2011 starteten Sie Ihren Modeblog "Vienna Wedekind", mittlerweile haben Sie allein auf Instagram 153.000 Follower und sind eine der erfolgreichsten Modebloggerin im deutschsprachigen Raum. Was ist Ihr Erfolgsrezept?
CAROLA POJER: Meine Authentizität und dass ich es nicht nur mache, weil es Geld bringt. Ich mache Dinge, die zu mir passen oder hinter denen ich stehen kann. Nur so kann man lange bestehen. Man braucht außerdem eine große Leidenschaft und Passion für den Beruf.
Sie leben vom Bloggen. Welche Tätigkeiten umfasst Ihre Arbeit?
Ich werde als Influencerin oder Content Createrin bezeichnet, das heißt ich erstelle Bild- und Videomaterial und zeige verschiedene Designs, von Marken über Beauty, Health und Architektur. Ein großer Teil meines Berufs ist Fotografieren. Diese Fotografien teile ich auf meinen verschiedenen Kanälen und bestücke sie mit Texten. Auch Recherche ist wichtig: Was gab’s bei den Fashion Weeks und was ist gerade Trend?
Wie verdient man damit Geld?
Dadurch, dass ich eine große Reichweite habe, kommt beispielsweise ein Designer auf mich zu und sagt: "Wir bringen eine neue Handtasche auf den Markt. Würdest du die für uns bewerben?" Wenn wir überein kommen, bucht er mich für einen Instagram-Post oder eine -Story. Im Grunde ist es wie eine Anzeige in einem Magazin oder der Zeitung.
Sie sind nun schon sehr lange in der Branche – wie hat sich diese in den letzten Jahren verändert?
Es ist viel schnelllebiger geworden und mittlerweile ist alles auf Video fixiert, sei es TikTok oder die Reels auf Instagram. Die Aufmerksamkeitsspanne ist eine ganz andere heutzutage. Es geht um schnelle Konsumation des Inhalts. Das finde ich schade. Mir fehlt das Fundament ein bisschen, dass man in die Tiefe geht und mehr Informationen bekommt.
Gefühlt wollen immer mehr Menschen Influencerinnen und Influencer werden.
Ja, das stimmt. "Influencer" hat den Berufswunsch „Schauspielerin“ etwas abgelöst. Ich glaube, er rührt von einer Sehnsucht: Man sieht Leute, die reisen, tolle Taschen und Essen haben - so wie es bei Hollywood-Stars früher war. Ich war immer Idealistin, deswegen hab ich mit dem Berufswunsch eine Schwierigkeit, weil ich finde, man muss schon etwas zu sagen haben.
Werden Sie eines Tages wieder als Schauspielerin tätig sein oder ist die Mode Ihre Zukunft?
Schauspiel wird immer meine große Liebe sein. Wenn sich ein Engagement oder eine Filmrolle ergeben würde, hätte ich große Lust darauf, aber ich sehe mich nicht mehr im Hauptberuf als Schauspielerin. Ich mache nach wie vor Sprecher-Jobs im Hörfunk und Werbeaufnahmen. In Zukunft möchte ich meinen Hauptfokus nicht mehr auf Instagram haben. Das ist mir zu wenig. Ich komme aus der Kunst, ich brauche mehr Futter und Fundament.
Sie hatten vor Kurzem eine Kooperation mit Armani.
Ich wurde beauftragt, eine Fashion-Show auf die Beine zu stellen, durfte die Models auswählen, zwölf Looks stylen und war zuständig für die Choreografie, für den Ablauf und auch für die Moderation. Mal schauen, ob es da noch Folgeaufträge gibt.
Was waren die Highlights Ihrer Karriere?
Definitiv das große Online-Feature in der deutschen Vogue. Ich bin dafür extra nach London eingeflogen worden für ein Shooting mit einem Fotografen. Dann durfte ich eine Chanel-Haute-Couture-Show anschauen. Ich hab Karl Lagerfeld gesehen.
Sie bieten "Wardrobe Consulting" für Privatpersonen an. Was kann man sich darunter vorstellen?
Wenn jemand viel in seinem Kleiderschrank hat, aber keinen Überblick, schaue ich mir die schon vorhandene Kleidung an und gebe Tipps, wie man eine zeitlose Garderobe zusammenstellen kann. Ich versuche, Fast Fashion abzukappen. Man sollte clever kaufen und sich nicht von Trends beeinflussen lassen.
Welche Kleidungsstücke tragen Sie am liebsten?
Blazer - damit sieht man immer angezogen aus. Sonst trage ich am liebsten Anzughosen und Tailor Pants. Ich mag sehr gern die Mischung zwischen feminin und maskulin.
Was ist die schlimmste Modesünde?
Ich würde sagen, es gibt fast keine mehr. Mode soll ein Spielplatz und ein Ausdruck der Persönlichkeit sein. Da ist alles erlaubt.