Auf einer großen Glasschiebetür steht in goldenen Lettern „Hotel Panhans“. Mit einem leisen Klicken und ordentlichem Ruck geht die Tür auf und man gelangt hinein. Schon im Vorbereich des geschichtsträchtigen Grandhotels auf der Semmering-Passhöhe fühlt man sich der Zeit entrückt. Ein hoher Raum mit eindrucksvoll gestalteter Decke heißt die Besucher willkommen.

Eigentlich ist das Hotel geschlossen – eigentlich. Für den Kultursommer am Semmering haben die Eigentümer eine Ausnahme gemacht. „Wir dürfen einige Räume nutzen“, erklärt Intendant Florian Krumpöck. Er steht auf der Treppe zur Lobby des Hotels und lässt seinen Blick schweifen. Eine wilde Mischung aus renovierten Decken und Wänden trifft auf großflächige Kleberreste auf Marmorböden, die vom Herausreißen alter Teppiche übrig geblieben sind, Baufälligem und 80-Jahre-Charme.

„Hier wurde nach alten Bildern renoviert. Bald nach dem Start hat man die Arbeiten aber wieder eingestellt. Das Hotel in Schuss zu bringen, ist ein ambitioniertes Projekt“, erklärt Krumpöck. Neben den umfangreichen Arbeiten steht die Option auf einen Neubau im Raum. „Die Eigentümer sind dran. Aber freie Flächen neben dem Panhans sind Mangelware“, erzählt Krumpöck.

Ein morbider Charme und liebliche, pastellfarbene Wände treffen nun im Panhans aufeinander. „Eine wunderbare Mischung“, so Krumpöck. Nur wenige Schritte von der Lobby entfernt wartet ein Exkurs in die Geschichte des Hotels. Im ehemaligen „Maurischen Sprudelbad“ können die Gäste des Kultursommers nämlich eine Erfrischung zu sich nehmen. „Wir haben hier eine Bar eingerichtet. Während des späteren Hotelbetriebs war hier eine ähnliche Bar. Den 80er-Jahre-Charme spürt man noch“, sagt Krumpöck. Das Grandhotel wurde 1888 eröffnet und immer wieder umgebaut und erweitert. Im alten Badebecken stehen Sitzgelegenheiten und die mit Blattgold verzierte Decke tut ihr Übriges für das besondere Ambiente.

Das Herzstück: Ein Festsaal mit Blattgold

Ein paar Schritte die alte Hoteltreppe hinauf, gelangt man in das Herzstück des Hotels, den Festsaal. Dort finden bis 1. September Konzerte oder Lesungen von Größen der deutschsprachigen Kulturszene statt. „Der Festsaal war zur Jahrhundertwende ein Ballsaal. Dieser Raum ist der einzige, der fertig renoviert wurde“, sagt Krumpöck. Er steht mitten in dem bestuhlten, lichtdurchfluteten Raum. Bis zu 260 Gäste finden hier Platz. „Das ist nicht nur ein Holzboden, es ist ein Tanzboden“, sagt Krumpöck. Um ihn vor Schäden zu bewahren, wurde er teilweise abgedeckt. Bei genauerer Betrachtung des Raums fallen die Balkongeländer im oberen Rang ins Auge. „Die Geländer sind mit Blattgold vergoldet. Auch die Verzierungen an der Decke sind mit Blattgold gearbeitet“, lässt Krumpöck wissen.

Zu verzaubern weiß übrigens noch ein Raum. „Le jardin“, wie das Zimmer früher betitelt wurde, dient für die Zeit des kulturellen Reigens als Speiseraum. „Hier sind auch die Wände fertiggestellt. Die Fenster sind hingegen den 80er-Jahren geschuldet. Mal schauen, wohin das alles noch führt“, sagt Krumpöck, mit Blick auf die zahlreichen kleinen Kunststoff-Fenster.

Kein Zimmer im Hotel

Wohin der Weg die Besucherinnen und Besucher lockt, weiß Krumpöck mittlerweile auch: „Viele können nicht glauben, dass das Hotel geschlossen ist und versuchen die alten Gästezimmer zu entdecken“, sagt er. Die Badezimmer wurden zwar teilsaniert, aber Bereiche der Zwischendecken sind zum Beispiel offen. „Es könnte gefährlich sein.“ Und dass viele Gäste nach einem der 113 Zimmer im geschlossenen Hotel fragen, verwundert Krumpöck auch nicht mehr. Bei der Online-Suche nach einem Quartier auf der Passhöhe wird das Hotel als „geöffnet“ geführt. „Jeder dritte Gast fragt uns nach einem Zimmer, das es schlichtweg nicht gibt.“

Ein historischer Blick

Etwas, das wohl auch schon die Gäste der Jahrhundertwende genauso zu sehen bekommen haben, ist der Blick von der Terrasse des Hotels. Das satte Grün der bewaldeten Berge fesselt heute wie einst. Neu ist hingegen der Holzbau vor dem Hotel. „Das ist der Kulturpavillon. Ein akustisches Meisterstück. Hier finden bis zu 380 Gäste Platz“, sagt Krumpöck.