Harte Zeiten für das Bauwesen. Preissteigerungen, Lieferengpässe, hohe Zinsen und das Wegbrechen von Privatkunden im Einfamilienhaussektor setzten den Unternehmen zu. Bei den Firmeninsolvenzen 2023 war die Baubranche österreichweit mit mehr als 600 Insolvenzen am häufigsten betroffen.
Erst am Freitag vor Weihnachten wurde über die Köberl Bau GmbH in Markt Hartmannsdorf ein Konkursverfahren eröffnet. Jetzt steht fest: „Das Unternehmen wird nicht weitergeführt und geschlossen“, sagt der eingesetzte Masseverwalter Michael Berghofer. Ein Insolvenzverwerter wurde beauftragt, das Vermögen, wie Maschinen und Gerätschaften, zu verkaufen. „Wir rechnen mit einem sechsstelligen Betrag“, sagt Berghofer.
Die letzten Monate angebrochen sind auch für die Kirschner Bau GmbH & COKG in Ludersdorf. „Wir werden das Unternehmen im Frühjahr auflösen“, bestätigt Geschäftsführer Hubert Kulmer. Betroffen sind 45 Mitarbeiter.
„Wirtschaft ist eingebrochen“
Die Gründe? „Im Privatbereich ist die Wirtschaft eingebrochen, Anlegerwohnungen sind derzeit nicht zu verkaufen, das führt unweigerlich zu Einbußen“, bezieht Kulmer Stellung. Auch der Baumarkt muss mit Defiziten kämpfen. „Da muss man sich einfach fragen, ob sich die Arbeit noch rentiert“, so der Unternehmer.
Gerüchte um einen Konkurs dementiert der 64-Jährige allerdings. „Wir sind nicht insolvent. Mir ist ein ordnungsgemäßer Abschluss wichtig“, sagt Kulmer. Er hat das Liquidationsverfahren (Anm. Auflösung des Unternehmens) einleiten lassen.
Die Belegschaft wurde über diese Schritte bereits im September informiert. „Die Entscheidung ist mir nicht leicht gefallen. Das war die schwierigste Zeit in meinem Leben und sehr emotional“, sagt der Bau- und Zimmermeister. Mit 24 Jahren stieg er ins Unternehmen ein. 1997 übernahm er den Betrieb von seinen Eltern. Ein Jahr später erfolgte die Grundsteinlegung für das heutige Betriebsareal in Ludersdorf, 2010 die Erweiterung des Baumarktes.
Laut Kulmer hätten alle Mitarbeiter bereits fixe Jobzusagen von anderen Baufirmen oder Lieferanten. Einige wenige werden auch zu Kulmers Bruder Gernot (Kulmer Bau in Pischesdorf) wechseln. Eine Arbeitsvermittlung durch das AMS hätte keiner benötigt. „Die Nachfrage nach unseren Fachkräften ist groß“, so Hubert Kulmer.
Abverkauf im Baumarkt läuft
Noch bis im Frühjahr läuft der Materialienabverkauf im Baumarkt am Standort in Ludersdorf, im Jänner werden der Fuhrpark und Schalungen verkauft. „Ich möchte mich bei allen Kunden und Mitarbeitern herzlich bedanken, für die gute Zusammenarbeit und ihre Treue“, so der Bauträger.
Ganz aus dem Baugewerbe will sich der Unternehmer (im Februar wird er 65 Jahre alt) allerdings nicht zurückziehen. Das Betriebsareal in Ludersdorf umfasst zwei Hektar und befindet sich im Privatbesitz der Familie Kulmer. Dazu kommen diverse Grundstücke in der Region. „Es gibt Ideen für Bauträgerprojekte, das Betriebsareal weiterzuentwickeln und das bestehende Firmengebäude zu vermieten“, so Kulmer. Mittlerweile findet man das Handelsobjekt mit Büros und Baumarkt bereits auf der Plattform „willhaben“.