Monatelanges Warten auf einen Termin bei einem der beiden Hautärzte in Leibnitz hat ein Ende. Der Grund: das Teledermatologie-Projekt Steiermark. An diesem beteiligen sich die Dermatologen Peter Kahofer und Thomas Kainz seit Februar 2022.

Kurze Wege, schnelle Diagnose

Das Konzept ist einfach erklärt: Patientinnen und Patienten gehen mit ihrem Hautproblem zu ihrem Hausarzt. Der Doktor nimmt mit einem Tablet mit einem speziellen Aufsatz ein Foto von der betroffenen Stelle auf und schickt es über eine verschlüsselte Leitung an Kahofer oder Kainz. Sie analysieren das Foto innerhalb von zwei Werktagen, erstellen einen Befund und schicken es dem Hausarzt zurück.

Die Dermatologen können anhand Bilder wie dieser einen Befund erstellen
Die Dermatologen können anhand Bilder wie dieser einen Befund erstellen © Iris Hödl

Für Kainz ein bewährtes System: "Die Hauptprofiteure sind die Patienten. Sie müssen nicht extra zu einem Hautarzt fahren, sondern bleiben bei ihrem Hausarzt im Ort", erklärt er. Lange Wege können ihnen somit erspart werden. Zudem erhalten die Patienten im Falle einer gefährlichen Diagnose schnell einen Termin beim Dermatologen oder in der Klinik. Dabei handle es sich jedoch um Ausnahmen.

Die meisten Hauterkrankungen können mit Anweisung des Hautarztes direkt vom Hausarzt behandelt werden. In Leibnitz beteiligen sich aktuell 13 Hausärzte am Projekt. Vor allem jene, die mehrere Dutzend Kilometer von Leibnitz arbeiten, nutzen das neue System gerne, erzählt Kainz.

Domink Augstin ist einer von 13 Hausärzten in Leibnitz, die beim Teledermatologie-Projekt Steiermark mitmachen
Domink Augstin ist einer von 13 Hausärzten in Leibnitz, die beim Teledermatologie-Projekt Steiermark mitmachen © privat

Einer von ihnen ist Hausarzt Dominik Augustin. Er selbst ordiniert zwar im Nachbarort Wagna, nutzt das System aber dennoch von Beginn an. Im Schnitt greife er alle zwei Wochen zum Tablet und frage den Facharzt um Rat. Von dieser Möglichkeit ist er begeistert: "Alles geht ratzfatz. Meine Patienten ersparen sich bis zu drei Monate Wartezeit beim Hautarzt. Zusätzlich gefällt mir auch der Lerneffekt", erklärt Augustin.

Projekt startete in Liezen

Noch mehr Ärzte beteiligen sich im Bezirk Liezen. 20 Hausärzte wurden hier bereits 2020 mit Tablets ausgestattet und schicken seitdem regelmäßig Bilder an zwei Dermatologen im Bezirk. Eine von ihnen ist die Hautärztin Edith Arzberger, die Initialzünderin des Teledermatologie-Projekts. Nach Eröffnung ihrer Praxis 2017 in Liezen habe sie immer mehr Bilder von Hausärzten bekommen, mit der Bitte um Einschätzung, berichtet sie. In dieser Form sei das aber nicht erlaubt.

Arzberger holte daraufhin die Ärztekammer Steiermark, die ÖGK Landesstelle Steiermark und die Universitätsklinik für Dermatologie und Venerologie der Med Uni Graz mit ins Boot. Gemeinsam arbeiteten sie die Projektidee aus. Im Jänner 2020 erfolgte schließlich der Startschuss in Liezen. Die Erfahrungen der teilnehmenden Ärzte waren allesamt positiv. Das Projekt wurde daraufhin auf Leibnitz ausgeweitet. Doch dabei soll es nicht bleiben.

Ausweitung auf die gesamte Steiermark

Vom Gesundheitsfond Steiermark, der für die Finanzierung zuständig ist, heißt es, dass das Projekt nach Ablauf der Testphase Ende 2023 auf alle steirischen Bezirke erweitert und in die Regelversorgung aufgenommen werden soll. Kainz begrüßt die Idee. Letztes Jahr habe er um die 150 Anfragen von Hausärzten erhalten: "Alle Player im System sind zufrieden und die Arbeit macht mir Spaß", resümiert er.