„Das Herz am rechten Fleck, ein Menschenmöger, Jugend-Freund und obendrein ein Organisationstalent“, so umschreiben drei Schüler ihren scheidenden Direktor spontan beim Aufstellen eines Hühnerzaunes am Schulgelände. Roman Bruckner (63) tritt nach 37 Jahren Schuldienst den Ruhestand an. „Mit einem lachenden und einem weinenden Auge“, wie der Hartberger zugibt. Was er in seiner Schulgeschichte gelernt hat und wo er sich in Zukunft sieht: Ein Interview zum Abschied.
Mit 230 Schülerinnen und Schülern gilt Kirchberg am Walde als die größte landwirtschaftliche Schule des Landes. Mehr als 15 Millionen Euro wurden in den vergangenen Jahren investiert. Sehen Sie die Schule heute als Ihr Lebenswerk?
ROMAN BRUCKNER: Ich gehe mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Die Kollegen werden mir sehr fehlen. Geht man in die Pädagogik, so liegen einem aber junge Menschen besonders am Herzen. Es war immer schön, neue Schülerinnen und Schüler an der Schule zu begrüßen, sie über die Jahre hinweg im wahrsten Sinne des Wortes wachsen zu sehen und sie letztlich als Junglandwirtinnen und Junglandwirte wieder entlassen zu können. Eine große Verantwortung, die mir aber immer viel Freude bereitet hat. Ich halte mich eher daran fest, als am "Direktor-Titel" oder meinen Schreibtisch.
Nach Lehraufträgen an vier verschiedenen Schulen haben Sie zurück in Ihre Heimat gefunden und 2005 die Direktion der LFS Kirchberg übernommen - würden Sie es wieder tun?
Ja. Vom ersten Unterrichts-Tag an wollte ich Direktor in Kirchberg werden, einer Schule mit bald hundertjähriger Geschichte. Als Schul-Chef ist man hier aber "nur" ein Brückenbauer und übergibt nach einigen Jahren wieder das Zepter. Ich freue mich, dass ich hier sehr vieles bewirken konnte und hoffe, die Schule bleibt ein wichtiger Standort am heimischen Bildungssektor.
Als Direktor ist man das direkte Bindeglied zwischen Schülern und Eltern - pädagogisch nicht weniger als emotional. Was hat Sie besonders geprägt?
Es ist tragisch, wenn ein Schüler oder Lehrer mitten im Schuljahr aus dem Leben gerissen wird. Das waren dunkle Stunden, die kein Direktor jemals vergessen wird. Die Land- und Forstwirtschaft birgt viele Gefahren, umso größer ist die Verantwortung, die man hier als Lehrerin oder Lehrer zu tragen hat. Wir alle gehen mit großem Respekt an die Sache heran.
Sie führen eine kleine Nebenerwerbs-Landwirtschaft nahe Hartberg. Welche Pläne haben Sie für die Zukunft?
Ich besuche gerne landwirtschaftliche und kulturelle Veranstaltungen, möchte mich in den kommenden zwei Jahren auf meinen kleinen Bauernhof zurückziehen und mich hier handwerklich austoben. Ein großer Traum von mir ist das Reisen. Ich werde zeitnah auch ein Wohnmobil kaufen, damit quer durchs Land fahren, vielleicht auch ehemalige Schüler besuchen und besondere Betriebe in einem Buch porträtieren. Vorrang haben zunächst aber natürlich meine Familie und meine Enkelkinder.
Ewald Wurzinger