Was macht den Altausseer Kirtag so erfolgreich? Keine andere Feuerwehr grillt 10.000 halbe Hendln über herkömmlicher Holzkohle. Nirgendwo werden in drei Tagen bei ähnlich vielen Besuchern 60.000 Halbe Liter Bier getrunken. Und dann gibt es da noch die Prominenten. Warum wollen der Bundespräsident und viele andere bekannte Persönlichkeiten ausgerechnet zum Altausseer Kirtag? Die Antworten darauf liefert Werner Fischer, Organisator des Bierzelts. „Wir sind authentisch geblieben und bei uns werden alle gleich behandelt.“ Wirklich alle? „Ja, auch für den Bundespräsidenten reservieren wir keinen Tisch. Wenn Platz ist, kann er sich wo dazusetzen, aber er ist da eh nicht kompliziert. Dass Van der Bellen uns heuer besucht, ist natürlich eine große Ehre“, freut sich Fischer.
Er ist mit 58 Jahren genau so alt wie der Kirtag. „Meine Mama war beim ersten Bierzelt schwanger mit mir.“ Und so wie Obelix als kleines Kind in den Zaubertrank fiel, dürfte auch Fischer von klein auf mit der Kirtagsstimmung infiziert worden sein. Kein Wunder, dass er heute Chef der 440 freiwilligen Helfer ist, er hat schließlich alle Stationen mitgemacht.
Dabei ist es ausgerechnet in den letzten Jahren schwieriger geworden. „Die behördlichen Auflagen werden immer umfangreicher“, meint Fischer, dem zugutekommt, dass er ein echter Tüftler ist. „Ich beschäftige mich detailliert mit der Materie und lese mich wirklich ein.“ In der Praxis heißt das dann viel Arbeit: Hygieneschulungen für die gesamte Bierzelt-Mannschaft, wasserrechtliche Bescheide für die Veranstaltungstage verhandeln, oder die allseits beliebte Datenschutz-Grundverordnung umsetzen. „Was das Zeit kostet, kann ich gar nicht sagen. Aber wir wollen alles gesetzeskonform machen und arbeiten mit den Behörden eigentlich auch sehr gut zusammen.“

Nur in einer Angelegenheit bleiben die Altausseer stur: Seit Mai gilt das Rauchverbot und heuer muss erstmals ein Bierzelt ohne Glimmstängel über die Bühne gehen. „Wir verbieten Ihnen das Rauchen nicht, aber das Gesetz tut es“, steht auf den Hinweistafeln im Zelt.

„Wir verlangen ein paar Cent mehr, damit wir die Strafen bezahlen können“, erklärt Fischer freimütig. Rückfrage des Autors: Das soll ich jetzt aber nicht schreiben? Fischer darauf wörtlich: „Des kannst scho’ schreiben, die Herrschaften da oben soll’n ruhig a weng nochdenk’n.“ Es ist diese ruppige, aufmüpfige Art, für die Fischer und die Ausseer überhaupt bekannt sind. Die Menschen dort lassen sich nicht verbiegen. Für Geld schon gar nicht.

Bekanntlich ist der Altausseer Kirtag bei Gästen aus der Bundeshauptstadt besonders beliebt. „Einer von ihnen wollte, dass wir das Bierzelt auch in Wien aufstellen. Er hätte uns 200.000 Euro geboten“, erzählt Fischer. „Wir haben schon überlegt, schließlich brauchen wir das Geld als Feuerwehr.“ Doch man hat schließlich abgelehnt. „Das Kirtag-Bierzelt ist einmalig, wir sind nicht käuflich.“ Dafür ist Fischer auch nicht zimperlich, wenn jemand das Fest für eigene Zwecke verwenden will. Wahlwerbende Politiker zum Beispiel dürfen im Zelt grundsätzlich nicht auf die Bühne. „Eine Partei hat einmal viele Flyer verteilt, die dann überall herumgelegen sind. Wir mussten zusammenräumen und haben der Bundespartei die Arbeitszeit fürs Einsammeln in Rechnung gestellt“, schmunzelt Fischer.

Sein Herz schlägt übrigens auch abseits des Kirtags für die Feuerwehren. Fischer war lange Kommandant der Altausseer Wehr, und ist jetzt Abschnittskommandant des Ausseerlandes. Sein Wort hat bei den Kameraden Gewicht – nicht zuletzt, weil er bei der Politik stets lobbyiert. „Wir kämpfen schon seit Jahren, dass wir bei Geräte- und Fahrzeuganschaffungen von der Mehrwertsteuer befreit werden.“
Er ist auch ein Verfechter der kleinen Wehren. „Natürlich macht es von den Ausrückungsstatistiken her nicht Sinn, jede Wehr zu erhalten. Aber bei Fusionen verlieren wir die Einsatzbereitschaft, die in kleineren Einheiten viel höher ist.“

Wenn Fischer nicht für die Feuerwehren herumdüst, entspannt er gemütlich auf seiner Terrasse. Ganz ohne Bier übrigens. „Am liebsten mit einem selbst gemachten Apfelsaft. Ich kann nirgendwo so gut abschalten wie dort.“