Auf knapp 1000 Metern Seehöhe bringt ein Stadtratsbeschluss Eltern und Schule zum Kochen. Der Grund: Deutschlandsberg hat das Kochen vor Ort für die Schüler der Ganztagsbetreuung der Volksschule Trahütten abgeschafft. Stattdessen wird seit Beginn des Schuljahres das Essen von Jugend am Werk in Deutschlandsberg zugestellt.

Vor Jahren wurde in der Kleinschule auf Wunsch der Gemeinde der Versuch gestartet, vor Ort zu kochen. Getragen von den Kinderfreunden Steiermark tischte eine Pädagogin und gelernte Köchin mittags für die 29 Mädchen und Buben der Nachmittagsbetreuung auf.

Viele Zutaten kamen direkt aus dem Ort

„Gekocht wurde großteils regional, so kamen Eier, Butter, Mehl bis hin zu Säften alles von Bauern aus Trahütten“, erzählt Astrid Reichelt. Sie ist die Sprecherin aller Eltern, die sich gegen den Beschluss der Stadt zur Wehr setzen. Hatte jemand zu viel Obst oder Gemüse übrig, spendeten es die Familien ebenfalls der Schule für den Mittagstisch oder die Nachmittagsjause.

In der Bio-Tonne sei kaum etwas gelandet. Für den Kompost hatte man Abnehmer direkt im Ort. „Die Kinder lernten den nachhaltigen Umgang mit Lebensmitteln und viel über ihre Herkunft. Das regionale Kochen vor Ort haben alle geschätzt“, betonen zwei besorgte Mütter. Als Ökolog-Schule (ökologisch und nachhaltig orientierte Schule) passte das gut ins Konzept, heißt es von Seiten der Bildungseinrichtung. Am Ende des Jahres sei zudem immer Essensgeld übrig geblieben.

Eltern kurz vor Sommerferien informiert

Wenige Tage vor Beginn der Sommerferien wurden die Eltern nun über den Trägerwechsel und die Abschaffung des Kochens vor Ort informiert – der einstimmige Stadtratsbeschluss fand laut Bürgermeister Josef Wallner im Frühjahr statt. Die Eltern sind empört, das gesamte Team der Volksschule ist ebenfalls gegen diese Entwicklung. Mit einem Brief wandten sich Volksschule, Eltern wie die Gemeinderäte des Ortsteils an die Stadt, mit der Bitte, diesen Beschluss zu überdenken. „Nicht nur, dass den Kindern das Essen nicht schmeckt, wir müssen etwa auch bei Krankheitsfall zahlen“, ärgert sich Reichelt.

Vereinheitlichung des Essens in allen Schulen ist laut Bürgermeister Josef Wallner der Grund für die Abschaffung des Kochens vor Ort
Vereinheitlichung des Essens in allen Schulen ist laut Bürgermeister Josef Wallner der Grund für die Abschaffung des Kochens vor Ort © GEPA pictures

Auf Nachfrage der Kleinen Zeitung begründet der Bürgermeister den Stadtratsbeschluss mit Vereinheitlichung. Jugend am Werk bringe „Essen auf Räder“ und Essen in allen anderen Schulen, habe eine gute Qualität und sei ausfallsicher. Da in Trahütten nur eine Köchin beschäftigt wurde, sei es im Krankheitsfall problematisch gewesen.

„Wenn es überall anders funktioniert, wird es auch in der Volksschule Trahütten funktionieren“, ist Wallner überzeugt. Um auch bei den Trägern einheitlich zu sein, wurde die Nachmittagsbetreuung von Sozialpunkt Süd und nicht mehr von den Kinderfreunden übernommen. Ersterer ist indirekt eine Tochterfirma aller Gemeinden und die Ansprechpartner sitzen vor Ort, zeigt der Ortschef die Vorteile auf. Günstiger sei die Lieferung des Essens für die Gemeinde nicht.

Die Empörung der Eltern kann der Bürgermeister nicht nachvollziehen. „Es ist ja nichts passiert, die Küche ist noch da. Wir schauen uns das einmal an, sonst können wir immer kündigen“, beruhigt Wallner. Er habe zwar den besagten Brief bekommen, aber nicht gewusst, dass es so einen Aufruhr gebe. Stadtrat Marc Ortner (Grüne- und Bürgerliste) hat zwar beim Beschluss mitgestimmt, rudert im Nachhinein aber zurück. „Dass es da um die Abschaffung des Kochens geht, wurde nie erwähnt. Der Bürgermeister hat es so dargestellt, als wäre alles mit den Betroffenen abgestimmt“, ärgert er sich. Reichelt betont, nicht mit der Gemeinde anecken zu wollen. Den Stadtratsbeschluss werde man aber nicht hinnehmen.