Es schaut aufgeräumt aus vor dem Geschäft der Fischzucht Igler in Kalwang. An der Brücke, die über die Liesing zu den Teichen und dem Bruthaus führt, ist ein Hochwasserschutz aufgebaut. Rechts, auf der Steinmauer am Bach, liegen grüne Sandsäcke gestapelt. „Den Hochwasserschutz haben wir schon länger, die Sandsäcke liegen erst seit ein paar Tagen da. Vorsichtshalber“, sagt Hannes Igler, der vor 30 Jahren die Fischzucht von seinem Vater Klaus übernommen hat.

Eva Maria Igler beim „Fischeklauben“ im Bruthaus in Kalwang vor einer Woche
Eva Maria Igler beim „Fischeklauben“ im Bruthaus in Kalwang vor einer Woche © KLZ / Johanna Birnbaum

Der 86-jährige Seniorchef hat sich von dem Schock, den das Unwetter vergangene Woche ausgelöst hat, schon ein wenig erholt. „Es ist furchtbar, anschauen zu müssen, wie ein Betrieb, den es fast 135 Jahre gibt, mit einem Schlag zerstört wird“, sagte er noch vor einer Woche. Und das Bild, das sich da bot, prägte sich ein. Schlammbedeckte Stege, braunes Wasser und überall tote Fische. Aus den Teichen und Becken herausgespült, erstickt im schlammigen Wasser. „Mein Vater ist ein Phänomen, obwohl es ihn getroffen hat, freut er sich jetzt schon wieder, mit dem Bagger Rohre neu zu verlegen. Er schaut immer nach vorne“, sagt Igler.

Viele Helfer und Zuversicht

Seine Frau Eva Maria sammelte nach den Überschwemmungen weinend ihre Existenzgrundlage ein. Um die Seuchengefahr zu bannen, halfen Hunderte Frauen und Männer mit. Auch das Bundesheer schickte 40 Soldatinnen und Soldaten, die in schlammigen Teichen nach toten Fischen suchten.

Eine Woche später läuft wieder Wasser in einen Teich und das Ehepaar ist voller Zuversicht. „Unsere Teiche wurden mit einem Drittel Quellwasser und zwei Drittel Bachwasser aus der Liesing gespeist. Das Bachwasser braucht mindestens ein halbes Jahr, bis es wieder rein ist. Jetzt füllen wir ein paar Teiche mit Quellwasser, um Fische aus unseren Standorten in Italien und Seiz hier einzusetzen. Wenn alles gut geht, können wir in zwei, drei Wochen in unserem Laden hier in Kalwang wenigstens Frischfisch anbieten“, erzählt Hannes Igler, der im September 1991 seinen Meisterbrief als Fischereimeister bekam.

In der Vitrine stehen derzeit Kuchen und keine Fische
In der Vitrine stehen derzeit Kuchen und keine Fische © KLZ / Johanna Birnbaum

Kuchen, eingefrorene Fischfilets und Besuch vom Abt

Der Meisterbrief hängt im Verkaufsraum, dessen Mittelpunkt eine in Rot und Glas gehaltene Vitrine ist. Fische sind dort keine mehr zu sehen. Stattdessen stehen dort verschiedene Kuchen. Ein Auto fährt vor, ein Mann steigt aus. „Habt’s ihr noch Fische?“, ruft er. „Ja, ein paar haben wir noch eingefroren, Filets. Passt das?“ Schon fährt das nächste Auto vor. Gerhard Hafner, Abt des Benediktinerstifts Admont kommt mit Pater Egon Homann vorbei, um zu schauen, wie es der Unternehmerfamilie geht.

Hannes und Eva Maria Igler, Abt Gerhard Hafner und Pater Egon Homann
Hannes und Eva Maria Igler, Abt Gerhard Hafner und Pater Egon Homann © KLZ / Johanna Birnbaum

Der Schaden, den das Unwetter hinterließ, ist enorm, erzählt Igler. „Allein der Fischbestand war an die fünf Millionen Euro wert. Das war mein Kapital und keine Millionen auf der Bank“, sagt er. Trotzdem ist er zuversichtlich. „Es bringt nichts, zurückzuschauen. Wir müssen jetzt planen, wie wir in Zukunft unsere Fischzucht weiterbetreiben können. Es gibt einige Ideen, aber dazu brauchen wir Fische und Zeit“, betont Igler. Er ist überwältigt von der Hilfsbereitschaft. „Kollegen haben angeboten, von ihnen Fische zu bekommen, und auch Hobbyzüchter, die unsere Kunden sind, haben mir Fische zur Aufzucht angeboten. Das finde ich großartig“, erzählt der Kalwanger.

30 Teiche und die Fließanlage mit sechs Becken wurden bei dem Unwetter in der Nacht von 16. auf 17. Juli komplett überschwemmt. „Der Schaden an Geräten, der Technik und auch an Gebäuden geht in die Millionen. Das ist versichert, allerdings gibt es bei solchen Elementarereignissen nur einen Pauschalbetrag, und der ist nicht hoch“, sagt Igler. Der Fischbestand selbst sei nicht versichert. „Das macht keine Versicherung, weil Fische Hochrisikotierbestand sind“, erklärt der Fischereimeister, der im Dauerkontakt mit den Behörden steht. „Die sind hilfreich, stoßen aber, ob der vielen Ereignisse, langsam an ihre Grenzen“, bemerkt Igler.