Das Licht ist aus, die Küche ist kalt: Seit Dienstag ist es im Gasthaus von Charly Rath finster. Auch der Gastgarten ist versperrt. "Es fühlt sich sehr gut an und ich habe gar kein schlechtes Gewissen", so der 55-Jährige. Eine Woche lang möchte der Unternehmer und Wirt gegen die aktuelle Teuerungswelle protestieren. Seinen angrenzenden Supermarkt hält er ebenfalls durchgehend geschlossen, die Zapfsäulen der Tankstelle sind außer Betrieb. 

Brief an die Regierung

32.000 Euro Personalkosten im Monat, 10.000 Euro für Strom und Betriebskosten: Charly Rath überlegt seit Monaten, wie er die Kosten wieder hereinbringen kann. "Dabei bin ich nur einer von vielen, die jetzt herhalten müssen", so der Oststeirer. "Aber neulich ist mir der Kragen geplatzt, als ein Regierungsmitglied beim Lebensmittelgipfel in Wien gemeint hat, die Leute sollen doch ab und an beim Essengehen sparen. Da war für mich klar, jetzt muss ich handeln", so Rath erzürnt. Schnell hatte die Idee, eine Woche lang zu streiken. Seine zwölf Mitarbeiter spontan in den Urlaub geschickt, arbeitet der Gastwirt nun an einem offiziellen Schreiben an die Bundesregierung.

Auf allen Eingängen finden sich diese Ankündigungen
Auf allen Eingängen finden sich diese Ankündigungen © Wurzinger

"Von der Rauchertrennung bis zur Registrierkassenverordnung, von den Pandemieregeln bis zur jetzigen künstlich herbeigeführten Teuerung. Die pflanzen uns alle", meint Charly Rath. Er wolle nicht mehr zusehen, wie eine ganze Branche über Jahre hinweg "systematisch vernichtet" werde. Bei den Corona-Entschädigungen sei er als sogenannter Mischbetrieb (Gastwirt samt Supermarkt und Tankstelle) wie viele andere Kollegen ungerecht behandelt worden und um hohe Summen umgefallen. Geld, das ihm jetzt fehle.

Das Problem an dieser Teuerungswelle sei, dass man sich im Kreis drehe. "Die Berechnung des Stromes richtet sich nach den Preisen des teuersten Kraftwerkes. Das ist nicht wirklich klug. Was, wenn ich plötzlich meine Preise an ein teures Filetsteak aus unserer Küche anpassen würde?", fragt der Wirt und montiert weiter seine schriftlichen Stellungnahmen an sämtlichen Glastüren und auch an der Tankstelle. Für die Aktion bekommt er von seinen örtlichen Stammkunden übrigens starke Rückendeckung.

Einladung an Politiker

Bis zu 900 Kunden und Gäste verbucht Charly Rath beinahe täglich. Mit den Umsatzeinbußen in den kommenden Tagen kann er aber leben: "Wenngleich mir der Protest nichts bringen sollte, dann wenigstens, dass meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter jetzt einen erholsamen Urlaub genießen können. Das ist auch notwendig." Was sich der Chef nach all dem erhofft? "Vielleicht nimmt meinen Brief an die Entscheidungsträger in Wien ja jemand ernst und die Situation bessert sich bald", so Rath.