Irgendwie sind große Feste nicht so seine Sache, doch als in der Vorwoche eine Delegation der Wirtschaftskammer bei ihm im Geschäft war, um eine Urkunde zu überreichen, ist Franz Jechart doch anders geworden. „Wir haben im Vorjahr unser 90. Jubiläum gehabt, so im Nachhinein betrachtet, ist mir doch gekommen, dass das etwas Besonderes ist.“ Da hat der heute 70-Jährige, der in Edelschrott die Bäckerei bereits in dritter Generation führt, zweifelsohne recht, denn allzu viele Traditionsbetriebe gibt es ja nicht mehr im Bezirk.

Begonnen hat sein Großvater Franz Jechart Sen. im Jahr 1922, als er einen Fleischereibetrieb zur Bäckerei umbaute. 20 Jahre später baute er noch eine Café-Konditorei dazu. 1958 übernahm Vater Erwin den Betrieb, überließ Tante Erika Eberhard das Kaffeehaus, ehe Franz Jechart Jr. dann im Jahr 2006 übernahm. Mittlerweile gehören Kaffeehaus und Bäckerei wieder zusammen, auch wenn der Chef längst schon in Pension ist. Franz Jechart lacht. „Ja, seit zehn Jahren schon.“ Und das nach wie vor ohne Ruhetag und mit täglicher Tagwache um Mitternacht. Vier Tage im Jahr hat das Geschäft geschlossen, Urlaub gibts nur zwei, drei Tage für ihn („Länger halte ich es eh nicht aus“) und tagsüber kommt er mit ein, zwei Stunden Mittagsschlaf aus, „aber wenn man etwas gern macht, dann fällt einem gar nicht auf, dass es Arbeit ist.“

Erfolgreicher Unternehmer

Jecharts Spezialität ist das von Großvater Franz erfundene zimtwürzige „Abazia“-Gebäck sowie neuerdings das Lipizzanerkeks, eine Art Linzerschnitte mit Kürbisgeschmacksnoten. Jechart produziert am Tag rund 2000 Semmeln und 300 Kilo Brot, er beliefert die Therme Nova und seit sechs Jahren auch zwei Spar-Filialen in Köflach und Rosental. Noch wichtiger ist ihm aber der Erfolg, den ihm die Kundschaft bescheinigt. Jechart wurde dreimal hintereinander von Falstaff-Lesern zum beliebtesten Bäcker der Steiermark gekürt (2019/20/21) und hat beim internationalen Branchenwettbewerb in Linz 15 Goldene und 25 Silberne eingefahren.

Lipizzanerkeks | Franz Jechart produziert die Lipizzanerkeks
Lipizzanerkeks
| Franz Jechart produziert die Lipizzanerkeks © KLZ / Robert Preis

Trotz aller Erfolge sowie der Tatsache, „dass das Geschäft eigentlich immer gut gegangen ist“, ist sich auch Jechart der Krise der Branche bewusst. „Als ich 1968 die Lehre gemacht habe, gab es mehr als 20 Bäckereien im Bezirk. Wenn ich jetzt noch ein paar Jahre weitermache, bin ich der einzige weit und breit.“ Er versteht es dennoch nicht ganz: „Wenn ich 15 Jahre jünger wäre, würde ich in Rosental oder irgendwo im Zentrum des Bezirks eine große Filiale aufmachen. Das kann eigentlich nicht schiefgehen.“ Da seine beiden Töchter aus erster Ehe den Betrieb nicht weiterführen werden, hofft er auf einen Mitarbeiter, der bei ihm die Meisterprüfung absolvierte. „Vielleicht macht er weiter.“ Und hat dann auch mehr Glück bei der Suche nach weiteren Angestellten, denn seit einem halben Jahr sucht Jechart schon nach Verstärkung für den Kaffeehausbetrieb.

Und dann? Was macht jemand, der nie einen längeren Urlaub geplant hat und praktisch stets rund um die Uhr gearbeitet hat? „Wieder Sport“, lacht er. „Früher hab ich Fußball und Tennis gespielt und war viel Laufen. Der Sport hat mich bis ins hohe Alter fit gehalten. Ich will wieder damit anfangen.“