Musikalisch treffen beide Blasmusikkapellen den richtigen Ton. Sobald die Instrumente verklingen, ist es mit der Harmonie zwischen der Marktmusik Gleinstätten und der Musikkapelle Pistorf aber vorbei. Tatsächlich tobt zwischen den beiden in der Marktgemeinde Gleinstätten ansässigen Vereinen seit Monaten ein erbitterter Psychokrieg. Darin verwickelt ist auch die Marktgemeinde Gleinstätten als Eigentümer des „Hauses der Musik“.
Dieses im Vorjahr um rund zwei Millionen Euro fertiggestellte Proben- und Konzertgebäude wird auf Wunsch der Marktgemeinde von beiden Kapellen gemeinschaftlich genutzt. Allerdings mehr schlecht als recht. Beide Seiten empfinden das Musizieren unter einem Dach als Zwangsbeglückung. Reibereien stehen an der Tagesordnung. In erster Linie wegen Terminkollisionen, aber auch wegen der Nutzung des vorhandenen Raumangebots und Inventars wie etwa Notenständern. Hinzu kommen alte persönliche Streitigkeiten zwischen einzelnen Mitgliedern beider Vereine. Auch von gezieltem Mobbing gegen Funktionäre ist die Rede.
Gemeinde kündigt Pachtvertrag
Versuche, die Wogen zu glätten, gab es viele. Sogar der Landesblasmusikverband und ein professioneller Mediator wurden eingeschaltet – letztlich aber ohne Erfolg. Dieser Tage eskalierte die Situation vollends: Über einen Rechtsanwalt kündigte die Marktgemeinde Gleinstätten beiden Vereinen mit Jahresende das Pachtverhältnis für das Haus der Musik auf. Gleichzeitig wurde ein neuer Pachtvertrag in Aussicht gestellt, in dem die Terminkoordination von der Gemeinde geregelt werden soll. Bis jetzt lag diese in den Händen von Franz Oswald, dem Kapellmeister der Marktmusik Gleinstätten.
„Es kann nicht sein, dass wir als Gemeinde ein Gebäude um zwei Millionen Euro bauen und dann als Bittsteller auftreten müssen. Wir haben beiden Vereinen zu viel Freiraum gelassen“, begründet Gleinstättens Bürgermeister Franz Koller (ÖVP) diesen drastischen Schritt. Der ehemalige Bürgermeister von Pistorf sei zwar stolz auf beide Kapellen. Diese müssten sich aber zusammenraufen. „Es gibt keine Alternative zur gemeinschaftlichen Nutzung dieses Gebäudes“, stellt Koller klar.
Davon will die Marktmusik Gleinstätten aber nichts mehr wissen. „Nach allem, was vorgefallen ist, ist das für uns unvorstellbar. Wir beharren auf der alleinigen Nutzung. So, wie es vor der Gemeindefusion mit Pistorf auch geplant war. Die Initiative für das Haus der Musik kam von uns, das Gebäude ist nicht für zwei Kapellen konzipiert“, meint Sprecher Werner Strohmeier.
Landesregierung wurde informiert
Christian Wiedner, Obmann der Musikkapelle Pistorf, sieht das anders: „Es wäre machbar, die Marktmusik Gleinstätten hat uns aber nie in diesem Haus gewollt und uns das auch spüren lassen.“ Eine Rückkehr in das bestehende, aber sanierungsbedürftige Musikheim Pistorf sei prinzipiell vorstellbar, aber unrealistisch: „Die Gemeinde hat uns klar signalisiert, dass wir dafür keine finanzielle Unterstützung bekommen.“ Was Bürgermeister Koller gegenüber der Kleinen Zeitung auch bestätigt.
Eine Lösung des Konflikts scheint also in weiter Ferne. Sehr zum Bedauern von Erich Riegler, Obmann des Landesblasmusikverbandes: „Dass zwei Vereine in einem Haus zusammengesperrt werden, ist absolut unüblich und soll auch keine Vorbildfunktion haben.“ Mittlerweile beschäftigt der Konflikt sogar die Landespolitik. Dem Vernehmen nach soll er bei der nächsten Sitzung der Landesregierung behandelt werden.