„Begonnen hat alles, weil ich als Ministrant den Pfarrer nicht mehr sehen konnte, weil er ab der Predigt komplett eingeraucht war“, erinnert sich Mario Brandstätter zurück. Dabei entwickelte er immer wieder Hustenanfälle, woraufhin er sich auf die Suche nach „dem perfekten Duft“ gemacht hatte.

40 Jahre später hat er 400 unterschiedliche Sorten von Weihrauch in seiner Sammlung und wurde als „Weihrauch-Pfarrer“ weit über die Grenzen der Oststeiermark hinaus bekannt. „Den Titel gibt es natürlich nicht wirklich. Der Bischof weiß nichts davon“, schmunzelt er darüber. Dennoch bezeichnet er sich selbst als Weihrauch-Experte, und das nicht ohne Grund: In seiner „Welt der Düfte“ – einem kleinen Raum im Pfarrhof von St. Magdalena am Lemberg – bietet er, vor allem in der Zeit rund um die Rauhnächte, immer wieder Workshops und Kurse zum Thema Weihrauch an.

Renaissance des Räucherns

„Ich habe mir das Wissen im Laufe der Zeit angeeignet und sogar eine Grundausbildung in der Aromatherapie gemacht, um dem Riechen auf den Grund zu gehen“, erklärt er stolz und verweist auf seine ausgelesene Sammlung, die Schätze aus aller Welt zum Thema Räuchern und Düfte zeigt.

„Überall, wo ich im Laufe der Zeit war, hatte ich Marmeladegläser dabei, falls ich etwas Besonderes finde.“ Ausgestellt wird diese eigens zusammengestellte Sammlung nun im Pfarrhof in St. Magdalena am Lemberg. „Bei einem Adventmarkt habe ich eine kleine Ausstellung gemacht und so hat es seinen Lauf genommen und inzwischen ist das hier sogar ein offizielles Museum.“

Bis zu 400 verschiedene Weihrauch-Sorten befinden sich in der Sammlung von Mario Brandstätter
Bis zu 400 verschiedene Weihrauch-Sorten befinden sich in der Sammlung von Mario Brandstätter © Livia Steiner

Eines ist für den „Weihrauch-Pfarrer“ klar: Inzwischen befinden wir uns laut Brandstätter in einer „Renaissance des Räucherns“. Denn seit der Coronapandemie greifen immer mehr Menschen, darunter viele junge Leute, auf die antibakterielle Wirkung des Räucherns zurück. „Wenn meine Weihrauch-Sorten auch noch antiviral wirken würden, dann wäre ich jetzt schon Millionär“, lacht Brandstätter.

Praktischer Ursprung

Zudem freut er sich, dass durch diesen Trend auch wieder vermehrt auf den Ursprung des Räucherns zurückgegriffen wird. Denn die Ahnen räucherten in den Rauhnächten in erster Linie aufgrund der vermehrten Seuchengefahr, weil sie gemeinsam mit ihren Nutztieren in der Winterzeit im Inneren eingesperrt waren. So hat man damals begonnen, die Tiere mit verbrannten Salbei und Wacholder zu räuchern. „Es hatte einen praktischen Hintergrund und alles andere ist erst später dazugedichtet worden.“

Heute wird hauptsächlich in den vier Rauhnächten (die Nacht zur Wintersonnenwende, Heiliger Abend, Silvester und die Nacht auf den 6. Jänner) geräuchert. Dabei hat hier auch das Spirituelle an Bedeutung gewonnen. „Das ist einfach ein anderer Zugang zum Räuchern“, erklärt Brandstätter, der eigens dafür auch ein Set angelegt hat, inklusive Themen und Gebeten. Dabei kommen auch unterschiedliche Weihrauch-Sorten zum Einsatz.

Übrigens: Als „Weihrauch“ wird das ganze Ritual inklusive Gebet bezeichnet, was man im Laden kaufen kann, ist lediglich „Rauchwerk“.

Tipps vom Weihrauch-Experten:

Stundenlang kann Brandstätter über die unterschiedlichen Duftnoten der verschiedenen Aromen sprechen. „Das ist dann weit weg von den Grundbegriffen, dass Weihrauch nach Kirche, Sternsinger und Pfarrer riecht. Dann sind wir in der großen Welt der Düfte angelangt.“

Irreführend sind jedoch oft die im Handel erhältlichen Weihrauch-Pakete. „Die sind oft parfümiert und gefärbt. Das sieht zwar nett aus und riecht auch im ersten Moment gut, sobald man sie verbrennt, bekommt man jedoch einen Hustenanfall.“ Deshalb der Tipp des „Weihrauch-Pfarrers“: „Immer ein Naturprodukt kaufen. Selbst das mieseste Naturprodukt ist besser als das teuerste chemische Produkt.“