Über Wochen mobilisierten die Nominierten für die Köpfe des Jahres in der Süd- und Weststeiermark ihre Fans, Freunde und Familie. Fleißig wurden Kreuzchen gesetzt oder online gevotet. Sie alle haben im vergangenen Jahr Großartiges geleistet, doch auf den Siegertreppchen war am Ende in jeder Kategorie nur Platz für eine Person. Am Mittwochabend wurden im Grazer Styria Media Center vor einem beeindruckenden Ausblick über die Landeshauptstadt im 14. Stock die Gewinnerinnen und Gewinner der sieben Kategorien gekürt. Auch die Auszeichnung für das Lebenswerk wurde übergeben.

Kategorie Entertainment

Silvia Gaich: Bei ihr hat jedes einzelne Wort Bedeutung

Sie trägt ihr Herz auf der Zunge. Was für viele ein Sprichwort ist, ist bei Silvia Gaich Programm. Denn nicht nur wegen der angenehmen Tonlage ihrer Stimme hat die 40-Jährige aus Rosental an der Kainach viele Fans. Es ist auch die Authentizität, die sie bei jedem Wort an den Tag legt, die ihre Kunden begeistert. Und so hat sie in ihrer Karriere bereits mehr als 300 Telefonschleifen für Firmen eingesprochen.Weil man Gaich einfach nicht böse sein kann – selbst wenn sie etwas wirklich Lästiges sagt, wie etwa: „Bitte haben Sie noch etwas Geduld. Ein Mitarbeiter wird sich gleich um Ihr Anliegen kümmern.“

Die „Mundwerkerin“, als die sich selbst bezeichnet, moderierte in den vergangenen 15 Jahren unzählige Veranstaltungen. Von der Siegerehrung über die Modenschau bis zur großen Firmenfeier war alles dabei. Und ganz nebenbei machte sie auch noch eine Ausbildung zur Lebens- und Sozialberaterin. Da muss man nicht nur gut reden, sondern auch gut zuhören können. Kein Problem für Gaich, die auch privat gerne leise Töne anschlägt.

Surft man auf ihrem Facebook-Account, entdeckt man schnell die – neben der Sprache – zweite große Leidenschaft der Weststeirerin. Es ist die Natur, die sie gerne mit allen Sinnen genießt. Egal ob Packer Stausee oder Rappoldkogel – zu Hause ist es eben doch am schönsten. Schon wieder so ein Sprichwort, das bei Gaich einfach uneingeschränkt zutrifft.

© Juergen Fuchs

Kategorie Wirtschaft und Forschung

Martin Reiss: Der Fänger des Sonnenwindes

Astronaut wollte Martin Reiss eigentlich nie werden. Dennoch führt ihn seine Arbeit täglich ins Weltall. Genauer gesagt zur Sonne.
Der gebürtige Stainzer absolvierte sein Masterstudium in theoretischer und computerorientierter Physik an der Universität in Graz und promovierte 2017 in Astrophysik. Das Weltraumwetter insbesondere der Sonnenwind haben es dem 33-Jährigen angetan. Mit besseren Modellen will der Physiker den Sonnenwind quasi einfangen.

Das Spannende laut Reiss: Weltraumwetter ist noch eine relativ junge Forschung. „Hier gilt es noch einiges zu messen und zu forschen. Es ist toll, Teil dieser Forschung sein zu können“, sagt der Physiker. Bemerkenswert: Reiss erhielt im Herbst in Schottland die Alexander-Chizhevsky-Medaille für junge Forscher. Wer nun allerdings glaubt, dass er ein unsportlicher und stubenhockender Klischee-Physiker ist, der irrt.

Work-Life-Balance ist ihm wichtig. Den 33-Jährigen zieht es in seiner Freizeit zwar näher zur Sonne, allerdings nur auf Bergspitzen. Erforscht werden in der Freizeit statt Weltraumphänomene fremde Länder und Kulturen. Zeichnen und skizzieren ist ebenfalls ein Hobby. Einmal in der Woche heißt es auch „Darf ich bitten?“ Denn der gebürtige Stainzer entdeckte kürzlich das Tanzen, speziell Disco Fox für sich. Wenn keine Zeit fürs Tanzlokal bleibt, wird auch schon einmal die Küche für das Experiment adaptiert.

© Juergen Fuchs

Kategorie Sport

Dorina und Ronja Klinger: Das erfolgreiche Beachvolleyball-Duo

Groß geworden – im buchstäblichen und übertragenen Sinn – sind Dorina (23) und Ronja Klinger (21) auf der Skipiste. Später verlegten die beiden Schwestern aus Frauental an der Laßnitz den Fokus zunehmend vom Schnee in den Sand. Eine Entscheidung, die sich als goldrichtig erweisen sollte.

Mittlerweile bilden die beiden Heeressportlerinnen das jüngste Duo im österreichischen Beachvolleyball-Nationalteam und sind Stammgäste bei den Turnieren der World Tour. Dort konnten sie im vergangenen Jahr einen besonderen Erfolg verbuchen: Beim 1*-Turnier in Sofia erspielten sie sich Bronze und damit die bereits zweite Medaille auf der World Tour nach Silber beim 1*-Turnier in Malaysia. Ein Highlight 2021 war auch die Teilnahme an der Beachvolleyball-Heim-Europameisterschaft in Wien, wo Dorina und Ronja wertvolle Erfahrungen für künftige Großveranstaltungen sammeln konnten.

Noch stärker zusammengeschweißt haben die „Klinger Sisters“ aber auch kleine Rückschläge wie eine Coronainfektion und eine Schulterverletzung. An Zielen mangelt es den beiden sympathischen Südweststeirerinnen, die an der Florida International University studierten und trainierten, nicht. Bis zum Ende ihrer Karriere wollen sie bei allen großen Events wie Olympischen Spielen, Welt- und Europameisterschaften oder Major-Turnieren vorne mitmischen.

© Jürgen Fuchs

Kategorie Soziales Gewissen

Stefan Waltensdorfer und René Pfeifer: Besondere Feriencamps für besondere Kinder

Sommer, Sonne, Ferienlager – was für die meisten wie ein unbeschwertes Ferienidyll klingt, ist für viele Kinder der blanke Horror. Wenn man in einem gewissen Alter noch eine Windel braucht oder regelmäßig nachts ins Bett macht, ist die Teilnahme am Ferienlager unmöglich. Doch dank Stefan Waltensdorfer und René Pfeifer von den Köflacher Kinderfreunden gibt es auch für diese Jugendlichen seit drei Jahren „Action und Fun statt Sorgen und Scham.“ Unter diesem Motto veranstalten Waltensdorfer und Pfeifer nämlich alljährlich ein Ferienlager für bettnässende Kinder.

Für Pfeifer ist es nur eine Draufgabe seines schon jahrzehntelangen Engagements für die Kinderfreunde. Dort haben sich Waltensdorfer und Pfeifer vor vielen Jahren auch kennengelernt – Waltensdorfer als Kind, Pfeifer als Betreuer. Und auch beruflich kreuzten sich die Wege der beiden. So arbeitet Pfeifer als Logistiker bei Stölzle Oberglas, wo Waltensdorfer seine Lehre als Bürokaufmann absolvierte. Der Erste ist noch immer beim Köflacher Glashersteller tätig, der Zweite wechselte auch hauptberuflich in den Sozialbereich und arbeitet seit 2009 als Diplomsozialbetreuer in einem Wohnhaus der Lebenshilfe.

Mit seinen Exit Rooms in Köflach hat Waltensdorfer in den vergangenen Monaten eine sinn- und lustvolle Freizeitbeschäftigung für Jugendliche geschaffen. Mit seiner Musik (unter anderem in der Gruppe Quarantöne) macht er auch Erwachsenen Mut. Sein letzter Song fasst die Lebenseinstellung des Weststeirers zusammen: „An jeden sei Chance.“ Dem ist nichts hinzuzufügen.

© Jürgen Fuchs

Kategorie Gastgeber

Martha Reischl: Heimatgefühl auf der Terenbachalm

Egal ob deftig oder süß – Hausmannskost muss es sein. Oder vielleicht sollte man einfach „Almenkost“ zu dem sagen, was Martha Reischl am Sattelhaus auf der weststeirischen Terenbachalm auftischt. Egal ob Schweinsbraten oder selbst gemachte Krapfen, in der eigenen Selch zubereitete Würstel oder sündhaft gute Strudel – hungrig geht man selbst nach der anstrengendsten Wanderung nach einem Besuch bei Reischl sicher nicht nach Hause. Dafür sorgt auch eigens in Gewächstunneln gezogenes Gemüse.

Für das ganz besondere Heimatgefühl sorgt die Wirtin, die sich kürzlich auch vierbeinige und überaus kuschelige Verstärkung auf die Alm geholt hat, im Almhaus auch mit dem richtigen Ton – im wahrsten Sinn des Wortes. Wann immer es die Zeit zulässt, greift die passionierte Musikerin zur Steirischen Harmonika und hat für jede Lebenssituation das richtige „Gstanzl“ auf den Lippen.

Um die kalte Jahreszeit im Tal kurzweiliger zu gestalten, hat Reischl im Vorjahr ein neues Hobby entdeckt – das Weben. Im obersten Stockwerk ihres Hauses in Kainach klappern im Winter deshalb die Webstühle. Was dabei entsteht? Natürlich Teppiche und Sitzauflagen für das Sattelhaus.

© Jürgen Fuchs

Kategorie Kultur

Christoph Propst: Traum vom Orchestermusiker

Talent hat er, das steht außer Frage. Um auf dem Niveau von Christoph Propst Trompete spielen zu können, gehört aber noch mehr dazu. Im Alter von sechs Jahren begann der Stallhofner mit Musikunterricht auf diesem Instrument. Viele Übungs- und Schulstunden später (Propst maturierte am Musikgymnasium Dreihackengasse) krönte er seine Leistung beim Musikbewerb Prima la Musica. Im Vorjahr erreichte Propst im Bundesbewerb 97,6 von 100 möglichen Punktenund ließ die Konkurrenz damit als Bundessieger klar hinter sich.

Dass er ganz nebenbei auch noch die musikalische Leitung der Schlossfestspiele Piber innehatte, bei der bekanntlich auch Bischof Wilhelm Krautwaschl einen Gastauftritt gab, sei der Vollständigkeit halber ebenfalls erwähnt. Überheblichkeit kommt ob der Erfolge bei dem 19-Jährigen, der auch noch Steirische Harmonika, Klavier und Gitarre spielt, aber nicht auf. Fast demütig erzählt er, dass Musik sein Leben sei. Dass er Volksmusik ebenso spannend findet wie Klassik und dass sein größter Traum ein fixes Engagement in einem Orchester wäre. Orchesterluft schnuppert er schon jetzt. Im Rahmen seines Grundwehrdiensts spielt er aktuell bei der Militärmusik des österreichischen Bundesheeres.

Redakteurin Heike Krusch (re) nahm den Preis für Christoph Probst entgegen
Redakteurin Heike Krusch (re) nahm den Preis für Christoph Probst entgegen © Juergen Fuchs

Kategorie Newcomer

Valentina Stock: Eine Inspiration für junge Autoren

Das Schreiben entdeckte Valentina Stock früh für sich – schon in der Volksschule hatte die Köflacherin Spaß beim Verfassen der Deutsch-Hausübung. Mit 10 Jahren begann sie dann, privat Texte zu Papier zu bringen, die Sammlung an eigenen Geschichten wurde immer größer.
Zu Gesicht bekommen haben Stocks Werke zunächst allerdings nur engste Vertraute. Viel zu „schüchtern und selbstkritisch“ für ein größeres Publikum sei die Nachwuchsautorin laut eigener Aussage lange gewesen. Das änderte sich 2021 mit einem Schlag, als ihre Deutschprofessorin an der Grazer GIBS Stock den entscheidenden „Schubser“ gab: Mit sanfter Gewalt drängte sie ihre Schülerin zur Teilnahme am Junior Bachmann Literaturwettbewerb 2021.

Prompt erreichte die Weststeirerin mit ihrem Text „Land in Sicht“ den zweiten Platz. Zu Kopf gestiegen ist ihr der Ruhm noch nicht, ob sie 2022 erneut am Wettbewerb teilnehmen möchte, weiß Stock noch nicht. Viel lieber will sie andere motivieren, zum Stift zu greifen: „Jeder muss es einmal versucht haben! Wer Spaß am Schreiben hat, sollte unbedingt damit beginnen.“

© Jürgen Fuchs

Kategorie Lebenswerk

Thomas Muster: Ein Mann der Erfolge und Emotionen

Woran erinnert man sich zurück nach einer Sportkarriere? Es ist nicht die Anzahl der Turniersiege (44, Anm.) oder Wochen als Nummer eins (6), es sind die Emotionen. Und davon hat uns Thomas Muster (54) jede Menge geliefert.

Was war das Prägendste? War es der Sieg in Paris 1995, als er sich nach verwandeltem Matchball im Finale gegen Michael Chang auf den Rücken fallen ließ. Wissend, sich den Kindheitstraum erfüllt zu haben? Oder war es das Daviscup-Halbfinale im Praterstadion gegen die USA 1990 vor 30.000 Zuschauern mit den fantastischen Siegen gegen Chang und André Agassi?

Oder war es der Daviscup gegen Deutschland 1994 in Unterpremstätten? Es wurde sogar eine Halle hingestellt, damit dieses Match in der Steiermark stattfinden konnte. Die Stimmung hat Maßstäbe gesetzt. Jeder, der dabei war, erzählt das noch immer voller Stolz. Und jeder, der nicht dabei war, weiß noch, wo er gerade war, als Muster gegen Michael Stich bis zum letzten Blutstropfen gekämpft hat. Oder war es doch das Bild, als er im Holzgestell mit verletztem Bein bereits wieder auf den Ball eingedroschen hat, um nach dem Unfall in Key Biscayne so schnell wie möglich das Comeback zu schaffen?

Was enorm viel wiegt, ist die Ehrfurcht, mit der Sportfans 20 Jahre später über seine Karriere sprechen. Immer wieder ist in Kommentaren zu lesen: „Es kann ja nicht jeder so fanatisch sein wie Thomas Muster.“

Sportredakteur Michael Schuen (li.) nahm den Preis für das Lebenswerk für den abwesenden Thomas Muster entgegen
Sportredakteur Michael Schuen (li.) nahm den Preis für das Lebenswerk für den abwesenden Thomas Muster entgegen © Juergen Fuchs