Beim Münchener Oktoberfest entdeckte die gebürtige Turnauerin Sieglinde Fritz ihre Liebe zur Gastronomie. Im Jahr 1987 – mit erst 23 Jahren – setzte sie den entscheidenden Schritt in ihrem Leben: Sie übernahm den Mooshuben-Wirt in der Gemeinde Halltal, ein ziemlich einschichtiges Wirtshaus am Ende der Welt. „Damals war die Wallfahrt noch nicht erfunden, es kamen Einheimische und Holzknechte, und als ,Zuagroaste‘ wurde ich sehr gut aufgenommen“, erzählt die Wirtin, die seit Jahrzehnten für ihre Forellen berühmt ist.

Aber bald darauf wurde das Pilgern zum Trend. Die Mooshuben-Wirtin liegt mit ihrem Gasthaus direkt an der Pilgerroute aus der Oststeiermark, dem Burgenland und dem Grazer Raum – und alle kennen die Fritz-Sigi. „Ich musste mich dem steigenden Ansturm anpassen, in der besten Zeit hatte ich acht Angestellte und konnte den Andrang oft kaum bewältigen.“

Sigi Fritz ist weithin bekannt für ihre Forellen. Hier hat gerade eine angebissen
Sigi Fritz ist weithin bekannt für ihre Forellen. Hier hat gerade eine angebissen © Pototschnig Franz

Die resolute Wirtin, die übrigens nie verheiratet war, könnte viel erzählen: „Aber ich darf ja nicht, man ist als Wirtin ja diskret“, sagt sie und lacht. Sie erzählt also nichts von Wallfahrergruppen, die oft gar nicht so fromm sind, wie man meinen möchte. Oder von jenen gottesfürchtigen Pilgern, die betend in ihr Gasthaus kamen und nach vielen Stunden und Runden so vergeistigt waren, dass sie ihr Pilgerkreuz bei der Sigi vergaßen. Als sie ihnen nach einer guten Stunde nachfuhr und sie kurz vor der Basilika einholte, hatten sie den Verlust noch nicht einmal bemerkt. Solche Geschichten könnte die Sigi viele erzählen, aber wie gesagt, das tut sie natürlich nicht.

Am 1. Mai beginnt wieder die Wallfahrt und es werden neue Storys hinzukommen. Oder doch nicht? „Ich war 45 Jahre lang in der Gastronomie, und ich war immer gerne Wirtin. Aber ich werde jetzt 60 und will kürzertreten. Ich biete den Gästen zwar weiterhin Getränke an, aber Schwerpunkt wird ab heuer meine Forellenpension sein. Ich habe vier Doppelzimmer und verköstige diese Hausgäste auch, darüber hinaus bleibt die Küche aber leider kalt.“

Um den Gratulanten zu entkommen, verbringt Sigi Fritz den 60er nicht in der Mooshuben
Um den Gratulanten zu entkommen, verbringt Sigi Fritz den 60er nicht in der Mooshuben © Pototschnig Franz

Sie will sich auch nach Nachfolgern umsehen, „aber es will ja fast niemand in die Gastronomie“, seufzt sie. Ganz wird sie die Gastronomie aber ohnehin noch nicht lassen. Und wer weiß – geräucherte Forellen schmecken auch aus einer kalten Küche gut.