Wo er sich aktuell genau aufhält, weiß niemand. Fix ist allerdings: Ein Wolf, der am 18. November über Salzburg in die Steiermark eingewandert ist und damals im steirischen Salzkammergut unterwegs war, wurde rund um Weihnachten im Thörler Graben nordwestlich von Kapfenberg geortet. "Es ist die erste nachgewiesene Sichtung bei uns im Bezirk, für Menschen besteht aber keine Gefahr", sagt der Brucker Bezirksjägermeister Anton Karlon. Möglich macht diese Entdeckung ein Sender, den der Wolf im schweizerischen Graubünden verpasst bekommen hat, ehe er seine Tour in Richtung Osten antrat.
"Ohne diesen Sender wüssten wir nichts, denn Wölfe sind sehr scheu. Dass es zu einer Sichtung durch einen Menschen kommt, ist deshalb sehr unwahrscheinlich", sagt Karlon. Besagter Sender setzt allerdings nur alle acht Stunden ein Signal ab – sofern er überhaupt funktioniert. "Wenn er sich in einem Graben befindet und dort unter einer Felswand sitzt, gibt's kein Signal. Er könnte jetzt schon überall sein", sagt Karlon. Außerdem kann ein Wolf in einer Nacht 25 oder gar 30 Kilometer zurücklegen, der fehlende Schnee erleichtert dem Tier zudem das Vorankommen. "Ein Jungwolf verbringt sein erstes Lebensjahr im Rudel, danach muss er sich seinen Lebensraum suchen, das ist jetzt wohl der Fall", sagt Karlon.
Bislang keine dokumentierten Risse
Nachzuvollziehen ist die Reise des Wolfes vor allem dann, wenn es entlang seiner Route vermehrt zu Rissen kommt, wobei er sich aktuell vor allem von Hasen, Rehen und Wildschweinen ernähren dürfte. "Es gibt aber noch keinen definitiv nachgewiesenen Riss", sagt Karlon. Der Nachweis, ob ein Riss tatsächlich durch den Wolf entstanden ist, ist wiederum schwierig zu erbringen, weiß Karlon: "Wenn ein Tier gefunden wird, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass in der Zwischenzeit auch der Fuchs dran war. Nach zwei Tagen findet man keine Spuren vom Wolf mehr."
Zum Problem könnte der Wolf allerdings werden, sofern er vermehrt der Forst- oder Landwirtschaft in die Quere kommt. "Wenn er das Rotwild, das gerade überwintert, aufscheucht, kann es aus Angst zu vermehrten Schälungen an forstlichen Kulturen kommen", sagt Karlon. Die Landwirtschaft wäre wiederum verstärkt betroffen, sobald der Wolf draufkommt, dass er dort einfacher an Beute gelangt: "Er würde dann aus Energiespargründen aufhören, einen Hirsch zu jagen, wenn er leichter an ein Schaf gelangt. Ein zwei Meter hoher Zaun stellt kein Problem dar." Für Jäger ist der Wolf jedoch ebenso tabu wie Luchs und Bär, die Landwirte versuchen sich indes mit Zäunen oder Hunden zu wappnen.
Förderung von Herdenschutzhunden
Kritik am Programm für Herdenschutzhunde gibt es in Kärnten. Unter anderem wird beim Einsatz von Herdenschutzhunden ein enormes Konfliktpotenzial mit der touristischen Nutzung der Almen befürchtet. Denn die Ausbildung der Herdenschutzhunde ist nicht einfach. Ab 2023 wird die Anschaffung von Herdenschutzhunden über Öpul mit 700 Euro pro Hund gefördert. Zugelassen sind nur bestimmte Rassen, die sich als Herdenschutzhunde eignen. In der Auffangstation des Vereins Secure Base in Frantschach in Kärnten, dem einzigen auf Herdenschutzhunde spezialisierten Hof in Österreich, landen schon jetzt viele Hunde, deren Herrchen mit der Erziehung der Hunde überfordert sind.
An der landwirtschaftlichen Fachschule am Grabnerhof gibt es gemeinsam mit dem "Österreichzentrum Bär, Wolf, Luchs" einen neuen Ausbildungsschwerpunkt für Almwirtschaft. Dort werden unterschiedliche Maßnahmen für Herdenschutz auch wissenschaftlich begleitet. Sollte die Zukunft zeigen, dass es mehr Herdenschutzhunde gibt, werde auch die entsprechende Ausbildung für die Halter angeboten, heißt es aus dem Lebensressort Steiermark.