"Ich habe auf der Koppel zuerst nur einen großen Brotberg gesehen, dann meinen toten Ziegenbock daneben. Das war ein besonderes wertvoller noch dazu", schildert Marion Nestler, Landwirtin aus Kraubath einen Vorfall im Sommer. Ihr "Grant auf die Leute, die ohne zu fragen, einfach alles an die Tiere verfüttern", so sagt sie, werde immer größer. Denn, der "mit schimmligem Brot überfütterte" Ziegenbock ist seit Frühling nur eines von mittlerweile vier verendeten Tieren auf ihrem Betrieb, der "Unicorn-Farm Trattlerhof". Hier hält Nestler über 150 Tiere ganzjährig in artgerechter Freilandhaltung, darunter etwa Schafe, Ziegen, Kühe, Pferde und Schweine.

Salat und Brot waren es, die auch eines ihrer Schafe und in Folge deren beiden Lämmern das Leben kostete. "Eine Frau neben der Weide hat mir noch freudig erzählt, dass sie gut auf die Tiere schaut und sie mit Knäckebrot und Salat füttert. Am nächsten Tag war das Mutterschaf tot. Wenig später auch ihre zwei Lämmer, weil sie die Flascherl nicht mehr angenommen haben", bedauert Nestler. Ein Fohlen wäre an einem Billa-Sackerl bereits fast erstickt.

Warum Salat und Brot toxisch sind

Warum nun ganz besonders Brot, aber auch Salat für gewisse Tiere giftig ist, erklärt Tierarzt Hermann Wolfger: "Schafe und Ziegen sind Wiederkäuer und essen daher Sachen, die nicht leicht verdaulich sind, wie etwa Gras. Fressen sie hoch konzentrierte Kohlehydrate wie Brot, dann kippt der Pansen – also er übersäuert, was dazu führt, dass sie sterben." Aber auch gewöhnlicher Salat ist in großen Mengen für die Tiere giftig – weil viel Nitrat drinnen ist, erklärt der Tierarzt und sagt: "Es macht immer die Menge das Gift."

Weil sich Schafe und Ziegen lange nichts anmerken lassen, wenn es ihnen schlecht geht, sei es meist auch schon zu spät, bis es der Tierhalter bemerkt, meint Wolfger und sagt: "Unter Umständen kann man noch versuchen, gegenzusteuern. Aber das ist auch mit einem hohen Aufwand und sehr hohen Behandlungskosten verbunden."

Schilder verschwunden

Unglaublich ärgerlich für Nestler, die nun schon den Verlust von vier "totgefütteten" Tieren zu bedauern hat. Und nicht nur, dass Aufklärung über "Füttern Verboten-Schilder" absolut keine Wirkung zeigt, die Schilder seien plötzlich verschwunden gewesen, erzählt sie. Irgendjemand habe die Schilder einfach abmontiert. Darauf stand: Füttern verboten, wir bekommen Kolik, Grippe und Kreislaufprobleme. "Aber alle drei Schilder sind verschwunden. Ich hab vor Jahren schon meine Diplomarbeit genau dieser Thematik gewidmet, mit dem Ergebnis: Völlig wurscht, welche Farbe oder Größe die Schilder haben und was da drauf steht, die Leute lesen es sowieso nicht und tun, was sie wollen", so Nestler.

Die Tatsache, die Nestlers Tiere ganzjährig und nur mit einem "Unterstand" auf der Weide leben, also quasi "frei zugänglich" und nicht im Stall eingesperrt sind, wirkt auf viele Spaziergänger wie eine Einladung, meint sie – und steckt im Zwiespalt. Denn sie will auf der einen Seite niemanden aussperren und freut sich über Besucher, weil sie gern ihre eher alternative Form der Tierhaltung zeigt. Doch sind auf der anderen Seite Ärger und Angst schon sehr groß. "Der nächste Schritt wäre noch, Überwachungskameras zu installieren. Einmal schauen, wie man das lösen kann."