Peter Rosegger beschreibt die Abwanderung der Landbevölkerung, die ihr Glück in der aufstrebenden Industrialisierung der Städte suchte. In diesem industriellen Umbruch kamen viele evangelische Arbeiter nach Mürzzuschlag. Deshalb erhielten die Mürzzuschlager Evangelischen vom Oberkirchenrat die Genehmigung zur Gründung einer eigenen Gemeinde – es war erst die 6. in der heutigen Steiermark. Die Sehnsucht nach einem eigenen Gotteshaus war groß, die finanzielle Herausforderung aber ebenso.
Kein Geringerer als der heimatverbundene Schriftsteller Peter Rosegger verwendete seine Berühmtheit dafür und verfasste 72 Aufrufe um finanzielle Unterstützung. Diese Spendenaufrufe waren so erfolgreich, dass noch im selben Jahr, nämlich im November 1900, die neugotische Heilandskirche eingeweiht werden konnte.

Rosegger fand es mit seinem christlichen Gewissen vereinbar, die evangelischen Gläubigen beim Kirchenbau zu unterstützen, knüpfte jedoch eine Bedingung daran: Ein Marienbild sollte die heilige Mutter ehren. Weil aber die Heiligenverehrung im evangelischen Glauben nicht praktiziert wird, ist es eine einzigartige Ausnahme, die man hier in Mürzzuschlag findet.
Das Bild der Heiligen Familie schmückt noch heute den Kirchenraum und stammt aus der Werkstatt von Franz Defregger. Aus der Freundschaft des Schriftstellers mit dem Tiroler Maler ist ein Briefwechsel erhalten, worüber kürzlich ein Buch erschienen ist.