Es sind die letzten ihrer ganz speziellen "Paradies-Paradeiser", die Gerlinde Pammer aus Ilz gerade aberntet. "Sie schmecken wie aus dem eigenen Garten", schmunzelt die 56-Jährige. Doch es ist nicht ein Beet oder Hochbeet, in dem die Oststeirerin sämtliches Gemüse zieht, Tomaten, Basilikum und Rosmarin wachsen auf dem Grab ihrer Großtante.
"Garten" Eden
"Ich bin sicher nicht die erste Friedhofsgeherin, die schon einmal daran gedacht hat, die Flächen am Grab zum Garteln zu nützen, aber ich bin wahrscheinlich die Erste, die es getan hat", lacht Gerlinde Pammer. Ihre Botschaft dahinter ist klar: "Ich möchte, dass auf dem Friedhof, einem ohnehin traurigen Ort, auch mal das Leben blüht. Meine Großtante hätte hier bestimmt nichts dagegen und es mit Humor genommen", so Pammer.
Im Frühjahr wird in einer kleinen, unscheinbaren Steinschüssel ausgesät, im Sommer meist geerntet. "Gemüsepflanzen blühen in allen Farben, das macht das Grab sehr schön. Es müssen nicht immer Stiefmütterchen oder Pelargonien sein." Im direkten Kontakt mit der Friedhofserde sind die Pflanzen allerdings nicht, wie Pammer bestätigt. "Das wäre mir dann doch zu pietätlos", so die Büroangestellte.
Der Pfarre Ilz sind die Gemüsepflanzen auf dem Grab bis dato noch nicht aufgefallen. Von der Idee hält man hier aber sehr wenig. "Die Pietät muss gewahrt werden, in der Friedhofsordnung ist so etwas nicht vorgesehen", meint Pastoralreferent Gerhard Lafer. Für die Rechtsabteilung der Diözese Graz-Seckau spielt es allerdings keine Rolle, was auf einem Grab gepflanzt wird. "Verboten sind nur Bäume, die aufgrund ihrer Wurzeln benachbarte Grabanlagen beschädigen könnten", so Thomas Stanzer von der Diözese.
Gerlinde Pammer möchte auch im nächsten Frühjahr die eine oder andere Gemüsesorte pflanzen. "Viele Gräber werden nach Jahrzehnten vernachlässigt und verkommen. Ich bezahle für das Familiengrab, pflege es zweimal die Woche und möchte es entsprechend nützen können. Gerne können sich die Friedhofsbesucher auch an den Gemüsepflanzen bedienen."
Ewald Wurzinger