Die Regeln sind relativ einfach erklärt: Man nehme den alten Sportplatz in Nitscha-Dorf (Stadtgemeinde Gleisdorf), unterteile ihn in 700 kleinere Felder, verkaufe diese um je fünf Euro und lasse dann der Natur ihren freien Lauf. Und da kommen "Ricky" und "Evelyn" ins Spiel: Die beiden braungefleckten Kühe durften vergangenen Samstag auf ebenjenem Sportplatz verbringen – beäugt von Hunderten Besucherinnen und Besuchern, die sich das "1. Kuh-Bingo in Nitscha-Dorf" nicht entgehen lassen wollten. Denn: Der Besitzer jenes Feldes, auf dem der erste Kuhfladen landet, gewinnt den Hauptpreis.
Verantwortlich für diesen Spaß ist der in Nitscha ansässige Verein "Die Zeitlosen". "Uns gibt es seit knapp einem Jahr", sagt Obmann Daniel Zangl (22), "und wir wollen alte Traditionen wie dieses Kuh-Bingo wieder aufleben lassen." Denn früher, vor geschätzten 30 Jahren, sei das in der Region schon durchgeführt worden. Ähnlich wie eine Landjugend sei man aufgestellt, allerdings ohne große Organisation dahinter: "Wir wollen alles selbst machen", verrät David Maurer (25), der mit seinem Bruder den Buschenschank Maurer führt und von Beginn an dabei war. 28 Mitglieder hat der Verein mittlerweile, alle ab 18 Jahren sind willkommen.
500 Felder vorab verkauft
Zurück zum Gewinnspiel der anderen Art: Der Andrang ist groß, die Stimmung ist heiter. Die Menschen sind sichtlich erleichtert, dass sich nach langer Coronapause endlich wieder was tut im Dorf. So auch Martina Ulrich. "Ich hab vom Kuh-Bingo schon mal gehört, es aber noch nie gesehen", sagt die Lehrerin. Sie hat schon im Vorverkauf vier Felder erstanden und wartet nun am Rand, dass es losgeht.
Als alle Felder verkauft sind, gibt Moderator Luis Fröhlich das Startsignal "Gut Schiss" – und der Krimi beginnt. Ricky und Evelyn zeigen sich unbeeindruckt ob des Drucks, der auf ihren Schultern lastet, und spazieren gemütlich von einer Ecke des Platzes in die andere. So mancher Besucher versucht, die Kühe mit guten Worten in ebenjene Ecke zu locken, wo sich das gekaufte Feld, übrigens nach den Sponsoren benannt, befindet.
Zuerst tut sich nichts, dabei wird jedes Muskelzucken rund um den Verdauungstrakt beäugt. Wie lange wird man warten müssen, bis der Gewinner feststeht? Wie oft muss sich eine Kuh im Durchschnitt erleichtern? "Das ist schwer zu sagen. Hier wohl nicht so oft wie sonst, weil sie ein wenig abgelenkt sind und nicht so viel fressen wie zu Hause", meint Franz Spielhofer. Er betreibt die Landwirtschaft in Nitscha, auf der Ricky und Evelyn wohnen und die auch den Hofladen "Feiner Fanz" beheimatet. Heute ist er die ganze Zeit vor Ort und hat das Wohlbefinden seiner Tiere im Auge.
Der erste Fladen ist ein Grenzfall
Und dann ist es so weit: Ricky sorgt für Erleichterung – bei sich und beim Publikum. Doch der Fladen gibt Rätsel auf, ist er doch genau auf die Linie zwischen zwei Feldern gefallen. "Ein Grenzfall", murmelt Fröhlich ins Mikrofon. Schnell eilen Spielhofer und Zangl herbei, sogar der Einsatz eines Maßbandes wird angedacht. Doch dann nimmt der Obmann das Zepter in die Hand und entscheidet: "Bergwirt Nummer 2" ist das Gewinnerfeld. Einige Minuten später eilt Fritz Renner aus dem Publikum herbei – er ist der stolze Besitzer des entsprechenden Feldes und bekommt als Hauptpreis ein Thermenwochenende für zwei Personen – der Kuhfladen hat es so entschieden.
Katharina Lagler