Lange blieb er ungenützt, jetzt wird dem von außen kaum einsehbaren Stiftsgarten des Zisterzienserstifts in Rein wieder neues Leben eingehaucht. Im Rahmen der Renovierungen zum 900-jährigen Bestehen des Stifts wird auch der Stiftsgarten nach historischem Grundriss neu erblühen. Bei der Bepflanzung geht man allerdings zeitgemäße Wege: Im engen formalen Korsett mit einem linearen Wegenetz und symmetrisch angelegten Beeten sollen heimische Wildblumenwiesen für eine natürliche, für uns ungeordnete Schönheit sorgen. Dass „hier viele Geschöpfe ein neues Zuhause finden“, sei „ganz im Sinne des heiligen Franziskus“, freut man sich bereits im Stift.

Im Herbst vorigen Jahres wurde unter Aufsicht des Architekturbüros Bramberger und Architektin Iryna Gasyanets mit den umfangreichen Wiederherstellungsarbeiten des Gartens begonnen: Im historisch überlieferten geometrischen Grundriss entsteht ein befestigtes Wegenetz, das 16 gleich große Quadrate einfasst. Zusätzlich wurden Stiegen und Geländer renoviert. Prunkvolle Bauelemente wie ein Nymphäum an der östlichen Mauer und eine zentral gelegene Brunnenanlage sollen zum Blickfang werden. Saniert wird auch die Orangerie.

Bunte Blütenpracht

Um auf der rund einen Hektar großen Gartenfläche bald eine bunte Blütenpracht entstehen zu lassen, wurden auch bereits im Oktober auf allen Pflanzfeldern unterschiedliche Wildblumenmischungen angesät und dafür notwendige Bodensubstrate aufgebracht. Die sechzehn Felder sollen dann in unterschiedlichen Farben und zu unterschiedlichen Zeitpunkten erblühen. Ergänzend dazu werden Bäume mit alten Obstsorten, entlang des Bachverlaufes Weiden, ursprüngliche Wildrosen sowie Stauden- und Kräuterbeete gepflanzt.

Verantwortlich dafür zeichnet der Verein „Blühen&Summen“, der auch die Betreuung und zukünftige Pflege des Stiftgartens übernimmt. „Es entstehen naturnahe Lebensräume, die vielen Pflanzen- und Tierarten eine Lebensgrundlage bieten“, rücken Christine Podlipnig und Michael Kreuhsler den ökologischen Nutzen in den Vordergrund.

Strenger Grundriss, ökologische Belebung

„Mit diesem Projekt werden wir sowohl unserer historischen Aufgabe gerecht, die alten Strukturen einer barocken Gartenanlage wieder hervorzuheben, als auch unserer spirituellen, indem wir den Samen säen für eine naturverbundene und nachhaltige Zukunft – ganz im Sinne der Lehren des Heiligen Franziskus“, sagt Abt Philipp Helm. Und Prior Pater Martin Höfler freut sich, dass es damit gelinge, „das Beste aus zwei Welten miteinander zu verbinden – auf der einen Seite die Rekonstruktion des streng symmetrischen Grundrisses gemäß der archäologischen Befundung. Andererseits die ökologische Belebung eines über Jahrzehnte ungenutzten Brachlandes.“ Als eines der beliebtesten Ausflugsziele rund um Graz habe man schließlich eine Verantwortung, bewusst den Besucherinnen und Besuchern „das Zusammenspiel von gut 900 Jahren Baukultur und der Natur in ihrer ursprünglichsten Form näherzubringen“.

Unterstützt wird das Projekt auch von Landesrätin Ursula Lackner (SPÖ), die sich auch über „einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung der Menschen, wie man gut mit der Natur umgehen soll“, freut. Und Schirmherr Hans Roth, der mit seinem Unternehmen und seiner Familie dem Stift Rein seit vielen Jahren eng verbunden ist, freut sich darüber, eine weitere Aktivität mit dem Verein Blühen&Summen umsetzen zu können.

Noch sind die Bagger zugange, der neue bunte barocke Garten lässt sich aber schon erahnen. Eröffnet wird er im Frühjahr 2025.