Hunderte Menschen kamen schon vor der Heiligen Messe für den am 30. Dezember 2016 verstorbenen steirischen Alt-LH Josef Krainer zur Pfarrkirche Graz-St. Veit.
In Gedenken an "Joschi": An einen "Menschen von herausragendem Format", wie es Altbischof Egon Kapellari in tiefer Trauer ausdrückte.

Allein 70 Personen werden zu Josef Krainers Familie gezählt: dem engsten Kreis mit den Geschwistern Anna, Heinz und Dorothea bzw. Renate, der Witwe von Fritz sowie seinen Kindern Franz, Johanna, Josef, Ferdinand und Georg gilt das Mitgefühl der großen Trauergemeinde, die zur Pfarrkirche Graz-St. Veit aufbrach.

Diese Kirche "war seine Heimatkirche", betonte man im  Gottesdienst. Am örtlichen Friedhof wurde 2001 auch seine Gattin Rosemarie zur letzten Ruhe gebettet.

Zur Seelenmesse, die Theologe Philipp Harnoncourt las  und Kapellari leitete, kamen Vizekanzler Reinhold Mitterlehner, Arnold Schwarzenegger und viele mehr.  Die Familie bedankte sich eingangs für "die große Anteilnahme." Sein Freund Wolfgang Mantl sagte tief bewegt: "Noch ist uns seine Stimme im Ohr. Sie ist verstummt, seine Leistungen aber bestehen weiter."  

"Du gute und treue Seele"   

Krainer würde nun "von oben herabschauen und verschmitzt lächeln, wer alles da ist." Der steirische Landeshauptmann Hermann Schützenhöfer hielt die  letzte Trauerrede: "Die Steiermark verliert einen großen Sohn, volksnah und weltoffen."

Krainer hatte "die Nase, wie man Politik entwickelt." Und er  ahnte Entwicklungen voraus. Ja, Krainer wusste, was "die Kleinen im Lande brauchen Er konnte auch mit den Großen."

Ein "Landesvater und Staatsmann", der "nie vergaß, woher er kam", schilderte Schützenhöfer. Für das Bundesland Steiermark war der Verstorbene die "prägendste Gestalt, mit seinem Wissen und seinem Wesen".

Freilich gedachte Schützenhöfer nicht nur dem Politiker. So hätte Krainer "uns oft erzählt, er hätte seiner Gattin gerne die Zeit zurückgegeben, die er vor der Pension nicht hatte." Es blieben ihnen nur wenige Jahre. 
Außerdem: "Mit ihm konnte man trefflich streiten. Nicht öffentlich. Aber mit ihm wusste man, was Diskussion heißt."

Schützenhöfer dankte ebenso der Familie, die "bei Krainers schwerer Krankheit selbstverständlich beim Vater war. Das sind gute Familien." Und dann, unter Tränen: "Wir haben ihn gern gehabt. Hab Dank für alles. Du gute und treue Seele"   

Krainer sah "Tod bewusst entgegen"

"Krainer sah seinem Tod sehr bewusst entgegen", erinnerte sich Harnoncourt im Gottesdienst an seinen "spirituellen Weggefährten".

Und berichtete: "Ich lernte ihn 1947 kennen, wir waren beide in der 7. Klasse im Gymnasium. Getroffen haben wir uns bei einer Aufführung von dem Buch mit sieben Siegeln." Das sei damals ein Aufreger gewesen.
Zumal in "der Zeit unserer Jugend das geistige Vakuum zu spüren war. Es gab eine Sehnsucht nach Fundamenten und Sinnstiftung."    

Schwarzenegger: "Josef Krainer hat mich immer inspiriert"

Harnoncourts und Krainers Weg führte in den Dom: Dort gab es "geradezu sensationelle Predigten - da war Joschi immer dabei. Wir haben andere Jugendliche dorthin gebracht. Da gab es 2500 Menschen im Dom". Man musste früher da sein, um noch einen Stehplatz zu bekommen.

Harnoncourt ging auf zahlreiche Wegbegleiter und (Glaubens-)Gespräche ein. Und meinte dann: "Die Begegnungen mit kirchlichen Verantwortungsträgern haben bei Krainer den Sinn für politische Verantwortung wie auch für die Kunst geweckt."
Ja, Krainer "wusste, dass er besonders begabt war. Aber er wusste auch, dass jede Gabe auch Aufgabe ist."

"Vorwärtsstürmender"

Krainer war ein "Vorwärtsstürmender" und erweiterte "die steirische Breite zur europäischen Breite", skizzierte Wolfgang Mantl seinen Freund. Den Mann "mit hoher Stirn, klugen Augen und breitem Lächeln". Dies "wies nichts Aufgesetztes auf".

Denn schon als junger Mann ging Krainer "in die Welt hinaus, ohne die heimatlichen Wurzeln zu kappen". Krainer hätte gewusst: "Ein kleines Land braucht einen großen Horizont." Das habe sein Freund auch verwirklicht.

Als Fundament dienten "gestandener Konservativismus, die bewusste, tiefe Katholizität" sowie sein liberales Wesen. Dabei half ihm "die Meisterschaft des gesprochenen Wortes". Krainer "hat Menschen und Situationen direkt ergriffen."

"Ökumenisches Musterland"

Hermann Miklas (Superintendent der Evangelischen Kirche in der Steiermark) kam auf Wunsch Krainers ebenso zu Wort. Er lobte den Verstorbenen, speziell für seine Verdienste um die Ökumene. Die Steiermark entwickelte sich mit Krainers Hilfe regelrecht zum "Musterland".

Unvergessen würde dem Superintendenten ein Gespräch nach einer Tunnelsegnung bleiben. Krainer hätte damals gesagt: "Die Entscheidung für diesen Tunnel war die Schwierigste in meinem politischen Leben." Grund: Der Berg wurde ja nicht längs, sondern quer durchschnitten.
Krainer hatte daher Zweifel an Aufwand und Kosten; er berichtete von schlaflosen Nächten.

Hat es sich gelohnt? "Das weiß ich bis heute nicht, aber nun ist das Werk gesegnet, ich kann beruhigt schlafen", soll der Landeserste nach der Segnung zu Miklas gesagt haben.

"Du fehlst uns sehr"

Martin Purtscher (Vorarlbergs Alt-Landeshautmann) erklärte: "Mit Joschi verliere ich einen treuen Freund." Er erlebte Krainer als leidenschaftlichen Europäer. Noch bevor ein EU-Beitritt im Bund Thema gewesen war. Und dann noch, als die "dramatischen Abschlussverhandlungen mit Brüssel "liefen.  

Krainer war "ein politisches Naturtalent, redegewandt und überzeugend." Seine Stimme "wurde ihn Wien gehört, auch wenn es nicht immer angenehm war".  Purtscher: "Du fehlst uns sehr."

Trauerakt

Tags darauf gedenkt die offizielle Steiermark des Ausnahmepolitikers in einer Trauersitzung und einem Requiem mit Diözesanbischof Wilhelm Krautwaschl im Grazer Dom.