Am Dienstag steht die österreichische Nationalelf der Türkei im Achtelfinale der Fußball-Europameisterschaft gegenüber. Eine der wichtigen Stützen der rot-weiß-roten Nationalmannschaft ist dabei Verteidiger Stefan Posch, der seine Wurzeln in Kraubath hat.

Der 27-Jährige kickt aktuell beim italienischen Traditionsklub FC Bologna und spielt seit 2019 auch für Österreich. Posch, der seine ersten Schritte im Fußball beim TuS Kraubath machte, hat sich mittlerweile zu einer festen Größe in der Serie A in Italien und im ÖFB-Team entwickelt. Das wurde auch in seiner Heimat honoriert: Im Jahr 2020 wurde er zum Ehrenbürger der Marktgemeinde Kraubath ernannt.

Stefan Posch ist eine feste Größe in der österreichischen Nationalmannschaft
Stefan Posch ist eine feste Größe in der österreichischen Nationalmannschaft © EXPA/Eibner/Memmler

Und auch jetzt bei der Europameisterschaft in Deutschland steht ganz Kraubath voll und ganz hinter ihrem Ehrenbürger: „Die Stimmung bei uns ist wirklich super und wir sind ganz stolz auf Stefan. Dass er da bei der EM dabei ist und auch einen wesentlichen Beitrag zum Erfolg von Österreich leistet, ist wirklich großartig“, teilt Bürgermeister Erich Ofner mit.

Wenn der Fußballer seiner Heimat einen Besuch abstattet, sei die Freude vor allem bei den jungen Sportlern groß: „Er ist ein Vorbild für unsere Kinder. Auch meine Enkerl tragen ein Stefan Posch-Trikot“, erzählt der Bürgermeister, der beim Spiel gegen die Türkei auf einen österreichischen 3:1-Erfolg setzt.

„Wir schaffen es bis ins Finale“

Ähnlich beschreibt Josef Stroißnigg, Obmann des TuS Kraubath, die Euphorie in der Gemeinde: „Bei unserem Public Viewing ist immer volles Haus und es wird gefeiert. Eh klar, wenn ein Kraubather dabei ist.“ Er tippt auf einen 2:0-Sieg für Österreich. „Und wir schaffen es bis ins Finale – und dann schießt Stefan Posch ein Tor“, ist er überzeugt.

Nationalitäten im Wettstreit

„Ich finde, dass derjenige gewinnen soll, der besser spielt“, meint Erol (44), Pizzabäcker aus Leoben. Er ist Türke, geboren wurde er in Bulgarien. Mit elf Jahren kam er mit seiner Familie nach Österreich. Er werde beim Achtelfinale von Österreich gegen die Türkei am Dienstag doch eher der türkischen Nationalelf die Daumen drücken, meint Erol.

Insgesamt sieht er das Thema Nationalitäten im Wettstreit allerdings eher kritisch: „In meinen Augen ist das eine Geschichte, die die Menschen eher spaltet, als vereint. Wenn mich jemand fragt, wo ich meine Wurzeln habe, sage ich immer, ich bin ein Mensch und komme von der Erde. Ich habe zwei Augen, ein Hirn, ein Herz. Mein Blut ist rot, deins genauso. Stimmt doch, oder?“ meint er.

Nezam Uzbek (25) und Erol (44) aus Leoben haben unterschiedliche Ansichten zum Thema Fußball
Nezam Uzbek (25) und Erol (44) aus Leoben haben unterschiedliche Ansichten zum Thema Fußball © KLZ / Andreas Schöberl-Negishi

Er plädiert dafür, die hochkarätige Begegnung der österreichischen und türkischen Kicker beim Achtelfinale in erster Linie auf der sportlichen Ebene zu betrachten. Und, wer wird gewinnen? „Beide Mannschaften waren gut bisher. Der Ball ist rund, wer weiß, wo und wann er hineingeht? Lassen wir uns überraschen, schauen wir einmal“, so Erol.

„Grund zum Feiern gibt es immer“

Sein persönlicher Tipp für den Endstand? „1:0 oder 2:0 für die Türkei“, vermutet er: „Für mich ist es aber genauso okay, wenn die Österreicher gewinnen.“ Sein Kollege Nezam Uzbek (25) aus Leoben stammt aus Afghanistan und ist in diesem Punkt eindeutig anderer Meinung. „Da müssen wir schon Österreich unterstützen. Schließlich leben wir hier. Und wenn Österreich gewinnt, dann feiern wir alle gemeinsam“, sagt Uzbek.

Grund zum Feiern habe man doch irgendwie immer, hält Erol dem entgegen: „Egal, ob es 1:0 für die einen oder 5:0 für die anderen ausgeht.“ So betrachtet, gibt ihm Uzbek auch wieder recht.