Ihr wird geholfen. Ob sie will oder nicht. Gitti Scherwitzl wohnt im Wohnverbund Deutschlandsberg der Lebenshilfe Soziale Dienste GmbH. Die 57-Jährige ist seit 1972 körperlich beeinträchtigt und hat eine verschwommene Sprache.

Das hält Scherwitzl aber nicht davon ab, öfters in der Woche ins Café Admiral auf einen Verlängerten und ein Cola mit ihrem Rollstuhl zu fahren. Verkehrt. Warum? "Ich bin so schneller, aber ich passe eh auf", erklärt sie. Allerdings wird die 57-Jährige immer wieder von sehr aufmerksamen Passanten aus gutgemeinter Fürsorge angesprochen und nach Hause geschoben – oft gegen ihren Willen. "Sie sagt immer wieder, dass sie das nicht will, aber die Leute nehmen sie oft nicht ernst. Zu Hause bei uns ist sie dann natürlich grantig und fährt gleich wieder los", erzählt Silvia Aldrian, Leiterin des Wohnverbundes. Sie und ihr Team klären die gutgemeinten Helfer auf.

Mit ihrem Problem in die Öffentlichkeit gegangen

Doch Scherwitzl hatte vor Kurzem genug davon. "Das war einfach scheiße, weil sie mich immer abgefangen haben", erzählt sie. So beschloss die Weststeirerin, mit ihrem Problem in die Öffentlichkeit zu gehen und sich an das Deutschlandsberger Stadtmagazin zu wenden. Gesagt, getan. In der Rubrik "Bunt Gemischt" lacht die 57-Jährige aus der Zeitung, stellt sich vor und klar: "Wenn ich wirklich Hilfe brauche, sage ich es und bin über jede Unterstützung dankbar, ansonsten bin ich sehr gerne allein unterwegs."

Im Admiral ist sie laut Aldrian bereits Stammgast und kennt jeden Mitarbeiter. Man habe hier bereits Aufklärungsarbeit geleistet und es funktioniere super, betont die Leiterin des Wohnverbundes. Zudem arbeitet Scherwitzl in der Tageswerkstätte von Mosaik in Stainz. Sonst würde es ihr, wie sie selbst sagt "ja, einfach zu langweilig" werden.