tragen, dass alle Arbeitnehmer gesund ihr Pensionsalter erreichen können. Sechs von zehn Leuten sagen, dass sie sich in ihrem aktuellen Beruf nicht vorstellen können, gesund in Pension zu gehen. Gerade in physisch und psychisch extrem fordernden Berufen wie etwa bei der Pflege brauchen wir kürzere Arbeitszeiten und eine Verbesserung der Schwerarbeitsregelung, damit die Beschäftigten auch im Alter gesund bleiben. Nur die Hälfte der Frauen kann direkt von einer aktiven Beschäftigung in die Pension übertreten.

Das heißt, wir brauchen keine Diskussion über ein höheres gesetzliches Pensionsantrittsalter und auch keinen Populismus, wir brauchen eine altersgerechte Arbeitswelt.