Die Mürztaler Verkehrsgesellschaft gehört mit jährlich acht Millionen Fahrgästen im Jahr zu den größten Busunternehmen in der Steiermark. Heuer feiert man das 80-Jahres-Jubiläum und Geschäftsführer Gerhard Deutsch sowie Personalchefin Gudrun Ankersen sind sich einig: Ohne Frauen würde der Laden nicht laufen. Oder besser gesagt fahren. Denn immer mehr Frauen satteln auf Busfahrzeuge um. Das können in der Tat richtig große Linienbusse sein, vielfach aber auch Mikrobusse.

Schon seit Jahren setzt das rund 100 Personen starke Unternehmen auf Lenkerinnen und hatte bereits einmal einen weiblichen Personalstand bei den fahrenden Mitarbeitern von 24 Prozent. „Derzeit liegen wir bei 16 Prozent, aber wir würden uns wieder mehr wünschen“, sagt Ankersen. Denn Busfahrer gibt es – unabhängig vom Geschlecht – zu wenige. Die Wirtschaftskammer hat den Job seit Jahresbeginn auch offiziell in die Liste der Mangelberufe aufgenommen.

Alternative zu Gastro und Handel

Warum Frauen überhaupt diesen Beruf ergreifen und man auch ganz konkret um sie wirbt, erklärt Deutsch nicht zuletzt mit dem Verdienst. „Für manche Frauen ist es eine echte Alternative zu den Jobs im Handel und der Gastro. Bei uns verdienen die Lenker netto rund 2500 Euro, manche, wenn sie mehr fahren, auch in Richtung 2800 oder 3000 Euro. Vielen Frauen ermöglicht das ein selbst bestimmtes Leben. Vor allem im Verhältnis zur relativ kurzen Ausbildung ist das ein Verdienst, mit dem man was machen kann.“

Busfahren ist für viele Frauen eine variable Alternative
Busfahren ist für viele Frauen eine variable Alternative © MVG/Tom Lamm

Denn – von langen Studienjahren und akademischen Berufen einmal abgesehen – der Busschein ist schnell gemacht. „Wir unterstützen das sehr, wer möchte, ist in vier Wochen fertig“, sagt Deutsch. Und über das Vorurteil, dass Frauen hinter dem Steuer überfordert seien, verdreht man hier sowieso nur ungläubig den Kopf. „Das ist ein Riesenblödsinn, entweder man hat ein Gefühl dafür oder nicht, völlig egal, ob Mann oder Frau“, erzählt das Führungsduo aus langjähriger Erfahrung.

Frauen bei Technik teils fitter

Im Gegenteil: „Wir haben eine Frau, die kann schneller Ketten auflegen als alle anderen und fährt auch im Winter die Tour bis nach Mariazell“, plaudert man aus der Praxis. Cornelia Zweibrot, die schon 17 Jahre als Lenkerin arbeitet und auch Betriebsratsvorsitzende ist, erzählt, dass sie sich ausgerechnet von Frauen unpassende Kommentare beim Berufseinstieg anhören musste. „Ja bist du denn schon 18“, wollte eine ältere Frau wissen, als sie ihre Karriere hinter dem Lenkrad gestartet hatte.