2016 brannte der Stall von Eva König nieder – und mit ihm auch die „alte Eva“, wie sie sagt. Damals stand die Biobäuerin aus Eppenstein vor der Entscheidung, entweder einen neuen Stall zu bauen und weiterzumachen mit der Landwirtschaft oder aufzuhören. Auch damals stand der Milchpreis schlecht, ähnlich wie heute. Sie hörte auf ihr Herz. Die Kühe waren bereits verkauft, sie holte alle wieder zurück auf den Hof. „Ich habe Rotz und Wasser geheult vor Freude“, erzählt sie. „Ich habe die geilsten Arbeitskolleginnen der Welt. Du wirst nicht gemobbt und sie stänkern nicht hinter deinem Rücken.“

Die Rolle der Bäuerin will sie verändern, nach außen kommunizieren, „dass wir gebildet und weltoffen sind.“ – „Ich bin echt gern Biobäuerin“ ist ein Satz, den sie durchaus verkörpert. Sie habe als Landwirtin viele Vorteile, die andere Frauen in der Arbeitswelt nicht hätten: „Ich kann mir meinen Tag frei einteilen. Es ist viel Arbeit, aber ich kann mir immer Zeit für meine Kinder nehmen.“

„Mut statt Wut“ für die Landwirtschaft

Was sie jedoch nicht verneint, ist die preislich angespannte Lage für Bauern: steigende Kosten, sinkende Einnahmen. „Ich werde als Bäuerin sicher nicht reich, aber es ist eine Arbeit, die mich erfüllt.“ Durch den Hofladen habe sie viel Kontakt zu Kunden, mit „Schule am Bauernhof“ lotst sie Kinder durch den Stall, neuerdings bietet sie auch Mentaltraining am Hof an. „Mut statt Wut“ wünscht sie sich und anderen für die Landwirtschaft: Wenn man sich selbst als Betriebsführer weiterentwickle, tue das auch der Hof. Mangelnde Psychohygiene in der Landwirtschaft sei ebenso ein Thema, genauso wie Dankbarkeit: Sie bedanke sich täglich bei ihren Kühen, dass sie ihr dieses Leben ermöglichen würden. „Landwirtschaft darf Spaß machen, und man darf auch auf Urlaub fahren, ohne schlechtes Gewissen“, sagt König.

„Bauernhof ist Unternehmen“

Einnahmen und Ausgaben müsse man selbstverständlich immer im Blick haben und zu sich ehrlich sein. „Brauche ich einen Traktor um 150.000 Euro für 20 Kühe, einen Melkroboter, ein dickes Auto? Das spielt’s bei uns nicht. Da muss man vorher einfach nachdenken, das ist Selbstverantwortung.“ Ein Bauernhof sei ein Unternehmen und müsse auch als solches geführt werden. Doch anstelle zu „müssen“, „dürfe“ sie den Hof in ihrer Lebenszeit bewirtschaften – die Einstellung mache den Unterschied.

Dass sich die Zeiten in der Landwirtschaft durchaus geändert haben, zeigt auch König auf: Früher hätte man Höfe für zehn Arbeitskräfte konzipiert, heute sei man oft auf sich allein gestellt, im besten Fall zu zweit. Auch für Bauern habe der Tag nur 24 Stunden, dieser beginne meist bereits um fünf Uhr morgens. Dennoch: „Die Kühe zotteln in der Früh hinaus, voller Glückseligkeit, und wenn es hart auf hart kommt, brauche ich 20 Minuten pro Kuh zum Melken, in vier Stunden pro Tag (ein Melkgang jeweils morgens und abends zu zwei Stunden, 10 Minuten pro Tier, Anm.) bin ich damit fertig.“ Dieses Bild wolle sie hinaustragen in die Welt. „Einen Hof übernehmen, mit Leidenschaft seinen eigenen Weg gehen – besser kann es eigentlich nicht werden.“