Ein Traktor schiebt den voll beladenen Anhänger in die Bucht. Rasch fließt die Mischung aus Mais und Käferbohnen, die direkt vom Feld kommt, in den Schacht mit der großen Transportschnecke. In der Anlage werden beide Produkte fein säuberlich getrennt. Wir sind bei PSO (Pflanzen, Öle, Samen) in Auersbach. Helmut Buchgraber macht Lohnaufbereitung (Reinigung, Trocknung) von Grassamen bis Kürbiskernen. Wesentliches PSO-Standbein ist die Aufbereitung und Veredelung von Fruchtkernen aller Art. Das sorgt nicht nur für die Auslastung der Maschinen, sondern ist Teil der Philosophie Buchgrabers: „Bei Trester und Kernen beschäftigen wir uns eigentlich mit Abfall. Früher hat man das weggeworfen. Doch das ist wertvoller Rohstoff. Bei allen Produkten haben wir versucht, mit Forschungsprojekten herauszufinden, was sich daraus machen lässt. Wir haben alle Kerne ansehen lassen.“

Start mit Grassamen

Es begann in einfachen Verhältnissen. „Ein typisch oststeirischer landwirtschaftlicher Betrieb: sieben Kühe, 30 Schweine, eine Stange voll Hühner, viel Arbeit und kein Geld“, erzählt Buchgraber. Zum Geldverdienen ging er als 15-Jähriger im Sommer nach Deutschland zum größten Saatgutproduzenten. Als sein Bruder Karl die Leitung der Gräserzucht in Gumpenstein übernahm und auch auf Anbau setzte, gründete Helmut mit anderen Landwirten 1988 die Produktionsgemeinschaft Samen und Öle. 1998 wurde daraus ein gewerblicher Betrieb. Saatgut (Gräser und Klee) fürs Grünland wurde auf fast 500 Hektar angebaut. Eigene Qualitätsnormen wurden eingeführt, die neue Standards bei Keimfähigkeit und Reinheit setzten.

Es war klar: Mit Grassamen allein geht es nicht, auch wenn man zeitweise 30 Prozent des österreichischen Marktes belieferte. Da kam der Anruf von Parmalat, einem der größten Molkereiunternehmen Europas, gerade recht. Buchgraber: „Sie wollten wissen, ob ich in der Lage bin, aus Himbeertrester die Kerne in Lebensmittelqualität herauszuarbeiten. 1,5 Jahre wurde getüffelt, um das Herzstück des Betriebs, die Anlage zur Feinsämereien-Reinigung, zu adaptieren. Wein war das logische Folgeprodukt – Traubentrester. Mit der Ölmühle Fandler wurde über Joanneum Research ein Forschungsprojekt für Traubenkerne eingereicht. Schlag auf Schlag ging es weiter mit Kernen von Erdbeeren bis Holunder.

Betonmischer als Kirschkernreiniger

Rasch zu handeln, war bei einer Anfrage zur Reinigung von Kirschkernen aus Deutschland. „Ich bin zum Spar gefahren, habe eingerexte Kirschen gekauft. Die haben wir gegessen und überlegt, wie wir das mit den Kernen machen.“ Wie sich zeigte, reinigen sich die Kerne, wenn man sie in einem Kübel mit Wasser umrührt. Buchgraber hat am nächsten Tag einen Betonmischer gekauft, in den wurde unter dem Rührwerk ein Sieb eingebaut. Zwei Tage später kamen der Auftraggeber und 24 Tonnen Kirschkerne. „Zehn Minuten im Betonmischer und 1000 Kilo waren blitzblank“, so Buchgraber. Die Kerne kamen aus Barcelona, gingen aus Auersbach weiter nach Ungarn und wurden in Kirschkernkissen für Tschibo gefüllt.

Nächster Schritt war der innere, ölhaltige Kern. Eine Knackmaschine wurde gebaut. Aber die Trennung von weichem Kern und Schalen hat man nicht geschafft. Das gelang 2019, als das Start-up Kern Tec einen Farbsortierer mit Computertechnik entwickelt hat. „Das war eine völlig neue Denkweise in der Reinigung. Denn die war bisher immer Siebtechnik“, so Buchgraber.