Ein Wochentag Anfang Oktober an der Südsteirischen Weinstraße, dem Herz des südsteirischen Tourismus. Grüne Wiesen und Weingärten so weit das Auge reicht, bunte Herbstbäume säumen die kurvenreiche Weinstraße und die Sonne strahlt vom Himmel. Die weitläufige Landschaft strahlt Ruhe und Gelassenheit aus. Nach dieser scheinen sich derzeit viele zu sehnen. Die Buschenschanken und Kastanienstände sind bestens gefüllt. Spaziergänger, Wanderer und E-Biker sind unterwegs. Ab und zu ist das Brummen eines vorbeifahrenden Autos oder Motorrads zu hören.
Am Tor zur Südsteirischen Weinstraße
"Hier ist das Tor zur Südsteirischen Weinstraße", erklärt Harald Dominkus während er Kastanien in einem Kessel brät. Seit Jahren betreibt er einen Sturm- und Kastanienstand am Marktplatz von Ehrenhausen an der Weinstraße. Der Andrang ist groß. Egal ob Einheimische oder Touristen: Jeder will eine Portion heiße Kastanien haben. Wirklich Zeit, sich lange zu unterhalten, hat Dominkus daher nicht. Er ist zufrieden mit der heurigen Saison, doch einen Kundenrückgang merkt er trotzdem.
Während er früher zwischen 10 und 11 Uhr am Vormittag aufgesperrt hat, öffne er seinen Stand jetzt erst um 13 Uhr. Woran das liegt? "Es kommen nicht weniger Gäste, aber sie kommen weiter. Früher machten Radfahrer in Ehrenhausen ihre erste Rast, bevor es dann über den Eckberg bergauf ging. Mit den E-Bikes ist das nicht mehr nötig."
Leben, wo andere Urlaub machen
Ein paar Kilometer weiter am Eckberg haben es sich Wanderer und E-Biker vor dem Kastanien- und Sturmstand des Buschenschanks Nekrep gemütlich gemacht. Fast ein Dutzend Holztische und Holzbänke sind vor dem Sturmstand neben der Straße aufgebaut. Auf jedem Tisch steht ein Korb mit Kastanien und Gläser mit Sturm oder Traubensaft. Auch Anna und Johann Neuhold haben auf ihrer Radtour auf der Südsteirischen Weinstraße hier Halt gemacht.
Das Ehepaar aus St. Veit ist mit ihren E-Bikes seit fünf Stunden unterwegs. Auch als Einheimische können sie sich an der Gegend nicht sattsehen: "Wir haben das Glück in einer Region leben zu können, wo andere Urlaub machen. Wir lieben die Weite der Landschaft und die Gemütlichkeit, sagt Anna Neuhold und blickt dabei auf die Weinberge, die zum Weingut Nekrep gehören.
Auch in Amerika bekannt
Hausherr und Winzer Günter Nekrep ist ebenso am eigenen Kastanienstand anzutreffen. Vor zehn Jahren hat er den elterlichen Betrieb, bestehend aus acht Hektar Rebfläche, übernommen. Pro Jahr produziert er 40.000 Liter Wein. Die heurige Ernte sei gut ausgefallen und der Wein süßer als letztes Jahr. Im Herbst ist die Hauptsaison der Buschenschanken. Alle Betriebe in der Gegend seien ausgebucht. Hauptsächlich kämen österreichische Gäste, aber auch viele deutsche Touristen und Slowenen. Doch auch Asiaten und Amerikaner durfte Nekrep schon beherbergen.
Auf die Frage, warum sich die Südsteirische Weinstraße bei Einheimischen und Touristen einer so großen Beliebtheit erfreut, weiß er sofort eine Antwort: "Man muss sich nur umschauen. Die Landschaft ist wunderschön, wir haben hier keine Industrie und die Menschen sind aufgeschlossen", sagt er. Trotz des großen Zuspruchs hat Nekrep dennoch das Gefühl, dass in den Coronajahren mehr Gäste Gefallen an der Region gefunden haben: "Vor allem im Sommer war das spürbar. Die Leute sind nicht ans Meer gefahren, aber zu uns. Das hat sich wieder geändert", erzählt Nekrep.
"Die steilen Hügel sind wirklich besonders"
Dass zumindest in den Herbstmonaten nach wie vor viele Gäste kommen, ist auch in Sulztal an der Weinstraße feststellbar. Auch hier ein ähnliches Bild: Auf einer Wiese an der Ortseinfahrt steht eine Hütte, in der Sturm verkauft wird, daneben eine etwas kleinere mit Kastanien. Es herrscht reges Kommen und Gehen. Viele Rad-, Motorrad-, aber auch Autofahrer genießen hier die letzten warmen Sonnenstrahlen des Jahres. Elisabeth Traar, eine Tagestouristin aus Graz, steht vor einem Weinberghang und lässt ihren Blick in die Ferne schweifen. Auch sie zeigt sich von der Landschaft begeistert: "Die steilen Hügel sind wirklich besonders und auch die Gastro. Immer mal wieder komme ich hier her."
Ein sonniger Nachmittag geht langsam zu Ende. Die ersten Tagesgäste machen sich auf den Heimweg. Ruhe kehrt ein. Am Hauptplatz von Ehrenhausen, am Stand von Harald Dominkus ist aber nach wie vor viel los. "Noch eine Stunde, dann mache ich Schluss", sagt der Kastanienverkäufer lachend, während er Stanitzel mit Kastanien befüllt.
Andrea Jerkovic