Tausende Fans werden zu den heurigen Formel 1-Wochenenden in rund einem Monat am Red-Bull-Ring in Spielberg erwartet. Vor zehn Jahren wurde der Red-Bull-Ring eröffnet - Anlässe genug, um einen Blick auf den Ursprung der berühmten Rennstrecke zu werfen.

Die Geburtsstunde geht auf den STMSC Knittelfeld – dem "Steiermärkischen Motor Sport Club" - zurück. Ohne seine "visionären Geburtshelfer" würde es heute in der Steiermark vielleicht gar keine internationalen Motorsportrennen geben. Begonnen hatte alles mit den erfolgreichen Flugplatzrennen in Zeltweg. Der damalige Sektionseiter des STMSC war der Rechtsanwalt Gustav Tiroch, der die Agenden des Clubs bis zu seinem viel zu frühen Tod im Jahr 1982 verwaltete.

Das erste Rennen fand am 14. September 1957 statt. Auf einem Rundkurs von 3,1 Kilometern waren bereits bei dieser ersten großen Motorsportveranstaltung für Fahrzeuge mit zwei und vier Rädern 62 Fahrer aus sechs Nationen am Start. Beim zweiten Rennen am 17. August 1958 war die Zahl der Startenden schon mehr als doppelt so hoch - und die damals bedeutendsten Namen im Motorsport hatten ihr Kommen zugesagt. Dies führte man darauf zurück, dass der Flughafen Zeltweg inzwischen in der Fachwelt als die schnellste, beste und sicherste Rennpiste in Mitteleuropa beschrieben wurde.

Ein drittes Flugplatzrennen veranstaltete man in Zeltweg am 23. August 1959. Durchgeführt wurde es in acht Motorklassen. Dieses Mal jubelte das Publikum dem Engländer Tony Marsh als verdientem Sieger der Formel II Rennwagenklasse zu, die hier erstmals ausgetragen wurde.

Sieger Tony Marsh
Sieger Tony Marsh © Tiroch

Da es am Flugplatz keine Zuschauertribünen gab, hatte man an alle Bauern der Umgebung den Apell gerichtet, diese Veranstaltung durch Traktoren mit provisorischen  Plattformen, auf denen Sitzgelegenheiten montiert werden konnten, zu unterstützen. Jedem Helfer wurde dafür ein Geldbetrag und Zutritt zum Rennen zugesichert. In der Klasse für Tourenwagen fuhren beim dritten Flugplatzrennen übrigens erstmals auch zwei Frauen mit.

Bei dieser dritten motorsportlichen Großveranstaltung in Zeltweg durfte man nicht nur heimische Prominenz begrüßen, es gab den in Österreich bis dato noch unbekannten Le Mans-Start. Das heißt, die Fahrer durften bei Startfreigabe noch nicht im Fahrzeug sitzen, sondern erst zu diesem laufen und es auch dann erst starten.

Le Mans Start in Zeltweg
Le Mans Start in Zeltweg © Tiroch
Prominente Besucher: Landeshauptmann Josef Krainer und Nationalrat Max Eibegger
Prominente Besucher: Landeshauptmann Josef Krainer und Nationalrat Max Eibegger © Tiroch

Inzwischen war der Betonbelag schon zunehmend holperig geworden - der Ruf nach einem neuen Veranstaltungsort wurde laut. Dank des nimmermüden Engagements von Tiroch gelang es, in Spielberg mit dem Bau einer neuen Strecke mit Asphaltbelag zu beginnen.

Das geschah bereits unter der Flagge des neuen STMSC Knittelfeld. Denn da diverse Konflikte mit der Zentrale des STMSC nicht beseitigt werden konnten, hatte man in Knittelfeld einen eigenständigen Verein gegründet. In dessen Präsidium saßen nun jene Frauen und Männer, die man ruhig als die Urheber(innen) des Österreichringes bezeichnen darf. Es waren das außer dem Obmann  Tiroch - um nur einige zu nennen - unter anderem Karl Ranninger, Max Eibegger, Baronin Ute und Baron Karl von Hanstein, Kurt Jermann und Dominik Tondolo.

Beratung über die Gestaltung des ersten Österreichringes
Beratung über die Gestaltung des ersten Österreichringes © Tiroch

Die Einweihung dieses neuen Österreichrings  mit seiner schnellen 5,9 Kilometer langen Asphaltstrecke fand am 26. Juli 1969 im Beisein zahlreiche prominenter Gäste statt. Zum zweiten Formel I-Rennen auf dem Österreichring im Jahr 1970 strömten mehr als 100.000 Zuschauer nach Spielberg – nicht zuletzt, um Jochen Rindt zu sehen, der hier zwar an den Start ging, aber nicht siegte. Zwar gab es damals noch keine Auslaufzonen oder Sturzräume, dennoch erreichten die Piloten eine Höchstgeschwindigkeit von bis zu 300 Stundenkilometern. Resultierend daraus gab es in den Folgejahren diverse gravierende Unfälle. Man begann also mit einem Umbau, der teils die alte Streckenführung beibehielt, jedoch die bislang als „Mut-Kurven“ bezeichneten gefährlichen Teilabschnitte entschärfte.

Nach dem Tod von Obmann Tiroch im Jahr 1982 war der Klub in finanzielle Schwierigkeiten geraten. Bernie Ecclestone hatte sich deshalb eingebracht und übernahm von 1982 bis 1987 die Schirmherrschaft. Doch dann kündigte er die bestehenden Verträge auf – offiziell angeblich wegen eines Tabak-Werbeverbotes der EU.

Verkürzte Strecke

1996 hat man nach einem massiven Umbau den neuen Ring, der sich nun  A1-Ring nannte, eingeweiht, auf dessen auf 4,3 Kilometer verkürzten Strecke zwischen 1997 und 2003 sieben Formel I Rennen veranstaltet wurden.

Damals begannen die ersten Verhandlungen mit der Red Bull GmbH und Dietrich Mateschitz, der das gesamte Terrain samt der Rennpiste letztendlich 2004 käuflich erwarb und hier große Pläne verwirklichen wollte. Schwierigkeiten mit Anrainern zwangen jedoch dazu, dass man das Projekt erst auf Eis legte, dann umplante und die Bauarbeiten immer wieder unterbrechen musste. So lag das Gelände zwischen 2004 und 2011 faktisch brach.

Nach langen und zähen Verhandlungen wurde weiter gebaut und man konnte hier mit der Eröffnung des Red Bull Ringes am 15. Mai 2011 wieder Geschichte schreiben. Doch erst nach mehr als zehn Jahren Pause fand am 22. Juni 2014 wieder das erste Formel I Rennen in der Steiermark statt.

*Elfi Lukas ist Volkskundlerin und Autorin zahlreicher Bücher, die sich mit der Region beschäftigen.

** Am 17. Juli 2022 ist Elfi Lukas verstorben