Das Brauhaus Girrer in Mariazell war schon Mitte des 16. Jahrhunderts ein Gasthaus mit Brauerei und Landwirtschaft. Die Brauerei bestand bis 1888, dann wurde das gesamte Anwesen an die Grazer Familie Reininghaus verkauft und von dort mit Bier beliefert. Das Sudhaus und die Brauanlagen wurden abmontiert, Gasthaus und Landwirtschaft blieben aber bestehen. 1914 trat die Familie Girrer auf den Plan: Der Urgroßvater des heutigen Wirtes kaufte den Betrieb, den er vorher schon gepachtet hatte.

1990 übernahm der 28-jährige Hannes Girrer das „Gasthaus zum alten Brauhaus“, wie es damals hieß, von seinem Vater. Aber die Zeit der kleinen Privatbrauereien war in Österreich noch nicht gekommen, die Großen hatten sich den Markt aufgeteilt. „Eines war mir von Anfang an klar: Ich will etwas machen, mit dem ich mich von den anderen in Mariazell abhebe“, sagt Girrer.

Bier zu Wein und retour

So lud er im Oktober 1990 zum ersten Oktoberfest in Österreich, ließ die bekannten Münchener Laugenbrezen von einem heimischen Bäcker nachbauen und bestellte süßen Weißwurst-Senf aus Wels, weil er sonst nirgends zu kriegen war. „Das war eine Riesengeschichte und ich entschloss mich, keinen Biervertrag zu machen, sondern immer wieder andere Biersorten anzubieten.“ So gab es also im Brauhaus Girrer auch Murauer, Hirter und andere heimische Biermarken.

Links die Brauerei, rechts das Wirtshaus, wo das frische Bier direkt gezapft wird und in der Mitte der Wirt
Links die Brauerei, rechts das Wirtshaus, wo das frische Bier direkt gezapft wird und in der Mitte der Wirt © Pototschnig Franz

1992 kam aber etwas ganz anderes ins Spiel: Hannes Girrer eröffnete seine „Vinothek im Alten Brauhaus“ und bot drei Jahre lang jeden Samstag ein Menü mit Weinbegleitung an. Weil ihm aber ein anderer Wirt Konkurrenz mit demselben Angebot machte – und das um ein paar Schilling billiger – besann sich Girrer auf die Geschichte seines Hauses: „1994 wurde das Schwalbenbräu in Schladming gegründet, ein Gasthaus mit integriertem 150-Liter Braukessel. Ich fuhr hin und war sofort fasziniert: So etwas wollte ich auch“, erinnert sich der Wirt.

Jährlich bis zu 20.000 Liter Bier

Hannes Girrer ließ sich vom Schladminger Braumeister Fritz Schneeberger ausbilden: „Dort habe ich meinen Stil entwickelt, der mein Bier bis heute prägt.“ Es waren auch bürokratische Hürden zu überwinden, denn die Brucker Bezirkshauptmannschaft betrat mit der Betriebsstättenbewilligung einer Brauerei völliges Neuland. Aber es gelang: Anfang Jänner 1996 begann der Aufbau der Brauerei im Vorhaus des Gasthauses, und eine Woche nach Ostern wurde eröffnet: „Nach Ostern hatten die Einheimischen Zeit. An zwei Tagen haben wir 800 Liter selbst gebrautes Freibier ausgeschenkt, es war ein Riesenfest. Danach kamen die Leute von weit her, wir haben seit damals viele Stammkunden, die unser Bier sehr schätzen.“

Hannes Girrer schätzt seine Produkte auch selber, aber meistens erst nach Feierabend, wie er sagt
Hannes Girrer schätzt seine Produkte auch selber, aber meistens erst nach Feierabend, wie er sagt © Franz Pototschnig

250 Liter werden bei einem Brauvorgang gebraut, dafür sind 50 Kilo Malz und nur etwa 300 bis 400 Gramm Hopfen nötig. Hannes Girrer erzeugt jährlich an die 20.000 Liter Bier, gebraut wird meist zweimal wöchentlich. Es gibt drei Sorten: hell, dunkel-herb und das Festbier.

Ausgeschenkt und verkauft wird das Bier nur im eigenen Gasthaus: „Wir sind keine Brauerei mit Wirtshaus, sondern ein Wirtshaus mit eigenem Bier. Das ist ein Unterschied“, betont Girrer, der auch stolz in seine Auszeichnungen bei Falstaff, Kulinarik Steiermark oder Slow Food ist. Er hat bereits einen Assistenten für die Brauerei, denn ewig will der 62-Jährige nicht mehr brauen. Aber noch macht es ihm viel Freude – das schmeckt man auch an seinem Bier.