Es ist kein Welpe, der Jagdhund Boomer auf Schritt und Tritt folgt. Seit rund einer Woche lebt bei Hans Karner im Hof ein nur wenige Tage altes Rehkitz. Der Jäger aus Unterfladnitz bei St. Ruprecht an der Raab nahm es bei sich auf, nachdem es unterkühlt, geschwächt und dem Tode geweiht in einem Obstgarten gefunden wurde.

Vergeblich fiepte es nach seiner Mutter. Die kam nicht mehr und wurde wenig später tot in der Nähe des Obstgartens gefunden. „Es war mit großer Wahrscheinlichkeit die Mama“, sagt der erfahrene Jäger. Ein Auto dürfte es erwischt haben.

Karner beobachtete das Kitz einige Zeit, bevor er sich dazu entschied, es mitzunehmen. „Ich hab es auf eine Wärmflasche gelegt. Es konnte nicht mal von selbst trinken“, erzählt er.

Nach Stunden hob es erstmals den Kopf, am nächsten Tag stand „Sam“ auf und fragt nur mehr alle vier Stunden nach der Flasche.

Auf Schritt und Tritt folgt das Kitz dem Hund:

Tagsüber ist das Kitz in einem Gehege, dem Zwinger von Karners Hund, untergebracht, nachts kommt es mit ins Haus. Apropos Hund: Der sieben Jahre alte Jagdhund wurde für das neugeborene Kitz zum Mutterersatz. Es folgt ihm überallhin, versucht sogar zu trinken.

Es ist nicht das erste Mal, dass im Hause Karner vorübergehend ein Rehkitz wohnt. Schon mehrmals hat er die verwaisten Tiere aufgenommen, rund ein halbes Jahr großgezogen und dann ins Jagdgebiet Unterfladnitz entlassen.

Eine Marke am Ohr markiert die mit der Flasche aufgezogenen Rehe, so werden sie zu Abschusszeiten nicht von den Jägern entnommen.

Ein Herz und eine Seele:

„Für mich ist es nicht einfach, sie wieder auszusetzen“, gesteht der Jagdpächter in Unterfladnitz. Doch sie danken es ihrem Lebensretter. Eines von Karners Handaufzuchten sieht regelmäßig nach dem Rechten und besucht ihn bei seiner Jagdhütte am Waldesrand.