Styrialog nennt Hermann Schützenhöfer Gespräche, zu denen er in die Amtsräume des Landeshauptmannstellvertreters lädt. Michael Bünker, seit Jänner Bischof der Evangelischen Kirche A. B. in Österreich, war dieser Tage sein Gast. Drei Stunden lang setzte er sich den Fragen und Einwänden der ökumenisch besetzten Runde aus.

Schwindende Gläubige. Der unschöne Brauch, unangenehme Fakten schönzureden, ist Bünker fremd. Den vehementen Einsatz der österreichischen Protestanten für die Nationalsozialisten erwähnte der Bischof ebenso wie die schwindenden Zahlen seiner Glaubensgemeinschaft heute. Muslime und Orthodoxe Christen haben seiner Kirche in Österreich den Rang abgelaufen. Auch evangelikale Christen seien im Vormarsch. Vom Geist dieser Kirche könne man einiges lernen, sagte Bünker selbstkritisch.

"Ökomene der Unterschiede". Zur stockenden Ökumene meinte der gebürtige Steirer, "wir sind uns theologisch weitgehend einig, aber die Kirchen wollen nicht". Er plädierte für eine "Ökumene der Unterschiede", also den Verzicht auf die Hoffnung, einmal Einigkeit in allem und jedem zu erzielen.

Erhalt des Religionsunterrichts. Gemeinsam mit seinen katholischen Gesprächspartnern will sich der Bischof für den Erhalt des Religionsunterrichts in den Schulen einsetzen. Ethikunterricht hält er nicht für eine Alternative. "Religionsunterricht muss eine Begegnung mit der lebendigen Religion sein."

"Flügge werden". "Wie kommen die Kirchen aus ihrem Nest?" fragte Bünker zuletzt und antwortete selbst: "Flügge werden."