Zum nunmehr 16. Mal hält Vittorio Terranova in Deutschlandsberg seinen zweiwöchigen Sommerkurs. Normalerweise zu Beginn (und heuer etwas verspätet) lässt der gefeierte Tenor und Belcanto-Meister die Preisträger des Ferruccio-Tagliavini-Wettbewerbs auftreten. Aus Anlass einer Feierstunde zum 65er des Maestros kam diesmal viel Prominenz eigens in die Weststeiermark, darunter auch der Intendant des Opernhauses Bologna. Terranova war sichtlich gerührt.

Egens fürs Klavier. Im Laßnitzhaus steht einer der besten Fazioli-Flügel. Auf diesem vollbrachte der sich von Mal zu Mal steigernde Nelson Guido Calzi ein pianistisches (Orchester-)Wunderwerk. Puccinis Partitur zur "Bohème" erklang, als wäre sie eigens fürs Klavier komponiert worden.

Souveräner Auftritt. Die fünf Protagonisten sangen, dass man sie vom Fleck weg engagieren könnte. Unter ihnen die ersten drei heurigen Preisträger, nämlich der Chinese Yijie Shi als stimmlich souveräner und ergreifend agierender Rodolfo, der mit mächtigem Bariton aufwartende Koreaner Eung Kwang Lee als Marcello und der aus Litauen stammende Kostas Smoriginas mit edlem Basstimbre in der Rolle des Colline. Die vorjährige Preisträgerin Rebecca Babb Nelsen aus den Staaten überzeugte vollends als Mimi, ihr zur Seite die russische Sopranistin Mila Rubin als forsch-kecke Musetta. Ein schöner Abend. Ganz ohne Regisseur.