"Rabe 1" landet für gewöhnlich jeden Dienstag, Freitag und Samstag im Peter Tunner-Park in Leoben. Hinter "Rabe 1" verbirgt sich aber kein schwarz gefiederter Vogel, sondern das Kennzeichen der "Rabenmutti". Und hinter dieser wiederum steckt Dagmar Pracher aus Trofaiach -  bekannt für ihre oft eher ungewöhnlichen Hot Dog-Kreationen. In der Region ist die Rabenmutti im schwarzen "Schammerl" längst ein bunter Hund - mit einer Pippi Langstrumpf auf ihrer noch viel kunterbunteren Hand.

Kurz vor halb 12 mittags blättert sie am Tresen ihres "Schammerls" einen Pack Zetteln durch. "Lins Armstrong", "Preiselbert", "Würziger" oder auch "Wurzelsepp" steht darauf geschrieben. Pracher stellt gerade die heutige Speisekarte zusammen. Denn die wechselt ständig - je nachdem, was das Gemüsebeet gerade so hergibt, sagt sie. Sie liebt es, mit frischen Zutaten zu experimentieren und zaubert immer wieder teils fruchtig-scharfe, aber auch bodenständige oder fleischlose Hot Dog-Kreationen aus dem Hut.

"Stell einfach zusammen"

Auf ein fröhliches "Hallo" der Rabenmutti, gerichtet an einen jungen Mann, folgt die Frage: "Du magst es gerne süß-würzig, oder?". Er reagiert mit einem Nicken, überfliegt trotzdem kurz die Speisekarte, überlegt und meint dann aber nur: "Stell mir einfach einen zusammen bitte."

Leise brutzeln währenddessen schon die ersten Würstchen am Grill. Eines davon greift sie mit ihrer Zange und wendet es noch einmal. Wenige Augenblicke später landet der Käsegriller zwischen zwei Brötchenhälften. "Scharf magst du schon, nur keine ganze Chilischote, richtig?" erkundigt sich Pracher nochmals beim jungen Mann. Goldrichtig. Obendrauf kommen noch Saucen, Röstzwiebel und Chiliflocken.

Als ob der Geruch nach gegrilltem Käse, Speck und Würstchen bis in sämtliche Büros in der Innenstadt hineinziehen würde, hat sich nur wenige Momente später schon eine Schlange gebildet. Neugierig steckt auch Hund seine Schnauze um die Ecke - wird von seinem Herrchen mit einem sanften Ruck aber zum Weitergehen aufgefordert.

Nico Schreibmaier aus Trofaiach
Nico Schreibmaier aus Trofaiach © Isabella Jeitler

"Raben sind fürsorglich und sozial"

"Schau, kennst du die Sauce schon? Die macht ein junger Klagenfurter. Da sind nur Früchte und Chilis drin, kein Klumpat", sagt die Rabenmutti einem ihrer nächsten Stammkunden. Einer davon ist auch der 18 Jahre alte Nico Schreibmaier aus Trofaiach. Warum ihm ein Rabenmutti-Hot Dog lieber ist als eine Wurstsemmel? "Es fühlt sich einfach besser an, weil es qualitativ hochwertig und noch dazu regional ist. Außerdem ist sie persönlich so nett", sagt Schreibmaier.

Apropos nett: ist eine Rabenmutter im Sprachgebrauch für gewöhnlich ein eher abwertender Begriff, beziehungsweise steht für eine Mutter, die sich nicht um ihre Kinder kümmert, möchte die selbsternannte Rabenmutti diesem vermeintlichen Mythos Abhilfe schaffen: "Raben sind nämlich gar keine bösen Vögel, ganz im Gegenteil - sie sind fürsorglich und sozial und ich mag, wie sie gehen", erklärt die Rabenmutti.

"Lass es dir schmecken - und nicht anpatzen", ruft Pracher einer jungen Frau nach, die soeben ihr "Halbe-halbe-Hot Dog" in die Hand gedrückt bekommen hat: "Das ist für all die, die sich, wie auch ich, nicht so leicht entscheiden können", sagt sie und schneidet mit einer Schere noch die beiden Wurstenden ab - wie auch bei allen Würstchen davor und danach. Warum sie das tut? "Na ja, meistens mögen das Kinder nicht so gerne. Mich persönlich stören die beiden Zipferl zwar nicht wirklich, aber besser finde ich es auch ohne."

Es ist Prachers Liebe fürs Detail, die die Hot Dogs einzigartig und die Rabenmutti so bekannt machen - vom dreijährigen Knirps bis zur 80-jährigen Oma habe sie schon Leute jeden Alters bedient. Rund 80 verschiedene Variationen sind es auch, die sie innerhalb der letzten drei Jahren, seit denen es die Rabenmutti gibt, kreiert hat. Von Polenta über Sellerie, Pfirsiche, Bananen oder Kernöl stand schon so allerhand auf der Zutatenliste - und die wird mit Sicherheit noch um ein Vielfaches länger.