Wenn Feuer am Dach ist, sind die Feuerwehrleute zur Stelle. Dass es sich dabei immer öfter auch um Frauen handelt, ist lange kein Geheimnis mehr. In den letzten Jahren habe man das auch bei den Feuerwehren in den Bereichen Leibnitz und Deutschlandsberg beobachtet. „Die aktiven Feuerwehrfrauen kommen großteils aus der Feuerwehrjugend, die stark zugelegt hat“, sagt Herbert Putz, Pressesprecher des Feuerwehrbereiches Leibnitz.

Erstmals zweistelliger Frauenanteil bei der Feuerwehr

Dort verzeichne man derzeit 4079 aktive Mitglieder. 357 von ihnen sind Frauen und 196 Mädchen sind in der Feuerwehrjugend. Ähnlichen Zuwachs gibt es auch im Bereich Deutschlandsberg: „Aktuell haben wir in unserem Verband 3888 Mitglieder, davon sind 400, also knapp über zehn Prozent, weiblich – ein Anteil, der seit heuer erstmal zweistellig ist“, weiß Pressesprecher Hans Jürgen Ferlitsch.

Jenny Novak (27) ist seit 2008 Teil der FF Hörmsdorf
Jenny Novak (27) ist seit 2008 Teil der FF Hörmsdorf © BFV Deutschlandsberg

Seien Frauen früher eher und vereinzelt im Verwaltungs- oder Sanitätsdienst eingesetzt worden, kämen sie heute allen Tätigkeiten nach – bis hin zum Atemschutzgeräteträger oder Maschinisten, der etwa Tanklöschfahrzeuge lenkt. So wie Jenny Novak von der Freiwilligen Feuerwehr (FF) Hörmsdorf (Gemeinde Eibiswald). Sie ist seit 2008 Teil der FF und fährt bei Einsätzen oft mit dem Lkw aus.

Alisah Reiterer (17) ist nicht nur bei der FF Blumegg-Teipl aktiv tätig, sondern betreibt in ihrer Freizeit auch Eiskunstlauf
Alisah Reiterer (17) ist nicht nur bei der FF Blumegg-Teipl aktiv tätig, sondern betreibt in ihrer Freizeit auch Eiskunstlauf © KLZ / Julia Haslebner

„Als Maschinist muss ich auch Geräte und Werkzeuge weiterreichen, die relativ schwer und, wenn man als Frau etwas kleiner ist, schwer zu erreichen sind“, erklärt sie. In solchen Fällen helfe man sich gegenseitig als Team. Besonders dieses Gemeinschaftsgefühl entfache bei Novak die Leidenschaft für die Feuerwehr. Daher hat die Augenoptikerin im Dezember 2023 auch die Kommandantenprüfung abgelegt.

Vereinbarkeit mit Familie, Beruf und Schule

„Viele, die Kinder haben, trauen sich aber nicht dazuzukommen, weil sie befürchten, Beruf, Familie und die Feuerwehr nicht unter einen Hut zu bekommen“, gibt die 27-Jährige zu bedenken. Dass sich diese auch mit einer schulischen Ausbildung in Einklang bringen lässt, weiß Alisah Reiterer. „Die Übungen sind meist am späten Nachmittag oder Abend, und auch am Wochenende hat man genug Zeit für die Feuerwehr“, sagt sie. Die 17-Jährige ist mit zehn Jahren durch ihren Bruder zur Feuerwehrjugend in Blumegg-Teipl gekommen und wurde vor zwei Monaten in die Mannschaft aufgenommen.

Ähnlich war es bei Tanja Happer von der FF Kaindorf an der Sulm (Gemeinde Leibnitz). Sie hat durch Vater und Bruder Feuer für die Feuerwehr gefangen und ist seit über 22 Jahren tätig. „Es ist für mich das schönste, helfen zu können“, beschreibt die 34-jährige Prokuristin. Als Gruppenkommandantin habe sie oft das Sagen, aber „wenn ich das Kommando habe, wird das von allen akzeptiert“.

Tanja Happer (34) ist Gruppenkommandantin bei der FF Kaindorf an der Sulm
Tanja Happer (34) ist Gruppenkommandantin bei der FF Kaindorf an der Sulm © Privat

Auch wenn die Mannschaft der FF Kaindorf jeweils etwa zur Hälfte aus Männern und Frauen bestünde, gäbe es für außenstehende Frauen auch Hemmschwellen. „Manche glauben, das körperlich nicht zu schaffen. Immerhin kann es sein, dass man bei 34 Grad in voller Montur stundenlang im Einsatz ist, und das ist hart“, erklärt die Südsteirerin.

Mädchen „trauen sich heute mehr zu“

Ebenso belastend können schwere Unfälle sein. „Es hat seine Vorteile, gemeinsam mit dem Partner in den Einsatz zu gehen und über Erlebtes sprechen zu können“, ergänzt Lisa Peissl, Öffentlichkeitsbeauftragte der FF Pistorf (Gemeinde Gleinstätten). Die 29-jährige Vertriebsprojektiererin und ihr Partner üben das Ehrenamt bei derselben Wehr aus. 2008 wurde sie als erste Feuerwehrfrau in die aktive Mannschaft aufgenommen.

Lisa Peissl (29) brennt seit 2008 für die Feuerwehr und ist Pressebeauftragte
Lisa Peissl (29) brennt seit 2008 für die Feuerwehr und ist Pressebeauftragte © BFV Leibnitz

„Eine Mischung aus Männern und Frauen hat einen positiven Einfluss auf das Feuerwehrwesen“, ist die ausgebildete Atemschutzgeräteträgerin überzeugt. Als Frau müsse man sich selbst eingestehen, wozu man physisch und vor allem psychisch fähig ist. „Das Bild von Frauen bei der Feuerwehr hat sich verändert. Man merkt, die Mädels trauen sich heute mehr zu“, meint auch Novak.