Es riecht nach taunasser Erde, der Boden dampft. Frühmorgens in einem Gewächshaus in Baierdorf bei Weißkirchen sind drei Damen mit dem Setzen von Gemüsejungpflanzen beschäftigt. Hier entsteht gerade die erste biologische Gemüsekiste im Murtal. Als Bäuerinnen würden sich die drei nicht bezeichnen, und doch wollen sie in der Landwirtschaft durchstarten und diese verändern: Martina Galler ist studierte Organisationsentwicklerin und lebt mit ihrer Familie am Biohof Mosauf; Andrea Gruber ist Informationsdesignerin mit einer Leidenschaft für die Natur, und Betriebswirtin Nina Neuner, die in Konzernen tätig war und den Blick auf die „großen Zahlen“ hat. Alle drei sind „Heimkehrerinnen“ ins Murtal, gemeinsam haben sie „beyond_Mosauf“ gegründet: Mit dem zu arbeiten, was bereits da ist, standortangepasste Landwirtschaft neu- und weitergedacht sozusagen.
Mehr als Gemüse
„beyond_Box“ nennt sich das entstehende Produkt für nachhaltig produziertes, biologisches Gemüse. Anstelle die Gemüseboxen auszuliefern, sollen diese ausgegeben werden. „Die Leute sollen sich bei uns treffen“, so Galler. Der Bauernhof wird zur Begegnungszone, wo man miteinander ins Gespräch kommt – auch über das Mosauf-Produkt selbst, denn Kundenfeedback ist vor allem im jetzigen „Pilotjahr“ mehr als erwünscht.
Begegnungsort
Galler liegen lokale Versorgungssicherheit und Biolebensmittel am Herzen, ebenso der Wunsch, einen Begegnungsort am Bauernhof zu schaffen: Sich nicht nur eine Gemüsekiste abzuholen, sondern ins Gespräch zu kommen, Wissen zu vermitteln. Dafür können sich auch Gruber und Neuner begeistern. „Für mich ist Gemüse das Hauptgericht und keine Beilage. Es braucht wieder mehr Wertschätzung für Lebensmittel“, sagt Gruber. „Dieser Hof hat immer schon nach dem Kreislaufprinzip gewirtschaftet, bevor es in Mode war“, fügt Neuner hinzu. Der Kreislauf geht weiter. Der Mist, den die Mutterkühe vom Mosauf-Hof produzieren, nährt nun die Tomatenpflanzen im Gewächshaus.
Mitte Juni abholbereit
Den Gemüse-Tunnel haben die Damen in Eigenregie gebaut. 35 Sorten Gemüse entstehen derzeit auf 1500 Quadratmetern. „Alles, was wir selbst gerne essen“, so Galler: Rote Rüben, Paprika, Salate, Karotten, Tomaten, Spinat, Melanzani etwa. Viele Pflänzchen wurden selbst gezogen oder bei anderen Biobäuerinnen eingekauft. Die Tomaten wird es Ende Juli geben, bereits zeitnah Rucola und Zuckererbsen. Saisonal angepasst wird die Variation quer durchs Gemüsebeet ebenso. Bestellt werden kann per Mail, telefonisch oder via Instagram. 24 Euro pro Woche wird die Box kosten und sechs bis acht Gemüsesorten umfassen, Abholtag ist Donnerstag, Mitte Juni soll es losgehen.
Eigenfinanziert
Finanziert hat das Trio alles aus eigener Tasche. Denn: „Alle fanden uns toll, aber Förderungen gibt es nur, wenn man einen Riesen-Neubau aufstellt“, merkt Neuner kritisch über das Förderungssystem an. Das, was die Bauern in den Ruin treibe, seien noch größere Investitionen, noch mehr Maschinen. „Wir wollen das Prinzip umdrehen und schauen, was gibt es bereits am Hof, welche Menschen leben dort, was kann man daraus machen. Das ist wirtschaftlich, krisensicher und nachhaltig zugleich.“