Österreich und sein prominenter Sohn - eine unendliche Beziehung. Sie könnten zwar ohne einander, aber sie können trotzdem nicht voneinander lassen. "Steirische Eiche", ein Leben lang. Den Wurzeln entwachsen - und trotzdem verwurzelt in den Olymp aufgestiegen. Höhen und Tiefen, Abkühlungen und Hitzephasen. Zum 70. Geburtstag ist Arnold Schwarzenegger so eng mit seinem Heimatland wie nie zuvor.
"Out of Austria" betitelte Arnold Schwarzenegger das erste Kapitel seiner im Jahr 2012 erschienenen Autobiografie "Total Recall - My Unbelievably True Life Story", in dem er seine Kindheit und Jugend im heimatlichen, ländlichen Thal bei Graz beschrieb. Es sind, trotz mancher Entbehrungen der Nachkriegszeit, Erinnerungen in mildem Licht, an ein alles in allem einfaches und schönes Heranwachsen. Doch der Rückblick auf seine ersten 19 Lebensjahre offenbart den Drang auszubrechen, die Heimat als erste Durchgangsstation, die intuitive Suche nach einem Sprungbrett, in eine andere, größere Welt.
"Stell dir vor, du fühlst dich deplatziert. Es war fast so, als ob meine Mutter eine Beziehung mit einem Amerikaner gehabt hätte. Irgendwie war ich nicht wirklich österreichisch. Ich hatte nicht wirklich das Gefühl, hierher zu gehören. Ich war beeindruckt von den Schwarz-Weiß-Dokumentationen, die ich über Amerika sah, von den Wolkenkratzern in New York, den großen Autos, den sechsspurigen Autobahnen, von Hollywood und den Stars, von den Millionären. Ich wollte reich und berühmt werden", gab Schwarzenegger in einem Interview mit der "Presse am Sonntag" einen Einblick in seine damalige Gefühlslage. "Ich suche das Risiko und nicht das Sicherheitsnetz. Das ist der amerikanische Weg. Das bin ich" - Arnold Schwarzenegger, das wohl unösterreichischste Österreich-Aushängeschild.
Doch so sehr er schließlich im Traumland Amerika angekommen war, blieb die Heimat ein Teil von ihm - und das nicht nur des unnachahmlichen "American Steirisch" wegen. Nach dem Tod des älteren Bruders Meinhard bei einem Autounfall 1971 in Kitzbühel und von Vater Gustav 1972, blieb Mutter Aurelia der heimatliche Hauptbezugspunkt. Arnold und seine geliebte "Mutti" - sie blieben bis zu ihrem Tod im Jahr 1998 innigst verbunden. Der große Sohn besuchte die stolze "Reli" regelmäßig - und sie verköstigte ihn mit Apfelstrudel. Zwei oder drei Monate im Jahr wohnte sie in der "Casa Arnold" in Los Angeles - und sorgte auch dort für das leibliche Wohl und kümmerte sich um die Enkelkinder. Seinen Neffen Patrick Knapp, Sohn von Meinhard, holte er mit 19 Jahren in die USA und half ihm finanziell während des Studiums. Heute ist Patrick sein Anwalt sowie der anderer Hollywoodstars.
Die Verbindung in die Heimat wurde auch durch zwei weitere wichtige Menschen in Schwarzeneggers Leben mehr als am Leben erhalten: Alfred Gerstl und Josef Krainer jun., beide vor kurzem verstorben. Ersterer, ehemaliger ÖVP-Bundesratspräsident, wurde zu seinem (auch politischen) Mentor und lebenslangen Freund. In dessen Zuhause in Graz ging bereits der junge Schwarzenegger ein und aus. Für den früheren legendären steirischen ÖVP-Landeshauptmann wiederum wurde Schwarzenegger sogar zum Wahlkampf-Unterstützer. Und "der Joschi" sorgte dafür, dass Arnold, nach Erlangen der amerikanischen Staatsbürgerschaft 1983, die österreichische behalten konnte und seitdem als Doppelstaatsbürger firmiert. Auch Bundespräsident Thomas Klestil, einst Generalkonsul in Los Angeles, war ein guter Freund der "Steirischen Eiche".
Zu einer Abkühlung der Beziehung Österreich-Schwarzenegger kam es ausgerechnet während dessen Amtszeit als Gouverneur von 2003 bis 2011 - und das obwohl Politiker aller Couleur bei seiner Wahl noch in Jubelstürme ausgebrochen waren. In Graz wurde von linker Seite die Forderung nach einer Umbenennung des 1997 eröffneten "Arnold Schwarzenegger Stadions" laut - aus Protest gegen die Ablehnung des Todesstrafen-Gnadengesuchs des Vierfach-Mörders Stanley "Tookey" Williams, der in der Haft Kinderbücher und Bücher gegen Rassismus verfasste. "Arnie" kam allen zuvor: Er sandte knapp vor Weihnachten 2005 den Ehrenring der Stadt zurück und verbot Graz die Nutzung seines Namens. Mittlerweile firmiert die Anlage unter dem Namen "Merkur Arena".
Doch seit dem Ende seiner "Governator"-Zeit erblühte die Beziehung Schwarzeneggers zu seiner alten Heimat wieder. Mehrmalige Besuche pro Jahr wurden zu Fixpunkten in seinem Terminkalender. Hahnenkammrennen in Kitzbühel, Urlaub beim Stanglwirt in Going, Besuche in Graz und Thal - "Arnie" is "back". Ein wohl wesentlicher Mitgrund für die neu entflammte Liebe: das 2011 eröffnete "Arnold Schwarzenegger Museum" in seinem Geburtshaus in Thal. Ein Monument eines unglaublichen Lebens, liebevoll festgehalten in Erinnerungsstücken.
(APA)