Am helllichten Tag stolziert ein Wolf über die Frauenalpe im Bezirk Murau. Dieses Video wird in den sozialen Netzwerken häufig geteilt – und verunsichert viele, die es sehen. Manche zweifeln dessen Echtheit an, ein Urheber ist bislang nicht auszumachen. Vor allem unter den Landwirten und Jägern sorgt das Video für Diskussionsstoff. „Natürlich ist es echt. Warum sollte man so etwas künstlich erzeugen, was wäre der Sinn dahinter?“, hört man. Zweifler weisen darauf hin, dass der Wolf seine Größe auch beim Weglaufen nicht verändere. War hier eine KI (Künstliche Intelligenz) am Werk?

„Wolf bewegt sich natürlich“

Der Verein „Mimikama“ hat es sich zur Aufgabe gemacht, Falschmeldungen zu entlarven, Desinformationen kenntlich zu machen und auf Manipulationen hinzuweisen. Andre Wolf ist bei Mimikama auf Social-Media-Kommunikation spezialisiert, verfügt über langjährige Erfahrung in der Analyse von Internetinhalten, insbesondere im Bereich der sozialen Medien. Er erkenne durch ein 360-Grad-Panoramafoto auf Google, welches den Ort zeigt und auf welchem man alle geografischen Eigenheiten aus dem Video erkennen könne, dass die Örtlichkeit definitiv nicht KI-generiert sei.

Der Wolf in dem Video bewege sich ebenfalls natürlich, er zeige keine KI-typischen Bewegungsabläufe: „Die Beine kreuzen sauber und natürlich, bei Sekunde 6 des Videos läuft er hinter einem kleinen Grasbusch her und es gibt keine Irritationen.“ Dies sei auch bei Sekunde 16 des Videos zu beobachten.

Faktencheck-Experte Andre Wolf von Mimikama
Faktencheck-Experte Andre Wolf von Mimikama © Mimikama/Claudia Spies

„Gesamtpaket“ spricht nicht für KI

Ebenfalls versinke das Tier völlig natürlich hinter kleinen Erhebungen. „Das passiert mehrfach, ohne jegliche Pixelfehler“, so Andre Wolf. Die Geschwindigkeit des Wolfes im Video variiere auch, „das kann bisher keine KI auf diese natürliche Weise, sie würde immer wieder morphen, unnatürliche Geschwindigkeiten verursachen oder Pixelfehler erzeugen“, erklärt er, und sagt abschließend: „Aufgrund des Gesamtpaketes können wir nicht der Annahme sein, dass es sich um ein KI-erzeugtes Video handelt. Auch wenn wir grundsätzlich immer mit KI-generierten Inhalten rechnen müssen.“

„Keine Gefahr für Menschen“

Armin Deutz ist Amtstierarzt in Murau sowie gerichtlich beeideter Sachverständiger für Veterinärwesen. Er tippt bei der Sichtung auf der Frauenalpe auf einen durchziehenden Wolf, weil im fraglichen Zeit keine Rissmeldungen bei landwirtschaftlichen Nutztieren oder Wildtieren gemacht wurden. Gefahr gehe durch den Wolf für den Menschen nach wie vor keine aus. Aber: „Das Zusammenleben mit dem Tier müssen wir wieder lernen. Die Sichtungen werden häufiger vorkommen.“

Armin Deutz, Murauer Amtstierarzt
Armin Deutz, Murauer Amtstierarzt © Maria Steinwender