Die Gasse vermittelt mit ihren großteils ansehnlichen alten gutbürgerlichen Wohnhäusern so etwas wie Ordentlichkeit, das Grün der noch erhaltenen Vorgärten auf der einen Seite verleiht sogar einen Anstrich von Behaglichkeit. Die Sparbersbachgasse führt vom turbulenten Dietrichsteinplatz in das ruhigere Herz-Jesu-Viertel. Eigentlich wäre von der Breite her die Bezeichnung Straße treffender, doch was eine Gasse oder Straße ist, dürfte in Graz eher eine Frage der Tradition sein.
„Gebaut wurde diese Sparbersbachgasse als Wohnstraße, also finden sich hier eigentlich nur wenige Geschäfte“, führt nun Stadthistoriker Karl Kubinzky ins Treffen, der aber auch ein gewisses Missfallen an diversen Bausünden der jüngeren Zeit nicht verhehlen will: „Die Häuser hier gleichen fast der Ausstellung einer Fassadengestaltung in der Gründerzeit, von früh- bis späthistorisch. Durchbrochen wird diese Einheitlichkeit dann durch einige moderne Bauten, die als schmerzende Stilbrüche besonders auffallen.“ Bemerkenswert hingegen sind die Gebäude jeweils an den Ecken zur Rechbauerstraße, die einen mit ihren imposanten Kuppeln, das andere durch seine Fassadengestaltung mit wuchtigen Figuren. Die Straßenbahn fährt seit 1885 Richtung Schillerplatz durch, zuerst mit Pferdeantrieb, ab 1899 bereits elektrifiziert.
Zu mancher Irritation führt die Bezeichnung dieser Gasse. Denn nicht selten wird angenommen, ein Bächlein Sparbersbach sei der Namensgebung zugrunde gelegt worden. Nein, es gab und gibt keinen fließenden Sparbersbach hier. „Die Gasse wurde nach dem Schloss Sparbersbach benannt. Das gehörte dem erzherzoglichem Leibarzt Johann Baptist Clario, dem 1609 das Adelsprädikat Sparbersbach verliehen wurde. Das Schloss am Fuße des Ruckerlbergs kam im auslaufenden 18. Jahrhunderts an einen Friedrich Karl von Haller und ist heute noch als Hallerschloss bekannt“, führt Kubinzky aus.
Einen Bach gab und gibt es in der Sparbersbachgasse trotzdem, den Leonhardbach, der 1880 bis 1883 unter die Erde verlegt wurde, erst danach ging man an die durchgängige Bebauung oben. In der Mandellstraße entsteht durch den Zufluss des Kroisbaches der zur Mur drängende Grazbach. Der Leonhardbach verlief, merkt der Stadthistoriker an, nicht immer dort, wo jetzt sein Tunnel ist: „Die erhalten gebliebene Senke in der Raimundgasse, die war einst das Bachbett.“ Noch eine Spur hinterließ der Leonhardbach, eine Markierung am Pfarrhaus der Herz-Jesu-Kirche, die an die verheerende Überschwemmung im Jahr 1913 erinnert.
Womit wir den markantesten Punkt der Sparbersbachgasse erreichen, die Herz-Jesu-Kirche – als erhabener, wie ein Zeigefinger zum Himmel strebender neugotischer Backsteinbau, entworfen von Georg Hauberrisser und von 1881 bis 1887 errichtet. Auftraggeber war Bischof Johann Baptist Zwerger, dessen Grabmal sich in der Unterkirche befindet. Der Kirchturm ist der höchste in der Steiermark, nach dem des Stephansdoms und des Linzer Doms der dritthöchste in Österreich.
Von außen auf Nummer 55 nicht sichtbar, der erhalten gebliebene Schlot der Seifensiederei und Parfümfabrik Kielhauser, die sich, wie es hieß, über die Grenzen der Habsburgermonarchie hinaus einen Namen gemacht hatte und im Ruf stand, eine Konkurrenz der Paris-Produzenten zu sein. Während des Zweiten Weltkriegs wurde die Produktion auf kriegswichtige Güter umgerüstet, bei einem Luftangriff der Alliierten erlitt die Fabrik schwere Schäden. Das Gelände wurde in den 1980er-Jahren als Wohnanlage hergerichtet, mit integriertem alten Schlot. In der Sporgasse Nummer 3, im Jugendstil-Haus, befand sich das Stadtgeschäft der Kielhauser, auch das gehört der Vergangenheit an.
Dort, wo in unseren Tagen Bioprodukte feilgeboten werden, an der Ecke Uhlandgasse, war einst das „Casetta“, vom Stadthistoriker schmunzelnd als altvatrisches „Szenelokal“ kategorisiert. Es passte sich jedenfalls stilvoll ein, in diese Sparbersbachgasse, in der sich eine vielleicht biedere, aber unaufdringliche Ordnung bis heute erhalten konnte. Als ob die Vergangenheit zur Gegenwart geworden ist.