Es gibt Momente im Leben, da führt der Zufall Regie. So ist es auch Bettina und Karlheinz Kohlhofer aus Kapfenberg ergangen. Eigentlich in den Branchen Textil, Auto und Versicherung angesiedelt, entdeckte das Paar im Vorjahr plötzlich eine Anzeige in einer Zeitung. Dort inseriert war ein Objekt, das das Leben der Kohlhofers völlig auf den Kopf stellen sollte: die Jassingalm. Idyllisch gelegen unweit des Grünen Sees, haben die beiden hier einen beruflichen Neustart hingelegt. "Wir sind komplette Quereinsteiger, haben uns aber sofort in diesen Platz verliebt. Wenn du hier in der Früh aufstehst, hat das etwas Magisches", sagt Bettina Kohlhofer.

Das Wort Gefühl taucht häufig auf, wenn Kohlhofer über das Leben auf der Alm spricht, wo das Ehepaar häufig auch übernachtet. Die Pandemie, der Trend zum Urlaub in der Heimat und der Grüne See als Tourismusmagnet. All diese Faktoren haben eine Rolle gespielt, sich im Vorjahr in dieses Abenteuer abseits des Alltagstrotts zu stürzen. "Wir haben hier zwar Internet, aber keinen Handyempfang", sagt Kohlhofer. Sollten sich Gäste mal darüber beschweren, hat sie stets einen Tipp – Augenzwinkern inklusive: "Man kann sich ja miteinander unterhalten."

Lockdown nach nur drei Wochen

Seit 1. November des Vorjahres führen die Kohlhofers offiziell die Jassingalm, die zwei Monate zuvor gehörten zu den spannendsten ihres Lebens. Weil Corona sich ebenso bemerkbar machte wie Lieferschwierigkeiten auf hoher See, traf der Geschirrspüler erst einen Tag vor der Eröffnung ein. "Man glaubt ja gar nicht, wie man sich über einen Geschirrspüler freuen kann", sagt Kohlhofer, die zusätzlich noch ihre Konzessionsprüfung ablegen musste. Lange durfte besagter Geschirrspüler seinen Dienst allerdings nicht verrichten, schon nach drei Wochen folgte der Lockdown.

Im Inneren ist gut sichtbar: Hier wurde das neue Haus über das alte gebaut
Im Inneren ist gut sichtbar: Hier wurde das neue Haus über das alte gebaut © Marco Mitterböck

Die Zwangspause wurde dennoch produktiv genutzt, um der 2021 erweiterten Hütte den letzten Feinschliff zu verleihen, ehe dann mit etwas Verspätung ab 17. Dezember die Wintersaison beginnen konnte. "Wir hatten hier ein echtes Schneeparadies. Zum Teil kamen Grazer her, um Schnee zu sehen", sagt Kohlhofer. Doch nicht nur Grazer, viele von ihnen nutzen das Klimaticket, schauten auf der Jassingalm vorbei.

Von Oberaich bis nach Neuseeland

Neben heimischen Gästen, die die Räumlichkeiten für Feiern nutzen, gaben sich auch Besucher aus Neuseeland, Hawaii, Indien und Japan schon die Ehre. "Und aus Oberaich", ergänzt Kohlhofer mit einem Lächeln. Von dort machte sich das Pflegeheim auf den Weg, den es als Alternative zum vier Kilometer langen Fußweg auch in Straßenform gibt, "um das Almgefühl wieder mal zu spüren".

Nun steht die Jassingalm unmittelbar vor dem Start in die Sommersaison, die am 11. Juni mit einem Konzert von Oliver Haidt (11.30 Uhr) beginnt. Gerne würde Kohlhofer künftig von Montag bis Sonntag geöffnet haben, dazu braucht es aber noch mehr Personal. "Wir suchen dringend nach einer Küchenhilfe und einem Koch, hätten sogar eine kleine Mitarbeiterwohnung." So bleibt es vorerst bei Öffnungszeiten von Mittwoch bis Sonntag, wenn Spezialitäten wie Schweinsbraten und Wild die Speisekarte dominieren.