Patientinnen und Patienten im LKH Hochsteiermark, deren Untersuchungen oder Operationstermine verschoben werden oder die vom Standort Leoben nach Bruck und umgekehrt geschickt werden. Überlastetes Personal, das trotz aller Widrigkeiten seine Arbeit versehen muss. Erich Schaflinger, ärztlicher Direktor des LKH Hochsteiermark, bestätigt Engpässe. "Ja, es kommt immer wieder zu solchen. Das ist dem Personalmangel geschuldet. Prinzipiell ist aber die Akutversorgung gewährleistet", betont er. Freitagnachmittag stellte sich Kages-Vorstandsvorsitzender Gerhard Stark bei einer Betriebsversammlung in Leoben den Fragen von Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern aller Bereiche.

Vom akuten Ärztemangel seien alle Bereiche betroffen, besonders eng sei die Situation aber bei der Anästhesie. "Das bedingt leider auch, dass wir nicht alle Operationstische nutzen können. Aber die Akutversorgung ist gesichert. Es wird aber nach Priorität entschieden, welche Operationen der Reihe nach gemacht werden müssen", räumt Schaflinger ein.

Verständnis für Patientinnen und Patienten

Schaflinger bekräftigt, die Patienten sehr gut zu verstehen, denn "es geht einfach zu langsam. Ich würde mir für die Patienten einfach wünschen, dass sich die Probleme in den nächsten Jahren bessern, und es sich einspielt, dass die Fachabteilungen, wo die Spezialisten sind, eben in Bruck und Leoben sind. Wir haben in Leoben beispielsweise keinen unfallchirurgischen Facharzt mehr. Deshalb werden Patienten nach Bruck geschickt", betont Schaflinger. Trotz des Personalmangels wolle man eine adäquate fachärztliche Versorgung bieten. "Wenn wir von diesem Weg abweichen, wäre das Chaos pur. Dann wäre alles, was wir bis jetzt auf den Weg gebracht haben, umsonst gewesen", betont Schaflinger.

Keine Verschärfung durch Aufnahmestopp in Tamsweg

Eine weitere Verschärfung der Situation am LKH Hochsteiermark durch den Aufnahmestopp steirischer Patienten auf der Internen im LKH Tamsweg sieht er im Moment nicht. "Die erste Anlaufstelle für die Murauer Bevölkerung in der Steiermark sind die Spitäler Judenburg und Knittelfeld. Erst, wenn es dort Kapazitätsprobleme gibt, werden Leoben und Bruck ins Spiel kommen. Allerdings könnte das bei einer möglichen Infektionswelle anders sein", sagt Schaflinger.

Lösungsansätze für "längerfristige personelle Lichtblicke" würden derzeit erarbeitet, beispielsweise durch die Erhöhung der Studienplätze beim Medizinstudium. „Kurzfristig werden wir schauen, ob und wie wir Prozessabläufe weiter optimieren können und die interdisziplinäre Zusammenarbeit forcieren. Von heute auf morgen werden wir aber nicht mehr Ärzte haben. Das muss man ehrlicherweise sagen", bemerkt der ärztliche Direktor.

Primärversorgungszentren als "tolle Lösung"

Die Einbeziehung niedergelassener Ärzte in die Versorgung, auch in Zusammenhang mit den Spitälern, sieht Schaflinger differenziert, denn auch im niedergelassenen Bereich werden die handelnden Personen immer weniger. "Die Zukunft kann nur sein, Primärversorgungszentren und Portalsambulanzen in den Spitälern einzurichten", ist sich Schaflinger sicher. In solchen Zentren können sich niedergelassene Ärzte zusammentun, von früh bis spät offen halten und so auch Teilzeitkräfte gut einsetzen. "Junge Mediziner arbeiten in einem Team und gewinnen so an Sicherheit. Wir sind gerade dabei, Verträge zu kreieren, was natürlich auch über den Bund geht. Das wäre eine tolle Lösung", ist er überzeugt.