Die Baustelle wirkt verlassen, ein paar Bretter liegen vor dem Bauzaun im Gras, das die Bodenplatte in der Mitte des Grundstücks zu überwuchern beginnt. Ein trostloser Anblick, den eine Familie aus dem Bezirk Voitsberg am liebsten hinter sich lassen würde. „Wir sind finanziell und psychisch ruiniert und wollen nur noch weg von hier“, sagt eine Familienangehörige, die anonym bleiben will. In der Hannackstraße in Maria Lankowitz sollten eigentlich längst fünf Einfamilienhäuser stehen, eines davon sollte das Altersdomizil ihrer Eltern werden.
Doch inzwischen steht die Baustelle seit mehr als zwei Jahren still. Dies liegt laut dem Bauträger, einer mittlerweile insolventen niederösterreichischen Firma, an massiven Problemen mit den Baufirmen. „Wir haben jetzt die vierte Firma unter Vertrag und hoffen, dass wir mit ihr das Projekt zu Ende bringen können“, sagte der Prokurist des Bauträgers zur Kleinen Zeitung.
Baumangel führte zu Baustopp
Weil die Position der verlegten Bodenplatten von den genehmigten Plänen abwich und die Ausführung nicht dem Stand der Technik entsprach, musste die Gemeinde zum Schutz der Bauwerber einen Baustopp verhängen. Für zwei der fünf Häuser wurde der Baustopp wieder aufgehoben, da entsprechende Nachweise erbracht wurden. „Für alle Häuser gibt es eine aufrechte Baubewilligung, die konsumiert werden kann“, betont Amtsleiterin Claudia Nöres-Neuherz.
Für die Familie steht jedoch fest, dass sie nicht mehr in die Hannackstraße ziehen will. Zu groß waren die Ungewissheit und die psychische Belastung in den letzten Jahren. Nachdem lange unklar war, wann ihr neues Einfamilienhaus in Maria Lankowitz fertiggestellt wird, musste sie sich eine neue Bleibe suchen. „Das war eine Zerreißprobe. Meine Eltern hatten Existenzängste und wussten nicht, wo sie Weihnachten verbringen sollten“, erzählt die Familienangehörige.
Zugesicherte Rückzahlung unrealistisch
Stattdessen strebt die Familie eine finanzielle Rückabwicklung an: Der Anspruch auf die volle Summe, die bereits über einen Treuhänder an den Bauträger geflossen ist, sei vertraglich gesichert. Der Prokurist des Bauträgers bestätigt dies, allerdings müsse er einen Nachkäufer finden, der den Baurechtsvertrag übernimmt, damit das Geld zurückgezahlt werden kann. Laut dem Masseverwalter sei es jedoch unrealistisch, dass es im laufenden Konkursverfahren zu dieser Zahlung kommt. „Alle Gläubiger werden gleich behandelt, wenn es eine Quote gibt, ist sie für alle gleich.“
Der Verein „Bauherrenhilfe.org – Verein für Qualität am Bau“ warnte auf seiner Website vor Geschäften mit dem Unternehmen, dessen Schließung im März 2024 gerichtlich angeordnet wurde. Der vorgelegte Sanierungsplan wurde am 6. September vom zuständigen Landesgericht zurückgewiesen, „da nicht dargestellt werden konnte, mit welchen finanziellen Mitteln der Sanierungsplan erfüllt werden soll“, so der Masseverwalter. Inzwischen wurde eine neue Firma mit dem Geschäftsführer und Prokuristen des insolventen Bauträgers als Gesellschafter gegründet.
Angst vor Verjährung
Die berechtigte Sorge der Familie: „Wir haben Angst, dass das Ganze verjährt und wir kein Recht mehr auf unser Geld haben.“ Immerhin geht es um 150.000 bis 160.000 Euro. Dass der Bauträger unzuverlässig agiere, Fristen verstreichen lasse und für die Betroffenen oft tagelang nicht erreichbar sei, schürt diese Sorge.
Seitens der Gemeinde bedauert man den bisherigen Verlauf des Bauvorhabens. „Wir unterstützen, wo es geht, aber zivilrechtlich haben wir keine Handhabe“, sagen Nöres-Neuherz und Bürgermeister Kurt Riemer. Rechtsanwalt Christian Horwath kam bereits in der 2023 ausgestrahlten ATV-Sendung „Mein Recht“ zu dem Entschluss, dass der Fall zur Anzeige gebracht werden müsse. Noch einmal vor Gericht zu gehen und zu klagen, sei für die Familie jedoch nicht finanzierbar, „weil es keine Aussicht auf Erfolg gibt“. Sie hofft, endlich aus dem Albtraum eines jeden Häuslbauers aufwachen zu können.