Früher hatte man in Ilz ja schon fast die Qual der Wahl. 2009 startete das Gastronomiezentrum „Ilzer Tenne“ mit fünf Bars und Cafés unter einem Dach. Genauer gesagt mit der „Pizzeria Ciao Amigo“, dem „Cafe Tropical“, der „Ilzer Tenne“, der „Galerie“ sowie dem „Rockhaus“. Nun herrscht hier Ruhe vor dem letzten Sturm. „Es war eine komplett neue Vielfalt“, erinnert sich Ady Wolf im Büro des Nachtlokals an die Anfangszeiten zurück. Kollegin Claudia Kalcher nickt zustimmend.

15 Jahre lang waren die heute 50- und der 60-Jährige die Gesichter hinter der „Ilzer Tenne“. Vor wenigen Tagen erst gaben die beiden über Social Media bekannt, dass das über 60 Jahre alte Haus, das als wahre Ausgeh-Institution sowie Geburtsstätte des Austropop gilt, für immer seine Tore schließen wird.

„Was viele nicht wissen: Hier hat früher die Band ‚Magic 69‘ geprobt“, erklärt Wolf mit Wehmut in der Stimme. Mitglieder waren unter anderem: Günter Timischl (S.T.S.), Boris Bukowski oder Carl Peyer. „Dieses Haus hat Geschichte. Man könnte sagen, dass es die Wiege des Austropops ist.“ Dies war jedoch vor der Zeit von Wolf und Kalcher, deren Ära nun auch endet.

Am Samstag schließt die „Ilzer Tenne“ für immer ihre Tore
Am Samstag schließt die „Ilzer Tenne“ für immer ihre Tore © Carmen Oster

Aneinanderreihung von Umständen

Doch, warum hat diese Sparte so zu kämpfen? „Es war eine Aneinanderreihung von Umständen, die sich summiert haben“, holt Ady Wolf aus. Begonnen habe alles mit dem generellen Rauchverbot in der Gastronomie, das am 1. November 2019, „mitten in der stärksten Zeit“ in Kraft trat. „Damals sind schon viele der Gäste einfach daheim geblieben – aus Protest.“

Als sich die Branche langsam wieder zu erholen begann, so Wolf weiter, kam fünf Monate später der nächste Schlag – Corona. „Die Jugend saß während der Pandemie und des Lockdowns zu Hause fest. Es fehlt eine ganze Generation, die das Fortgehen gar nicht mehr kennengelernt hat“, erklärt Wolf. Als Alternative: Die Garagenparty, die auch nach der Pandemie noch immer beliebt sei.

Die besten Fotos der letzten 15 Jahre

„Man muss auch dazu sagen, dass man heute auch nicht mehr fortgehen muss, um jemanden kennenzulernen“, hakt Claudia Kalcher ein. Tinder, Instagram, Facebook – es gebe so viele Wege. Selbst nutzt man Facebook jedenfalls gerade, um die besten Fotos aus den vergangenen 15 Jahren zu zeigen. „Da wird man schon wehmütig“, sagt die 50-Jährige, die auch für das Personal zuständig war. Derzeit sechs Personen, in den besten Zeiten samt DJ und Security 51. „Wir waren ein gutes Team, wie eine Familie“, setzt sie mit glasigen Augen nach.

Und dann seien die Teuerungen gekommen, erklärt Wolf weiter. „Plötzlich mussten wir statt 700 Euro, 2400 Euro für die Gasrechnung zahlen.“ Auch in dieser Phase habe man sich noch Zeit gegeben und abgewartet. Nun sei jedoch der Zeitpunkt gekommen, um einen Schlussstrich zu ziehen. „Es schaut nicht so aus, dass es sich wieder erholt“, sagt Kalcher.

„Früh genug Reißleine ziehen“

Was mit dem Haus geschehen wird, das im Besitz von Wolf und Kalcher ist, ist noch offen. Es gibt sowohl Anfragen aus dem Gastro- sowie aus dem Wohnbaubereich. „Wir wollen alles ordentlich abwickeln. Es steht noch gar nichts fest“, so Ady Wolf. Außer: Dass die beiden Betreiber am Samstag ab 20 Uhr beim Eingang stehen und sich bei allen bedanken werden, die ein letztes Mal kommen. „Es war eine schöne Zeit, aber man muss die Reißleine früh genug ziehen.“