Heiraten - am Gipfel des Zetz, im Heißluftballon über Puch oder vielleicht unter Wasser im Teichalmsee? Außergewöhnliche Ideen für den schönsten Tag im Leben gäbe es auch für den Bezirk mehr als genug. Die Praxis aber sieht anders aus. Seit heuer gibt es nämlich zusätzlich zum gesetzlich festgeschriebenen "würdigen Rahmen" einer standesamtlichen Trauung ganz genaue Richtlinien darüber, wo man überall nicht getraut werden darf.

Schlechte Karten. Außer dem Standesamt bleiben da nur wenige Möglichkeiten (siehe Infokasten rechts). Und auch die müssen erst vom Bürgermeister als erster Entscheidungsinstanz genehmigt werden, wie Kurt Horvath-Königshofer, Landesleiter des Fachverbandes der Standesbeamten, sagt. "Damit sollen die Auswüchse, wie sie stattgefunden haben, unterbunden werden", erklärt er. In den Standesämtern des Bezirks werde aber ohnehin kaum nach Trauungen "außer Haus" gefragt, wie die meisten Standesbeamten sagen. Wenn, dann sei es meist der eigene Garten, der gewünscht wird. "Und am liebsten wäre es den Brautleuten oft gleich bei der Tafel im Gasthaus", schmunzelt Ursula Friesenbichler, Standesbeamtin in Anger.

Am Apfelbaum. "Auch wir haben wenige Anfragen, aber wenn der Rahmen einigermaßen würdig ist, hätte ich persönlich nichts gegen eine Trauung außer Haus. Nur wenn einer unter Wasser heiraten will, naja...", lacht Günter Blasl aus Fischbach. Sein Amtskollege aus Gasen, Josef Willingshofer, sieht das ähnlich: "Für Trauungen am Apfelbaum oder im Heißluftballon bin ich aber nicht zu haben!", lacht er. Für eine Trauung mitten Wald, unmittelbar vor dem Feriendomizil zweier Urlauber, war er vor Jahren allerdings schon zu haben. "Das war damals recht a liabe G'schicht, aber wenn man's jetzt nicht mehr darf, müssen wir uns halt dran halten", sagt er. Einige seiner Kollegen sind aber gar nicht so unfroh über die strengen Auflagen. Franz Schanes aus Sinabelkirchen zum Beispiel. Er spricht die große Befürchtung vieler seiner Amtskollegen aus: "Wenn es keine klaren Richtlinien gibt, wo fängt's dann an und wo hört's auf? Im Garten, am Acker, am Traktor?" Oder vielleicht auf einem Kreuzschiff im Mittelmeer. Dorthin wollte ein Grazer Paar Schanes am Beginn seiner Amtszeit mitnehmen. Den Urlaub ließ er sich aber durch die Lappen gehen. "Sogar gern, denn ich wusste ja nicht einmal, ob ich das darf", lacht er heute.

Im Gasthaus. Das mit dem Dürfen ist eben so eine Sache. So wurde in St. Kathrein/Offenegg zum Beispiel bis voriges Jahr noch daheim am Bauernhof, in Kapellen und sogar im Gasthaus getraut. In Gutenberg feierte man unter anderem auch auf Hütten und in Fischbach durfte ein Feuerwehrmann ausnahmsweise sogar im Feuerwehrhaus "Ja" sagen.