"Aufgrund akuten Personalmangels ist es uns momentan nicht möglich, das Geschäft in Leoben für Sie offenzuhalten": Das ist aktuell auf der Tür des Verkaufsraums der Forellenzucht Igler in Leoben zu lesen. Kein Einzelfall: Auch ein paar Gassen weiter bleibt ein Geschäft wegen fehlendem Personal ab Mittag geschlossen, auf mehreren Eingangstüren sind Schilder zu finden, die über einen Betriebsurlaub informieren - vielfach ist dieser dem fehlenden Personal geschuldet.

So auch beim Leobener Telekommunikations- und IT-Unternehmen "leconnect" von Kurt Schatz: auf der Homepage wird ein einwöchiger Betriebsurlaub aufgrund von Personalmangel verkündet. "Letztes Jahr hatten wir erstmals Betriebsurlaub, und das in mehr als 18 Jahren", sagt Schatz. Seit zwei Jahren hat das Unternehmen zudem eine Mittagspause, weil sich die Öffnungszeiten nicht anders abdecken lassen würden. Zwar sei sein Unternehmen vom Personalmangel nicht so sehr betroffen, wie beispielsweise die Gastronomie, die Personalsuche würde trotzdem eine große Herausforderung darstellen: "Man kriegt nur schwer Leute, das ist ein wirkliches Problem", sagt Schatz.

Große Nachfrage, Personal fehlt

Herausforderungen, mit denen sich auch Hannes Igler von der gleichnamigen Forellenzucht in Kalwang konfrontiert sieht: Der Verkaufsraum in Leoben, der bisher freitags von acht bis 13 Uhr geöffnet hatte, muss bis auf Weiteres geschlossen bleiben - und das trotz hoher Nachfrage: "Der Verkaufsraum ist seit 2008 oder 2009 immer geöffnet. In Leoben hatten wir in den fünf Stunden 150 bis 250 Kunden."

Hannes und Eva Igler betreiben in Kalwang die Fischzucht Igler (Archivfoto)
Hannes und Eva Igler betreiben in Kalwang die Fischzucht Igler (Archivfoto) © Isabella Jeitler

Dabei betont Igler: "Personal fehlt nicht nur im Verkauf. Uns fehlen zwei bis drei Leute, die Bestellungen entgegennehmen, vorbereiten und aufarbeiten." Die Personalsuche ist für Igler schon seit zwei Jahren ein Thema, nun sei das "Worst-Case-Szenario" eingetreten. Der Grund: Pensionierungen einerseits, andererseits würden Teilzeitkräfte fehlen, die wegen der Personalnot zu Hause in den eigenen Betrieben gebraucht werden. "Es ist einfach keiner nachgekommen, keine Chance, deshalb haben wir auch in Kalwang reduzieren müssen", sagt Igler. Anstatt wochentags, hat das Geschäft dort nur mehr donnerstags und freitags geöffnet.

Auch seine Kunden hätten Ähnliches zu berichten: "Ich habe sehr viel mit der Gastro zu tun und ich kenne nicht einen Kunden, der sich nicht in irgendeiner Form verändern muss. Egal ob reduzierter Gastgarten, eingeschränkte Küche oder verkürzte Öffnungszeiten. Es ist unglaublich", sagt Igler und meint: "Vom Liesingtal bis Liezen kann man in fast jeder Firma nachfragen, jeder sucht jemanden - von der Putzfrau bis zum Akademiker."

Vorstellungen sind nicht umsetzbar

Aussichten auf baldige Besserungen gebe es zurzeit nicht: Auf die Stellenausschreibungen habe noch keiner reagiert, man müsse von Glück sprechen, wenn sich überhaupt wer bewirbt, so Igler. Und selbst dann seien die Vorstellungen oftmals nicht erfüllbar: "Die Einstellung zum Thema 'Arbeiten' hat sich geändert. 35 bis 38 Stunden will keiner mehr arbeiten", teilt Igler seine Erfahrungen. Stattdessen oftmals gewünscht werden eine 20-Stunden- oder 4-Tage-Woche, sechs Wochen Urlaub und eine 'Work-Life-Balance'. "Gerade in schwierigen Zeiten kann ich nicht immer nur fordern, ich muss auch einmal in die Hände spucken", sagt Igler. Sobald die Personalsuche erfolgreich ist, will Igler die Öffnungszeiten wieder erweitern: "Die Nachfrage ist jedenfalls da."