Die persönliche Bestzeit um 5:30 Minuten verbessert, den alten österreichischen Rekord von Susanne Pumper von 2:32:21 Stunden regelrecht zertrümmert, das Olympia-Limit um 2:09 Minuten unterboten - hat Eva-Maria Gradwohl das im Ziel in Linz sofort realisiert?
EVA-MARIA GRADWOHL: Ich war ausgepresst wie eine Zitrone, habe daher vergessen, auf meine Stoppuhr zur drücken. So habe ich im Ziel zwei Mal nach meiner Zeit gefragt, mein Sohn Kevin hat mir dann die freudige Nachricht überbracht.

Dass Sie auf Olympia-Kurs waren, haben Sie aber schon während des Rennens gewusst...
GRADWOHL: Ich ging den Marathon mit vollem Risiko an. Nach 29 Kilometern habe ich gehört, dass ich auf Rekord- und Olympia-Kurs liege. Das hat mich unglaublich beflügelt. Die Fans waren auf den letzten Metern ein Wahnsinn. Ich bin mir wie die Prinzessin von Linz vorgekommen, die zum Hauptplatz hofiert wird.

Was waren die Hauptfaktoren für Ihre Leistungsexplosion?
GRADWOHL: Mein neuer Arbeitgeber, die Firma Borealis, hat mir ein absolut professionelles Training ermöglicht. Ich habe mich 20 Wochen intensivst auf Linz vorbereitet, war während der kalten Winterzeit zehn Wochen in Kroatien und Portugal. Seit November habe ich 3000 Kilometer heruntergespult und konnte mich optimal regenerieren.

Die Olympia-Norm von 2:33 Stunden hat Sie zusätzlich angespornt oder?
GRADWOHL: Ich hatte einige schlaflose Nächte, nachdem das Olympia-Limit in Österreich von 2:37 auf 2:33 Stunden heruntergesetzt worden ist. Diese Wut im Bauch war - im Nachhinein betrachtet - sogar hilfreich.

Das "härteste Rennen" hatten Sie aber wegen Ihres Körpergewichts...
GRADWOHL: Ich musste dreieinhalb Kilo abnehmen. Das war wirklich schlimm. Trotz der extremen Trainingsbelastungen durfte ich am Abend nichts essen. Das war härter als jeder Lauf.

Mit dem Linz-Preisgeld geht es jetzt einmal auf Urlaub?
GRADWOHL: Das Geld brauche ich für meine nächsten Trainingskurse. Andere Frauen haben einen Nerzmantel, ich ein Laktatgerät (Anm.: zum Messen von Blutwerten) um 10.000 Euro. So sieht das bei mir aus.

Sie sagen "Linz war der Lauf meines Lebens". Was dürfen wir uns bei den Olympischen Spielen in Peking erwarten?
GRADWOHL: Dort laufe ich auf eine gute Platzierung, die Zeit steht nicht so sehr im Vordergrund.

Macht Ihnen die schlechte Luft in Peking Sorgen?
GRADWOHL: Für mich ist das kein Problem. Ich bin kein hochgezüchtetes Rennpferd. Ich bin daher sicher nicht so anfällig wie absolute Weltklasseläuferinnen.