Nicht viel erinnert daran, dass in dem Haus mit der grünen Fassade der so genannte "Porno-Arzt" seine Praxis hatte. Bis auf das Halte- und Parkverbot mit der Zusatztafel "Ausgenommen Arzt".

"Es wird auch viel geschimpft". Einige Schritte entfernt betreibt Pierre Bacher ein Tattoo-Studio. "Die Kundschaften reden nach wie vor über die Geschichte, es wird auch viel geschimpft", weiß Bacher. Eines Tages sei ein junges Mädchen wegen eines Bauchnabelpiercings zu ihm gekommen. "Sie hat sich gleich ausgezogen. Ich hab' sie gefragt, was das soll?", erinnert sich Bacher. Die Jugendliche habe geantwortet, dass sie das bei dem Mediziner auch hatte tun müssen.

"Schwachsinnig". Wolfgang Kögl kommt des Weges. "Es ist immer über ihn geredet worden", so der Knittelfelder über die Gerüchte, dass der Mann Frauen sexuell belästigt haben soll. Kögl bezeichnet die Vorwürfe als "schwachsinnig": "Es ist in Ordnung, wenn die Fotografien im gegenseitigen Einverständnis gemacht worden sind." Auch er hatte den in Haft sitzenden Mann als Hausarzt: "Ich würde jederzeit wieder zu ihm gehen. Es ist schwer, einen so guten Arzt zu finden. Er hatte immer Zeit für seine Patienten."

"Frauen haben das ja freiwillig gemacht". Kögl ist nicht der einzige Sympathisant des Arztes. Einige Knittelfelder erzählen, dass er etwa für Medikamente in seine eigene Tasche gegriffen habe, wenn ein Patient in Geldnot war. Auch Nicole Gschaider hätte dem Arzt die ihm vorgeworfenen Übergriffe nicht zugetraut. "Es hat kurz geheißen, dass sein Sohn die Praxis übernimmt", erzählt die Schülerin. Auf dem Hauptplatz treffen wir schließlich noch eine ältere Dame: "Der arme Teufel", bedauert sie den Arzt. Ihrer Meinung nach sitzt er unschuldig im Gefängnis: "Die Frauen haben das ja freiwillig gemacht."