Mit langen Fingernägeln bei der Waldarbeit? „Das ist einfach nicht die Realität“, sagt Andrea Pirker aus Kulm am Zirbitz. Sie war die erste Meisterin der Forstwirtschaft in ganz Österreich, ist zudem zertifizierte Waldpädagogin, gerichtlich beeidete Sachverständige für Alp- und Weidewirtschaft, Bewerterin von land- und forstwirtschaftlichen Liegenschaften, Hegeringleiterin, Jägerin, Mentaltrainerin und Vorstandsmitglied des Vereines „Forstfrauen“. Und nun ist sie eben das Gesicht einer Werbekampagne von Stihl Österreich, zu sehen in sozialen Netzwerken. „Natur ist meine Heimat. In der Natur lebe ich. Die Natur kann ohne mich, aber ich nicht ohne sie“, sagt Pirker in dem Spot des deutschen Unternehmens, welches für seine Motorsägen bekannt ist.

Durch Zufall Model

Zum Gesicht der Kampagne wurde Pirker, als sie mit ihrer „Forstfrauen“-Kollegin Dagmar Karisch-Gierer bei dem Unternehmen eingeladen war und eingangs erwähnten Umstand bemängelte: Die Models der Stihl-Kampagnen seien zu perfekt, zu unrealistisch. „Ich wurde gefragt, ob ich denn mit der Motorsäge umgehen könne, es werde ein neues Gesicht für ein Werbevideo gesucht. Da dachte ich mir: ,Super, das hat dir dein großes Mundwerk wieder eingebrockt‘“, lacht Pirker. Die Dreharbeiten am Hof zu Hause in Kulm am Zirbitz hätten ihr Spaß gemacht.

Andrea Pirker in ihrem Wald, mit ihren Katzen Cindy und Cleo
Andrea Pirker in ihrem Wald, mit ihren Katzen Cindy und Cleo © KK

In der Langversion des Werbespots erzählt Pirker, dass die Forstwirtschaft immer schon männerdominiert gewesen sei, ihr Großvater ihr aber gesagt habe, dass man alles schaffen könne, wenn man nur wolle. „Frauen haben immer schon im Wald gearbeitet, jedoch im Stillen. Wir müssen uns trauen, in den Vordergrund zu treten“, sagt Pirker. Diese Vorbildfunktion nimmt sie auch als Gesicht der Kampagne „Fem4Forest“ der „Forstfrauen“ ein. Der Verein will die Leistungen und Aktivitäten von Frauen in der Forst- und Holzwirtschaft aufzeigen, bietet etwa „Waldspaziergänge“ nur für Frauen an.

Es habe sich viel getan in der Land- und Forstwirtschaft, sagt Pirker. Dennoch: „Viele sagen, die Waldarbeit ist nichts für eine Frau. Dabei geht es um so viel mehr, als ums Bäumeschlägern. Ich möchte jungen Mädels Mut machen.“ Was fühlt sie, wenn sie im Wald ist? „Ich bin daheim und geerdet. Mit der Natur zu arbeiten und sorgsam mit ihr umzugehen ist ein Gefühl, das sich nur schwer in Worte fassen lässt.“

Andrea Pirker, wortwörtlich in ihrem Element – dem Wald
Andrea Pirker, wortwörtlich in ihrem Element – dem Wald © KK